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Leuchter, Heinrich: Ein Christliche Leich- Klag- vnd Trost-Predigt. Darmstadt, 1617.

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Christliche Leichpredigt/
Centen solches jhm rühmlich nachsagen/ jederzeit beygetretten. O
das ist ein löblich Ding/ wann solche Leute in Empter gesetzet wer-
den! da wohnet gott/ da geht es wol zu/ da dienet man gott vnd
dem Nechsten mit Worten vnd mit Wercken!

Wann aber der Menschlang lebet/ so muß es auch einmal ge-
storben seyn/ denn es ist der alte Bund Mensch du must sterben. Al-
so ist es auch diesem vnserm lieben Kelner s. ergangen. Dann nach
dem er nicht so gar fern von 70. Jahren gewest/ vnnd also ein hoch-
gefegnetes vnd ehrlichs Alter erreichet/ hat jhn der liebe gott (wel-
cher allen vnd jeden Menschen jhr ziel setzet/ wie lange sie leben vnnd
wann sie sterben sollen/) mit Leibsschwachheit (war ein beschwerli-
che Brustkranckheit) angegriffen vnd zu Beth gelegt. Ob aber sein
lieb Haußfraw wie ein sorgfeltige Mutter jhn mit Artzney vnnd
kräfftigen Säfften vnd Wassern (dessen er dann in seiner HaußA-
potecken ein vorrath hatte) auffwartete/ jedoch weil er bey sich bald
befand/ der barmhertzige Gott werde jhm in dieser Welt sein Feyr-
abend geben/ ließ er alle solche natürliche Hülff vnd Mittel fahren:
Beschickte sein Hauß/ vnd thet in allem gebürliche Verordnung/
Sorgte auch vor sein Ampt/ vnd seine Register/ damit ja weder in
einem noch in dem andern etwas versaumet würde/ oder jemand zu-
kurtz geschehe: Vor allen Dingen aber ließ er seinen lieben Seel-
sorger M. Theodorum Keipffium holen/ thet jhm sein Glaubens
Bekentniß vnd Beicht/ begert gantz andächtiglich das hochheilige
Abendmal zu einem heilsamen Viatico vor sein dürstige Seele/
bette jnniglich zu Gott vmb ein seliges Stündlein/ begehrte auch
in Predigs zeit ein Vorbitt zu Gott vor sich/ mit Christlichem Ge-
sinnen/ da er je einen oder mehr (dann wir seyen alle gebrechlich)
erzürnet hette/ sie jhm solches gantz Brüder- vnd Schwisterlichen
verzeihen wöllen/ welchs er dann in gleichem hinwider zuthun aller-
dings gewillet sey. Er danckte dem lieben gott auff seinem Lager/
der jhn durch seinen Sohn Christum Jesum erlöset/ vnd viel gutes
jhm biß dahero erzeiget hette/ Er dancke Gott/ der jhm zu vnter-

schied-

Chriſtliche Leichpredigt/
Centen ſolches jhm ruͤhmlich nachſagen/ jederzeit beygetretten. O
das iſt ein loͤblich Ding/ wann ſolche Leute in Empter geſetzet wer-
den! da wohnet gott/ da geht es wol zu/ da dienet man gott vnd
dem Nechſten mit Worten vnd mit Wercken!

Wann aber der Menſchlang lebet/ ſo muß es auch einmal ge-
ſtorben ſeyn/ denn es iſt der alte Bund Menſch du muſt ſterben. Al-
ſo iſt es auch dieſem vnſerm lieben Kelner ſ. ergangen. Dann nach
dem er nicht ſo gar fern von 70. Jahren geweſt/ vnnd alſo ein hoch-
gefegnetes vnd ehrlichs Alter erreichet/ hat jhn der liebe gott (wel-
cher allen vnd jeden Menſchen jhr ziel ſetzet/ wie lange ſie leben vnnd
wann ſie ſterben ſollen/) mit Leibsſchwachheit (war ein beſchwerli-
che Bruſtkranckheit) angegriffen vnd zu Beth gelegt. Ob aber ſein
lieb Haußfraw wie ein ſorgfeltige Mutter jhn mit Artzney vnnd
kraͤfftigen Saͤfften vnd Waſſern (deſſen er dann in ſeiner HaußA-
potecken ein vorrath hatte) auffwartete/ jedoch weil er bey ſich bald
befand/ der barmhertzige Gott werde jhm in dieſer Welt ſein Feyr-
abend geben/ ließ er alle ſolche natuͤrliche Huͤlff vnd Mittel fahren:
Beſchickte ſein Hauß/ vnd thet in allem gebuͤrliche Verordnung/
Sorgte auch vor ſein Ampt/ vnd ſeine Regiſter/ damit ja weder in
einem noch in dem andern etwas verſaumet wuͤrde/ oder jemand zu-
kurtz geſchehe: Vor allen Dingen aber ließ er ſeinen lieben Seel-
ſorger M. Theodorum Keipffium holen/ thet jhm ſein Glaubens
Bekentniß vnd Beicht/ begert gantz andaͤchtiglich das hochheilige
Abendmal zu einem heilſamen Viatico vor ſein duͤrſtige Seele/
bette jnniglich zu Gott vmb ein ſeliges Stuͤndlein/ begehrte auch
in Predigs zeit ein Vorbitt zu Gott vor ſich/ mit Chriſtlichem Ge-
ſinnen/ da er je einen oder mehr (dann wir ſeyen alle gebrechlich)
erzuͤrnet hette/ ſie jhm ſolches gantz Bruͤder- vnd Schwiſterlichen
verzeihen woͤllen/ welchs er dann in gleichem hinwider zuthun alleꝛ-
dings gewillet ſey. Er danckte dem lieben gott auff ſeinem Lager/
der jhn durch ſeinen Sohn Chriſtum Jeſum erloͤſet/ vnd viel gutes
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[32/0032] Chriſtliche Leichpredigt/ Centen ſolches jhm ruͤhmlich nachſagen/ jederzeit beygetretten. O das iſt ein loͤblich Ding/ wann ſolche Leute in Empter geſetzet wer- den! da wohnet gott/ da geht es wol zu/ da dienet man gott vnd dem Nechſten mit Worten vnd mit Wercken! Wann aber der Menſchlang lebet/ ſo muß es auch einmal ge- ſtorben ſeyn/ denn es iſt der alte Bund Menſch du muſt ſterben. Al- ſo iſt es auch dieſem vnſerm lieben Kelner ſ. ergangen. Dann nach dem er nicht ſo gar fern von 70. Jahren geweſt/ vnnd alſo ein hoch- gefegnetes vnd ehrlichs Alter erreichet/ hat jhn der liebe gott (wel- cher allen vnd jeden Menſchen jhr ziel ſetzet/ wie lange ſie leben vnnd wann ſie ſterben ſollen/) mit Leibsſchwachheit (war ein beſchwerli- che Bruſtkranckheit) angegriffen vnd zu Beth gelegt. Ob aber ſein lieb Haußfraw wie ein ſorgfeltige Mutter jhn mit Artzney vnnd kraͤfftigen Saͤfften vnd Waſſern (deſſen er dann in ſeiner HaußA- potecken ein vorrath hatte) auffwartete/ jedoch weil er bey ſich bald befand/ der barmhertzige Gott werde jhm in dieſer Welt ſein Feyr- abend geben/ ließ er alle ſolche natuͤrliche Huͤlff vnd Mittel fahren: Beſchickte ſein Hauß/ vnd thet in allem gebuͤrliche Verordnung/ Sorgte auch vor ſein Ampt/ vnd ſeine Regiſter/ damit ja weder in einem noch in dem andern etwas verſaumet wuͤrde/ oder jemand zu- kurtz geſchehe: Vor allen Dingen aber ließ er ſeinen lieben Seel- ſorger M. Theodorum Keipffium holen/ thet jhm ſein Glaubens Bekentniß vnd Beicht/ begert gantz andaͤchtiglich das hochheilige Abendmal zu einem heilſamen Viatico vor ſein duͤrſtige Seele/ bette jnniglich zu Gott vmb ein ſeliges Stuͤndlein/ begehrte auch in Predigs zeit ein Vorbitt zu Gott vor ſich/ mit Chriſtlichem Ge- ſinnen/ da er je einen oder mehr (dann wir ſeyen alle gebrechlich) erzuͤrnet hette/ ſie jhm ſolches gantz Bruͤder- vnd Schwiſterlichen verzeihen woͤllen/ welchs er dann in gleichem hinwider zuthun alleꝛ- dings gewillet ſey. Er danckte dem lieben gott auff ſeinem Lager/ der jhn durch ſeinen Sohn Chriſtum Jeſum erloͤſet/ vnd viel gutes jhm biß dahero erzeiget hette/ Er dancke Gott/ der jhm zu vnter- ſchied-

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Zitationshilfe: Leuchter, Heinrich: Ein Christliche Leich- Klag- vnd Trost-Predigt. Darmstadt, 1617, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524109/32>, abgerufen am 25.04.2024.