Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606.

Bild:
<< vorherige Seite

Die II. LeichPredigt.
liche schmertzen empfindet. Wie nun der ort der seeligen
Seelen mit sehr lieblichen vnd tröstlichen namen beschriben
wird/ also werden da gegen dem ort der verdampten seelen/
so grewliche vnd abschewliche namen zu geeygnet/ das ei-
nem die haar zu berge stehen/ vnd dz hertz im Leibe erkaltet/
wenn man sie nur höret nennen: Als Iob. 20. v. 21. & 22.Nomin-
recepta-
culi im
piar [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ant
marum.
Iob. 20
v. 2. & 22
In veter[a]
tellamen-
to.

wird dieser ort genennet Regio tenebrarum, das Land der
Finsternüß vnd des Tunckeln/ da es stock finster ist/ vnd
durchaus keine ordnung ist. Iesa. c. 30. nennet es locum cru-
ciatuum,
ein Land der trübsal vnd angst/ darinnen Ottern
vnd fewrige fliegende Trachen wohnen. Zach. c. 9. v. 11.
nennets lacum sine aqua, eine Grube da kein Wasser ist/
darinnen man nimmermehr keinen Trost erlangen kan.
David Ps. 55. v. 24. nennets faucem perditionis, eine tieffe
Grube oder Pful des verterbens. Jm New. TestamentIn novo
Testam.

nennets der HErr selber Matth. 13. . 42. Clibanum ar-
lentem,
einen glüenden Fewer ofen/ darin die Gottlosen
sollen geworffen werden. Ioh. in Apoc. 19. v. 20. & 21. nen-
nets einen Pful der mit Fewr vnd mit Schwefel ewiglich
brennet. Jtem den andern todt/ der einen Menschen ewig
nagen vnd plagen wird. Das sein alles schreckliche namen/
welche vns dazu dienen sollen/ das wir desto Erbarer vnd
vorsichtiger wandeln. Weil nu dem also/ dz die seelen der
Gläubigen im Himmel/ der vngläubigen in der Helle sind/
so ist es nichts denn ein pur lauter Aberglauben/ das man im
Papatu fürgibt/ der abgestorbenen seelen gehen vmb auff
Erden/ lassen sich sehen/ hören/ in Häusern/ auff dem felde/
in Kirchen vnd auff den Kirchhöfen. Ja/ sprichstu es wird
demnach etwas daran sein. Denn es träget sich viel zu/
sonderlich mit denen/ so etwa in jhren Lebens zeiten haben

Tyran-
H ij

Die II. LeichPredigt.
liche ſchmertzen empfindet. Wie nun der ort der ſeeligen
Seelen mit ſehr lieblichen vnd troͤſtlichen namen beſchribẽ
wird/ alſo werdẽ da gegen dem ort der verdampten ſeelen/
ſo grewliche vnd abſchewliche namen zu geeygnet/ das ei-
nem die haar zu berge ſtehen/ vnd dz hertz im Leibe erkaltet/
wenn man ſie nur hoͤret nennen: Als Iob. 20. v. 21. & 22.Nomin-
recepta-
culi im
piar [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ant
marum.
Iob. 20
v. 2. & 22
In veter[a]
tellamẽ-
to.

wird dieſer ort genennet Regio tenebrarum, das Land der
Finſternuͤß vnd des Tunckeln/ da es ſtock finſter iſt/ vnd
durchaus keine ordnung iſt. Ieſa. c. 30. neñet es locum cru-
ciatuum,
ein Land der truͤbſal vñ angſt/ darinnen Ottern
vnd fewrige fliegende Trachen wohnen. Zach. c. 9. v. 11.
nennets lacum ſine aqua, eine Grube da kein Waſſer iſt/
darinnen man nimmermehr keinen Troſt erlangen kan.
David Pſ. 55. v. 24. nennets faucem perditionis, eine tieffe
Grube oder Pful des verterbens. Jm New. TeſtamentIn novo
Teſtam.

nennets der HErr ſelber Matth. 13. ꝟ. 42. Clibanum ar-
lentem,
einen gluͤenden Fewer ofen/ darin die Gottloſen
ſollen geworffen werden. Ioh. in Apoc. 19. v. 20. & 21. nen-
nets einen Pful der mit Fewr vnd mit Schwefel ewiglich
brennet. Jtem den andern todt/ der einen Menſchẽ ewig
nagen vñ plagen wird. Das ſein alles ſchreckliche namen/
welche vns dazu dienen ſollen/ das wir deſto Erbarer vnd
vorſichtiger wandeln. Weil nu dem alſo/ dz die ſeelen der
Glaͤubigen im Him̃el/ der vnglaͤubigen in der Helle ſind/
ſo iſt es nichts deñ ein pur lauter Aberglaubẽ/ das man im
Papatu fuͤrgibt/ der abgeſtorbenen ſeelen gehen vmb auff
Erden/ laſſen ſich ſehẽ/ hoͤren/ in Haͤuſern/ auff dem felde/
in Kirchen vñ auff den Kirchhoͤfen. Ja/ ſprichſtu es wird
demnach etwas daran ſein. Denn es traͤget ſich viel zu/
ſonderlich mit denen/ ſo etwa in jhren Lebens zeiten haben

Tyran-
H ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0059" n="[59]"/><fw place="top" type="header">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi></hi> LeichPredigt.</fw><lb/>
liche &#x017F;chmertzen empfindet. Wie nun der ort der &#x017F;eeligen<lb/>
Seelen mit &#x017F;ehr lieblichen vnd tro&#x0364;&#x017F;tlichen namen be&#x017F;chribe&#x0303;<lb/>
wird/ al&#x017F;o werde&#x0303; da gegen dem ort der verdampten &#x017F;eelen/<lb/>
&#x017F;o grewliche vnd ab&#x017F;chewliche namen zu geeygnet/ das ei-<lb/>
nem die haar zu berge &#x017F;tehen/ vnd dz hertz im Leibe erkaltet/<lb/>
wenn man &#x017F;ie nur ho&#x0364;ret nennen: Als <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Iob. 20. v.</hi> 21. &amp; 22.</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Nomin-<lb/>
recepta-<lb/>
culi im<lb/>
piar <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>ant<lb/>
marum.<lb/>
Iob. 20<lb/>
v. 2. &amp; 22<lb/>
In veter<supplied>a</supplied><lb/>
tellame&#x0303;-<lb/>
to.</hi></note><lb/>
wird die&#x017F;er ort genennet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Regio tenebrarum,</hi></hi> das Land der<lb/>
Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß vnd des Tunckeln/ da es &#x017F;tock fin&#x017F;ter i&#x017F;t/ vnd<lb/>
durchaus keine ordnung i&#x017F;t. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Ie&#x017F;a. c.</hi> 30.</hi> nen&#x0303;et es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">locum cru-<lb/>
ciatuum,</hi></hi> ein Land der tru&#x0364;b&#x017F;al vn&#x0303; ang&#x017F;t/ darinnen Ottern<lb/>
vnd fewrige fliegende Trachen wohnen. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Zach. c. 9. v.</hi> 11.</hi><lb/>
nennets <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">lacum &#x017F;ine aqua,</hi></hi> eine Grube da kein Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t/<lb/>
darinnen man nimmermehr keinen Tro&#x017F;t erlangen kan.<lb/>
David <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. 55. v.</hi> 24.</hi> nennets <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">faucem perditionis,</hi></hi> eine tieffe<lb/>
Grube oder Pful des verterbens. Jm New. Te&#x017F;tament<note place="right"><hi rendition="#aq">In novo<lb/>
Te&#x017F;tam.</hi></note><lb/>
nennets der HErr &#x017F;elber <hi rendition="#aq">Matth. 13. &#xA75F;. 42. <hi rendition="#i">Clibanum ar-<lb/>
lentem,</hi></hi> einen glu&#x0364;enden Fewer ofen/ darin die Gottlo&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ollen geworffen werden. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Ioh. in Apoc. 19. v.</hi> 20. &amp; 21.</hi> nen-<lb/>
nets einen Pful der mit Fewr vnd mit Schwefel ewiglich<lb/>
brennet. Jtem den andern todt/ der einen Men&#x017F;che&#x0303; ewig<lb/>
nagen vn&#x0303; plagen wird. Das &#x017F;ein alles &#x017F;chreckliche namen/<lb/>
welche vns dazu dienen &#x017F;ollen/ das wir de&#x017F;to Erbarer vnd<lb/>
vor&#x017F;ichtiger wandeln. Weil nu dem al&#x017F;o/ dz die &#x017F;eelen der<lb/>
Gla&#x0364;ubigen im Him&#x0303;el/ der vngla&#x0364;ubigen in der Helle &#x017F;ind/<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es nichts den&#x0303; ein pur lauter Aberglaube&#x0303;/ das man im<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Papatu</hi></hi> fu&#x0364;rgibt/ der abge&#x017F;torbenen &#x017F;eelen gehen vmb auff<lb/>
Erden/ la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich &#x017F;ehe&#x0303;/ ho&#x0364;ren/ in Ha&#x0364;u&#x017F;ern/ auff dem felde/<lb/>
in Kirchen vn&#x0303; auff den Kirchho&#x0364;fen. Ja/ &#x017F;prich&#x017F;tu es wird<lb/>
demnach etwas daran &#x017F;ein. Denn es tra&#x0364;get &#x017F;ich viel zu/<lb/>
&#x017F;onderlich mit denen/ &#x017F;o etwa in jhren Lebens zeiten haben<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Tyran-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[59]/0059] Die II. LeichPredigt. liche ſchmertzen empfindet. Wie nun der ort der ſeeligen Seelen mit ſehr lieblichen vnd troͤſtlichen namen beſchribẽ wird/ alſo werdẽ da gegen dem ort der verdampten ſeelen/ ſo grewliche vnd abſchewliche namen zu geeygnet/ das ei- nem die haar zu berge ſtehen/ vnd dz hertz im Leibe erkaltet/ wenn man ſie nur hoͤret nennen: Als Iob. 20. v. 21. & 22. wird dieſer ort genennet Regio tenebrarum, das Land der Finſternuͤß vnd des Tunckeln/ da es ſtock finſter iſt/ vnd durchaus keine ordnung iſt. Ieſa. c. 30. neñet es locum cru- ciatuum, ein Land der truͤbſal vñ angſt/ darinnen Ottern vnd fewrige fliegende Trachen wohnen. Zach. c. 9. v. 11. nennets lacum ſine aqua, eine Grube da kein Waſſer iſt/ darinnen man nimmermehr keinen Troſt erlangen kan. David Pſ. 55. v. 24. nennets faucem perditionis, eine tieffe Grube oder Pful des verterbens. Jm New. Teſtament nennets der HErr ſelber Matth. 13. ꝟ. 42. Clibanum ar- lentem, einen gluͤenden Fewer ofen/ darin die Gottloſen ſollen geworffen werden. Ioh. in Apoc. 19. v. 20. & 21. nen- nets einen Pful der mit Fewr vnd mit Schwefel ewiglich brennet. Jtem den andern todt/ der einen Menſchẽ ewig nagen vñ plagen wird. Das ſein alles ſchreckliche namen/ welche vns dazu dienen ſollen/ das wir deſto Erbarer vnd vorſichtiger wandeln. Weil nu dem alſo/ dz die ſeelen der Glaͤubigen im Him̃el/ der vnglaͤubigen in der Helle ſind/ ſo iſt es nichts deñ ein pur lauter Aberglaubẽ/ das man im Papatu fuͤrgibt/ der abgeſtorbenen ſeelen gehen vmb auff Erden/ laſſen ſich ſehẽ/ hoͤren/ in Haͤuſern/ auff dem felde/ in Kirchen vñ auff den Kirchhoͤfen. Ja/ ſprichſtu es wird demnach etwas daran ſein. Denn es traͤget ſich viel zu/ ſonderlich mit denen/ ſo etwa in jhren Lebens zeiten haben Tyran- Nomin- recepta- culi im piar _ant marum. Iob. 20 v. 2. & 22 In vetera tellamẽ- to. In novo Teſtam. H ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/523629
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/523629/59
Zitationshilfe: Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606, S. [59]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523629/59>, abgerufen am 28.03.2024.