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Walther, Lucas: Christliche Leichpredigt/ Bey dem Begräbnis. Breslau, 1612.

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Zum Andern/ sol auch ein Christ in seinem Trawrstande zuII.
seinem betrübten Hertzen sagen: Mundum immundum de-
spice,
Verachte vnd sihe nicht an die böse vnd vnreine Welt.
Was ist in der Welt? Lauter Ergernüß. Höret hievon den
HErren Christum reden/ der da saget/ Wehe der Welt derMath. 18.
Ergernüs halben. Die Welt ist voller Vntrew/ List vnd Be-
trug. In specu aspidum sedemus, & ludimus cum Basi-Esaiae. 11.
liscis, Wir sitzen in der Gruben der Ottern/ vnd spielen mit
den gifftigen Basilisken. Die Welt gibt gutte Wort aus fal-
schem Hertzen/ sie stecket voller Vntugend/ voller Angst vnd
Noth. Wie der Sohn Gottes saget/ In mundo pressuramIohan. 16
habetis, Jn der Welt habt jhr Angst. O wiewol thut vnser
lieber Gott/ wenn Er die vnserigen vnd auch vns selbest/ aus
dieser bösen Herberge der argen Welt durch den zeitlichen
Todt führet/ damit die Boßheit vnsern verstandt nicht ver-Sap. 4.
kehre/ noch falsche Lehre vnsere Seele betriege/ vnd die schend-
lichen Sünden Exempel vns nicht anstecken vnnd verführen.
O selig sind die in dem HErren sterben/ von nuh an/ dann sie
rugen von jhrer Arbeit. Zum Dritten/ sollen wir auch zuIII.
vnserm wehemüttigem betrübten Hertzen sagen/ Transitum
in regnum coelorum aspice,
Gedenck an den Hingang
vnd freudigen Eingang ins Reich Gottes/ welcher geschieht
durch den zeitlichen Todt. Es ist zwar der Todt eine straffeRoma. 6.
der Sünden/ wie der heilige Apostel Paulus redet: Mors sti-
pendium peccati,
Der Todt ist der Sünden Soldt. AberRoma. 6.
er hindert die gleubigen Christen nicht an dem Ewigen Leben.
Dann die in dem HErren sterben/ sind selig/ saget der heilige
Apostel Iohannes im verlesenen Trostspruche: Darumb
wird auch der Todt in heiliger Schrifft mit schönen Nahmen
vorgestellet. Von dem heiligen Paulo wird der Todt genen-
net Lucrum, Ein gewin. Der HErr Christus heisset jhnPhilip. 1.
einen Hingang zu Gott dem Himlischen Vater. Er wirdIohan. 13.

auch
D iij

Zum Andern/ ſol auch ein Chriſt in ſeinem Trawrſtande zuII.
ſeinem betruͤbten Hertzen ſagen: Mundum immundum de-
ſpice,
Verachte vnd ſihe nicht an die boͤſe vnd vnreine Welt.
Was iſt in der Welt? Lauter Ergernuͤß. Hoͤret hievon den
HErren Chriſtum reden/ der da ſaget/ Wehe der Welt derMath. 18.
Ergernuͤs halben. Die Welt iſt voller Vntrew/ Liſt vnd Be-
trug. In ſpecu aſpidum ſedemus, & ludimus cum Baſi-Eſaiæ. 11.
liſcis, Wir ſitzen in der Gruben der Ottern/ vnd ſpielen mit
den gifftigen Baſilisken. Die Welt gibt gutte Wort aus fal-
ſchem Hertzen/ ſie ſtecket voller Vntugend/ voller Angſt vnd
Noth. Wie der Sohn Gottes ſaget/ In mundo preſsuramIohan. 16
habetis, Jn der Welt habt jhr Angſt. O wiewol thut vnſer
lieber Gott/ wenn Er die vnſerigen vnd auch vns ſelbeſt/ aus
dieſer boͤſen Herberge der argen Welt durch den zeitlichen
Todt fuͤhret/ damit die Boßheit vnſern verſtandt nicht ver-Sap. 4.
kehre/ noch falſche Lehre vnſere Seele betriege/ vnd die ſchend-
lichen Suͤnden Exempel vns nicht anſtecken vnnd verfuͤhren.
O ſelig ſind die in dem HErren ſterben/ von nuh an/ dann ſie
rugen von jhrer Arbeit. Zum Dritten/ ſollen wir auch zuIII.
vnſerm wehemuͤttigem betruͤbten Hertzen ſagen/ Tranſitum
in regnum coelorum aſpice,
Gedenck an den Hingang
vnd freudigen Eingang ins Reich Gottes/ welcher geſchieht
durch den zeitlichen Todt. Es iſt zwar der Todt eine ſtraffeRoma. 6.
der Suͤnden/ wie der heilige Apoſtel Paulus redet: Mors ſti-
pendium peccati,
Der Todt iſt der Suͤnden Soldt. AberRoma. 6.
er hindert die gleubigen Chriſten nicht an dem Ewigen Leben.
Dann die in dem HErren ſterben/ ſind ſelig/ ſaget der heilige
Apoſtel Iohannes im verleſenen Troſtſpruche: Darumb
wird auch der Todt in heiliger Schrifft mit ſchoͤnen Nahmen
vorgeſtellet. Von dem heiligen Paulo wird der Todt genen-
net Lucrum, Ein gewin. Der HErr Chriſtus heiſſet jhnPhilip. 1.
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Zitationshilfe: Walther, Lucas: Christliche Leichpredigt/ Bey dem Begräbnis. Breslau, 1612, S. [29]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523661/29>, abgerufen am 25.04.2024.