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Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617.

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Bester Weiberschmuck.

HErnach haben etliche das Wörtlein Salvabitur,2. Salvabi-
tur.

wird Selig/ auff vngleiche Meynung erkläret/ vnd wol-
len/ daß es nicht soll verstanden werden/ von jnnerlicher
Gerechtigkeit des Glaubens/ oder von vnser Versöhnung
mit GOtt/ wie Paulus sonsten dieses Wörtlein in seinenRom. 4. v. 6.
Schrifften brauchet/ Sondern von endlicher vnd gantzerEph. 2. v. 8.
Erlösung der Weiber aus allem Vbel vnd von jhrer voll-
kommenen Besitzung des ewigen Lebens.

Dargegen sind etliche in dieser Meynung/ es müsse
durch diß Wort die jnnerliche Gerechtigkeit vnd Seligkeit
jhrer Seelen für GOtt verstanden werden/ weil Paulus sa-
get: So sie bleiben im Glauben/ anzudeuten solche Ge-
rechtigkeit/ die wir für GOtt durch den Glauben erlangen.
Darwieder verstehen etliche allhier dieses Wort von einer
eusserlichen Gerechtigkeit/ vnnd Seligkeit/ nemlich/ von
eusserlichem Ruhm/ Lob vnd Preiß der Weiber/ weil auch
darbey stehet: Durch Kinder zeugen/ Welches nur ein
leiblicher vnd eusserlicher Ruhm ist/ deßwegen die fruchtba-
ren Weiber offt gerühmet/ vnd von vielen Leuten selig ge-
preist werden/ wenn sie viel Kinder gezeuget haben: Die
Vnfruchtbaren aber dargegen wenig gerühmt/ vnd jhnen
offt viel böses nachgesagt wird.

Es sind auch etliche/ welche dieses Wort/ wird Se-
lig/ verstehen von einer solchen Seligkeit/ die der Mensch
wegen seines eusserlichen Beruffs hat/ daß einer für dem
andern seliger gepreist wird/ weil er für andern einen sonder-
lichen oder grössern Beruff/ Stand vnd Ampt hat: Also
werde das Weib Selig gepreist wegen des Kinderzengens/
weil sie sey darzu von GOtt erschaffen/ beruffen vnd ver-
ordnet/ daß sie nach seinem willen mit jhrem Ehmanne solle

Kinder
B
Beſter Weiberſchmuck.

HErnach haben etliche das Woͤrtlein Salvabitur,2. Salvabi-
tur.

wird Selig/ auff vngleiche Meynung erklaͤret/ vnd wol-
len/ daß es nicht ſoll verſtanden werden/ von jnnerlicher
Gerechtigkeit des Glaubens/ oder von vnſer Verſoͤhnung
mit GOtt/ wie Paulus ſonſten dieſes Woͤrtlein in ſeinenRom. 4. v. 6.
Schrifften brauchet/ Sondern von endlicher vnd gantzerEph. 2. v. 8.
Erloͤſung der Weiber aus allem Vbel vnd von jhrer voll-
kommenen Beſitzung des ewigen Lebens.

Dargegen ſind etliche in dieſer Meynung/ es muͤſſe
durch diß Wort die jnnerliche Gerechtigkeit vnd Seligkeit
jhrer Seelen fuͤr GOtt verſtanden werden/ weil Paulus ſa-
get: So ſie bleiben im Glauben/ anzudeuten ſolche Ge-
rechtigkeit/ die wir fuͤr GOtt durch den Glauben erlangen.
Darwieder verſtehen etliche allhier dieſes Wort von einer
euſſerlichen Gerechtigkeit/ vnnd Seligkeit/ nemlich/ von
euſſerlichem Ruhm/ Lob vnd Preiß der Weiber/ weil auch
darbey ſtehet: Durch Kinder zeugen/ Welches nur ein
leiblicher vnd euſſerlicher Ruhm iſt/ deßwegen die fruchtba-
ren Weiber offt geruͤhmet/ vnd von vielen Leuten ſelig ge-
preiſt werden/ wenn ſie viel Kinder gezeuget haben: Die
Vnfruchtbaren aber dargegen wenig geruͤhmt/ vnd jhnen
offt viel boͤſes nachgeſagt wird.

Es ſind auch etliche/ welche dieſes Wort/ wird Se-
lig/ verſtehen von einer ſolchen Seligkeit/ die der Menſch
wegen ſeines euſſerlichen Beruffs hat/ daß einer fuͤr dem
andern ſeliger gepreiſt wird/ weil er fuͤr andern einen ſonder-
lichen oder groͤſſern Beruff/ Stand vnd Ampt hat: Alſo
werde das Weib Selig gepreiſt wegen des Kinderzengens/
weil ſie ſey darzu von GOtt erſchaffen/ beruffen vnd ver-
ordnet/ daß ſie nach ſeinem willen mit jhrem Ehmanne ſolle

Kinder
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[7/0009] Beſter Weiberſchmuck. HErnach haben etliche das Woͤrtlein Salvabitur, wird Selig/ auff vngleiche Meynung erklaͤret/ vnd wol- len/ daß es nicht ſoll verſtanden werden/ von jnnerlicher Gerechtigkeit des Glaubens/ oder von vnſer Verſoͤhnung mit GOtt/ wie Paulus ſonſten dieſes Woͤrtlein in ſeinen Schrifften brauchet/ Sondern von endlicher vnd gantzer Erloͤſung der Weiber aus allem Vbel vnd von jhrer voll- kommenen Beſitzung des ewigen Lebens. 2. Salvabi- tur. Rom. 4. v. 6. Eph. 2. v. 8. Dargegen ſind etliche in dieſer Meynung/ es muͤſſe durch diß Wort die jnnerliche Gerechtigkeit vnd Seligkeit jhrer Seelen fuͤr GOtt verſtanden werden/ weil Paulus ſa- get: So ſie bleiben im Glauben/ anzudeuten ſolche Ge- rechtigkeit/ die wir fuͤr GOtt durch den Glauben erlangen. Darwieder verſtehen etliche allhier dieſes Wort von einer euſſerlichen Gerechtigkeit/ vnnd Seligkeit/ nemlich/ von euſſerlichem Ruhm/ Lob vnd Preiß der Weiber/ weil auch darbey ſtehet: Durch Kinder zeugen/ Welches nur ein leiblicher vnd euſſerlicher Ruhm iſt/ deßwegen die fruchtba- ren Weiber offt geruͤhmet/ vnd von vielen Leuten ſelig ge- preiſt werden/ wenn ſie viel Kinder gezeuget haben: Die Vnfruchtbaren aber dargegen wenig geruͤhmt/ vnd jhnen offt viel boͤſes nachgeſagt wird. Es ſind auch etliche/ welche dieſes Wort/ wird Se- lig/ verſtehen von einer ſolchen Seligkeit/ die der Menſch wegen ſeines euſſerlichen Beruffs hat/ daß einer fuͤr dem andern ſeliger gepreiſt wird/ weil er fuͤr andern einen ſonder- lichen oder groͤſſern Beruff/ Stand vnd Ampt hat: Alſo werde das Weib Selig gepreiſt wegen des Kinderzengens/ weil ſie ſey darzu von GOtt erſchaffen/ beruffen vnd ver- ordnet/ daß ſie nach ſeinem willen mit jhrem Ehmanne ſolle Kinder B

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Zitationshilfe: Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523541/9>, abgerufen am 19.04.2024.