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Erhard, Johannes: Eine Christliche LeichPredigt. Lüneburg, 1620.

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Christliche
jhren groben offentlichen Lastern vnnd Sünden also vmb Gott
vordienet[?] Wenn auff diese Frage die Weltkinder solten das
Vrtel sprechen/ so würden sie antworten vnnd sagen/ es hettens
solche Leute vmb Gott wol vorschuldet vnnd vordienet/ GOtt
müsse sie also straffen/ sie hetten Gott mit jhren groben öffentli-
chen Sünden zu solcher harten Straffe Vrsach gegeben/ etc.
Das ist also das Vrtel der Weltkinder/ welches sie vber die
Gottseligen vnd Gleubigen Christen pflegen zu fellen/ wenn sie
Gott mit dem Creutze heimsuchet/ also vrtheilten des Jobs
Freunde auch/ vnnd meineten nicht anders/ es muste Job also in
Gottes Zorn vnd Vngnade stehen/ weil jhn Gott also vnter die
Creutzpresse legte vnd so harde pressete/ aber das Vrtel ist falsch/
wie Gott selber im 42. Cap. Jobs bezeuget/ da er zu Jobs Freun-
Job. 42.den spricht: Ihr habet nicht recht von mir geredet/ wie
mein Knecht Job.
Denn ob wol auch die Heiligen die Gott
lieb hat arme Sünder seind/ vnd auch der Gerechte des tages sie-
ben mahl fallen kan/ so hat doch Gott auch sonsten viel andere
Vrsachen/ worumb er auch bißweilen denen/ die er wol am aller
liebsten hat/ seinen Creutzbecher vberreiche/ vnd sie ein Drücklein
darauß thun lasse/ von welchen Vrsachen sonsten zu gelegener
zeit weiter gehandelt wird. Vnter diesen Vrsachen wird nun
auch billig diese gerechnet/ daß Gott die seinen auch darumb mit
dem Creutze heimsuche/ auff daß er sie dardurch müge probieren/
Ob sie auch in jhrem Creutze wollen fein geduldig seyn/ vnnd im
Glauben bestendig vorharren/ wie man solches in der Histo-
rien des lieben Jobs genugsam zuersehen hat. Daher sagt der
Tobie 12.Engel Raphael zu dem Alten Tobia: Dieweil du Gott lieb
warest/ so muste es also seyn/ ohne Anfechtunge mu-
stu nicht bleiben/ auff daß du bewehret würdest.

Von

Chriſtliche
jhren groben offentlichen Laſtern vnnd Suͤnden alſo vmb Gott
vordienet[?] Wenn auff dieſe Frage die Weltkinder ſolten das
Vrtel ſprechen/ ſo wuͤrden ſie antworten vnnd ſagen/ es hettens
ſolche Leute vmb Gott wol vorſchuldet vnnd vordienet/ GOtt
muͤſſe ſie alſo ſtraffen/ ſie hetten Gott mit jhren groben oͤffentli-
chen Suͤnden zu ſolcher harten Straffe Vrſach gegeben/ etc.
Das iſt alſo das Vrtel der Weltkinder/ welches ſie vber die
Gottſeligen vnd Gleubigen Chriſten pflegen zu fellen/ wenn ſie
Gott mit dem Creutze heimſuchet/ alſo vrtheilten des Jobs
Freunde auch/ vnnd meineten nicht anders/ es muſte Job alſo in
Gottes Zorn vnd Vngnade ſtehen/ weil jhn Gott alſo vnter die
Creutzpreſſe legte vnd ſo harde preſſete/ aber das Vrtel iſt falſch/
wie Gott ſelber im 42. Cap. Jobs bezeuget/ da er zu Jobs Freun-
Job. 42.den ſpricht: Ihr habet nicht recht von mir geredet/ wie
mein Knecht Job.
Denn ob wol auch die Heiligen die Gott
lieb hat arme Suͤnder ſeind/ vnd auch der Gerechte des tages ſie-
ben mahl fallen kan/ ſo hat doch Gott auch ſonſten viel andere
Vrſachen/ worumb er auch bißweilen denen/ die er wol am aller
liebſten hat/ ſeinen Creutzbecher vberreiche/ vnd ſie ein Druͤcklein
darauß thun laſſe/ von welchen Vrſachen ſonſten zu gelegener
zeit weiter gehandelt wird. Vnter dieſen Vrſachen wird nun
auch billig dieſe gerechnet/ daß Gott die ſeinen auch darumb mit
dem Creutze heimſuche/ auff daß er ſie dardurch muͤge probieren/
Ob ſie auch in jhrem Creutze wollen fein geduldig ſeyn/ vnnd im
Glauben beſtendig vorharren/ wie man ſolches in der Hiſto-
rien des lieben Jobs genugſam zuerſehen hat. Daher ſagt der
Tobie 12.Engel Raphael zu dem Alten Tobia: Dieweil du Gott lieb
wareſt/ ſo muſte es alſo ſeyn/ ohne Anfechtunge mu-
ſtu nicht bleiben/ auff daß du bewehret wuͤrdeſt.

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[[14]/0014] Chriſtliche jhren groben offentlichen Laſtern vnnd Suͤnden alſo vmb Gott vordienet? Wenn auff dieſe Frage die Weltkinder ſolten das Vrtel ſprechen/ ſo wuͤrden ſie antworten vnnd ſagen/ es hettens ſolche Leute vmb Gott wol vorſchuldet vnnd vordienet/ GOtt muͤſſe ſie alſo ſtraffen/ ſie hetten Gott mit jhren groben oͤffentli- chen Suͤnden zu ſolcher harten Straffe Vrſach gegeben/ etc. Das iſt alſo das Vrtel der Weltkinder/ welches ſie vber die Gottſeligen vnd Gleubigen Chriſten pflegen zu fellen/ wenn ſie Gott mit dem Creutze heimſuchet/ alſo vrtheilten des Jobs Freunde auch/ vnnd meineten nicht anders/ es muſte Job alſo in Gottes Zorn vnd Vngnade ſtehen/ weil jhn Gott alſo vnter die Creutzpreſſe legte vnd ſo harde preſſete/ aber das Vrtel iſt falſch/ wie Gott ſelber im 42. Cap. Jobs bezeuget/ da er zu Jobs Freun- den ſpricht: Ihr habet nicht recht von mir geredet/ wie mein Knecht Job. Denn ob wol auch die Heiligen die Gott lieb hat arme Suͤnder ſeind/ vnd auch der Gerechte des tages ſie- ben mahl fallen kan/ ſo hat doch Gott auch ſonſten viel andere Vrſachen/ worumb er auch bißweilen denen/ die er wol am aller liebſten hat/ ſeinen Creutzbecher vberreiche/ vnd ſie ein Druͤcklein darauß thun laſſe/ von welchen Vrſachen ſonſten zu gelegener zeit weiter gehandelt wird. Vnter dieſen Vrſachen wird nun auch billig dieſe gerechnet/ daß Gott die ſeinen auch darumb mit dem Creutze heimſuche/ auff daß er ſie dardurch muͤge probieren/ Ob ſie auch in jhrem Creutze wollen fein geduldig ſeyn/ vnnd im Glauben beſtendig vorharren/ wie man ſolches in der Hiſto- rien des lieben Jobs genugſam zuerſehen hat. Daher ſagt der Engel Raphael zu dem Alten Tobia: Dieweil du Gott lieb wareſt/ ſo muſte es alſo ſeyn/ ohne Anfechtunge mu- ſtu nicht bleiben/ auff daß du bewehret wuͤrdeſt. Job. 42. Tobie 12. Von

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Zitationshilfe: Erhard, Johannes: Eine Christliche LeichPredigt. Lüneburg, 1620, S. [14]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523943/14>, abgerufen am 24.04.2024.