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Klein, Paul: Eine Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1615.

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Christliche Leichpredigt.
nen solchen Abschied aus dieser Welt zu nemen/
auffwelchen jhnen hernach ewig wol seyn möch-
te/ etc. Die vernünfftigen Heyden/ die gegleubet
haben/ daß die Seele des Menschen vnsterblich
sey/ haben die rechte Sterbekunst gesetzet auff
eusserliche Tugend vnd Erbarkeit/ etc. Die Jü-
den zu Christi zeiten/ suchten die rechte Sterbe-
kunst in den Wercken des Gesetzes: Die heuti-
gen Jüden suchen die in jhrem Thalmud. Der
Türck wil die rechte Sterbekunst lernen aus sei-
nem Alcoran. Die Münche vnd Nonnen suchen
sie im Klosterleben/ vnd klösterlichem Gehorsam
vnd Regeln. Der Pabst hat mancherley mittel
vnd wege ertichtet/ dadurch er vermeinet die
Menschen zum seligen Abschiede zu befördern/
wie vnter andern extrema unctio, die letzte Sal-
bung ist. Aber solches alles sind Menschenfünd-
lein/ Menschenpflantzen/ von welchen Christus
Matth. 15.saget Matth. 15. daß sein himlischer Vater solche
werde außrotten. Wir aber sollen Gottes
Wort vnserer Füsse Leuchte seyn lassen/ wie Da-
vid lehret Psal. 119.

Denn dasselbe weiset vns hin vnd wieder/
sonderlich in verlesenem Sprüchlein/ fein hell

vnd

Chriſtliche Leichpredigt.
nen ſolchen Abſchied aus dieſer Welt zu nemen/
auffwelchen jhnen hernach ewig wol ſeyn moͤch-
te/ ꝛc. Die vernuͤnfftigen Heyden/ die gegleubet
haben/ daß die Seele des Menſchen vnſterblich
ſey/ haben die rechte Sterbekunſt geſetzet auff
euſſerliche Tugend vnd Erbarkeit/ ꝛc. Die Juͤ-
den zu Chriſti zeiten/ ſuchten die rechte Sterbe-
kunſt in den Wercken des Geſetzes: Die heuti-
gen Juͤden ſuchen die in jhrem Thalmud. Der
Tuͤrck wil die rechte Sterbekunſt lernen aus ſei-
nem Alcoran. Die Muͤnche vnd Nonnen ſuchen
ſie im Kloſterleben/ vnd kloͤſterlichem Gehorſam
vnd Regeln. Der Pabſt hat mancherley mittel
vnd wege ertichtet/ dadurch er vermeinet die
Menſchen zum ſeligen Abſchiede zu befoͤrdern/
wie vnter andern extrema unctio, die letzte Sal-
bung iſt. Aber ſolches alles ſind Menſchenfuͤnd-
lein/ Menſchenpflantzen/ von welchen Chriſtus
Matth. 15.ſaget Matth. 15. daß ſein himliſcher Vater ſolche
werde außrotten. Wir aber ſollen Gottes
Wort vnſerer Fuͤſſe Leuchte ſeyn laſſen/ wie Da-
vid lehret Pſal. 119.

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ſonderlich in verleſenem Spruͤchlein/ fein hell

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[[10]/0010] Chriſtliche Leichpredigt. nen ſolchen Abſchied aus dieſer Welt zu nemen/ auffwelchen jhnen hernach ewig wol ſeyn moͤch- te/ ꝛc. Die vernuͤnfftigen Heyden/ die gegleubet haben/ daß die Seele des Menſchen vnſterblich ſey/ haben die rechte Sterbekunſt geſetzet auff euſſerliche Tugend vnd Erbarkeit/ ꝛc. Die Juͤ- den zu Chriſti zeiten/ ſuchten die rechte Sterbe- kunſt in den Wercken des Geſetzes: Die heuti- gen Juͤden ſuchen die in jhrem Thalmud. Der Tuͤrck wil die rechte Sterbekunſt lernen aus ſei- nem Alcoran. Die Muͤnche vnd Nonnen ſuchen ſie im Kloſterleben/ vnd kloͤſterlichem Gehorſam vnd Regeln. Der Pabſt hat mancherley mittel vnd wege ertichtet/ dadurch er vermeinet die Menſchen zum ſeligen Abſchiede zu befoͤrdern/ wie vnter andern extrema unctio, die letzte Sal- bung iſt. Aber ſolches alles ſind Menſchenfuͤnd- lein/ Menſchenpflantzen/ von welchen Chriſtus ſaget Matth. 15. daß ſein himliſcher Vater ſolche werde außrotten. Wir aber ſollen Gottes Wort vnſerer Fuͤſſe Leuchte ſeyn laſſen/ wie Da- vid lehret Pſal. 119. Matth. 15. Denn daſſelbe weiſet vns hin vnd wieder/ ſonderlich in verleſenem Spruͤchlein/ fein hell vnd

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Zitationshilfe: Klein, Paul: Eine Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1615, S. [10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523537/10>, abgerufen am 28.03.2024.