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Bernhertz, Michael: Exequiae Lothiniane. Nürnberg, 1615.

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Iulius Caesar geht frisch vnd gsundt auffs Rathauß/ sitzt
in seinem höchsten pracht/ wirt in wenigstunden todt anheim ge-
tragen. Pharao, Haman, Darii Räth/ die felschen Richter
Susannae, Holofernes, der schönste Absolon, Entropius
beim Keyser Arcadio, Seianus beim Keyser Tyberio, Plau-
tianus
an Keysers Severi Hof/ seyn vnuersehens zu grundt/
driemmern vnnd boden gangen/ daß es billich heissen mag: Sic
transit gloria Mundi.
Der grewliche vnbarmhertzige Wüt-
terich vnnd Tyrann Attila, der fast die gantze Welt inn ein
Bockshorn gejagt hett/ der erstickt inn seinem eignen Blut die
erste nacht seines Beylagers/ auß seiner Nasen herauß fliessent.

Die Weltkinder nennen vnnd heissen die Welt ein schön
Lusthauß/ darinnen man manche fröliche stundt ohn trawren
haben möge: da sie doch in der That vnd Warheit nichts ist denn
ein Trawerhauß/ ja Mördergrub vnnd abschewliches Bein-
hauß/ darinnen anders nichts ist/ noch zugewarten ist/ dem va-
nitas vanitatum, & omnia vanitas:
Es ist alles Eitel: denn
eine böse stunde macht/ daß man eyle freud vergisset.

Philippus der König inn Macedonien, da er zu seiner
Tochter Heurath ein grosses Pancket anrichtet/ vnnd mit sei-
nen dazu geladenen Fürsten vnd Herren frölich vnd guter ding
zuseyn gedachte/ wirt er im Kirchgang vnversehener weiß von
eim Hofdiener hinterwerts erstochen/ vnd freudt in leid verwech-
selt.

Damit wir aber ohne weitterung zur sach selbst vnd zum
Haubthandel kommen/ wollen wir auß disem kurtzen sprüch-
lein/ zum besseren verftandt folgende zwey Hauptpünctlein
kürtzlich mit einander inn der forcht deß Herren betrachten etc.
vnnd

I.Erstlich beschawen/ was vns Menschen im Liecht vnd im
weg stehet/ daß wir dos ewige/ (wie Paulus) nicht von Her-
tzen begehren vnd allem vorziehen.

Dar-

Iulius Cæſar geht friſch vnd gſundt auffs Rathauß/ ſitzt
in ſeinem hoͤchſten pracht/ wirt in wenigſtundẽ todt anheim ge-
tragen. Pharao, Haman, Darii Raͤth/ die felſchen Richter
Suſannæ, Holofernes, der ſchoͤnſte Abſolon, Entropius
beim Keyſer Arcadio, Seianus beim Keyſer Tyberio, Plau-
tianus
an Keyſers Severi Hof/ ſeyn vnuerſehens zu grundt/
driemmern vnnd boden gangen/ daß es billich heiſſen mag: Sic
tranſit gloria Mundi.
Der grewliche vnbarmhertzige Wuͤt-
terich vnnd Tyrann Attila, der faſt die gantze Welt inn ein
Bockshorn gejagt hett/ der erſtickt inn ſeinem eignen Blut die
erſte nacht ſeines Beylagers/ auß ſeiner Naſen herauß flieſſent.

Die Weltkinder nennen vnnd heiſſen die Welt ein ſchoͤn
Luſthauß/ darinnen man manche froͤliche ſtundt ohn trawren
haben moͤge: da ſie doch in der That vñ Warheit nichts iſt denn
ein Trawerhauß/ ja Moͤrdergrub vnnd abſchewliches Bein-
hauß/ darinnen anders nichts iſt/ noch zugewarten iſt/ dem va-
nitas vanitatum, & omnia vanitas:
Es iſt alles Eitel: denn
eine boͤſe ſtunde macht/ daß man eyle freud vergiſſet.

Philippus der Koͤnig inn Macedonien, da er zu ſeiner
Tochter Heurath ein groſſes Pancket anrichtet/ vnnd mit ſei-
nen dazu geladenen Fuͤrſten vnd Herꝛen froͤlich vnd guter ding
zuſeyn gedachte/ wirt er im Kirchgang vnverſehener weiß von
eim Hofdiener hinterwerts erſtochen/ vñ freudt in leid verwech-
ſelt.

Damit wir aber ohne weitterung zur ſach ſelbſt vnd zum
Haubthandel kommen/ wollen wir auß diſem kurtzen ſpruͤch-
lein/ zum beſſeren verftandt folgende zwey Hauptpuͤnctlein
kuͤrtzlich mit einander inn der forcht deß Herꝛen betrachten ꝛc.
vnnd

I.Erſtlich beſchawen/ was vns Menſchen im Liecht vnd im
weg ſtehet/ daß wir dos ewige/ (wie Paulus) nicht von Her-
tzen begehren vnd allem vorziehen.

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[[4]/0032] Iulius Cæſar geht friſch vnd gſundt auffs Rathauß/ ſitzt in ſeinem hoͤchſten pracht/ wirt in wenigſtundẽ todt anheim ge- tragen. Pharao, Haman, Darii Raͤth/ die felſchen Richter Suſannæ, Holofernes, der ſchoͤnſte Abſolon, Entropius beim Keyſer Arcadio, Seianus beim Keyſer Tyberio, Plau- tianus an Keyſers Severi Hof/ ſeyn vnuerſehens zu grundt/ driemmern vnnd boden gangen/ daß es billich heiſſen mag: Sic tranſit gloria Mundi. Der grewliche vnbarmhertzige Wuͤt- terich vnnd Tyrann Attila, der faſt die gantze Welt inn ein Bockshorn gejagt hett/ der erſtickt inn ſeinem eignen Blut die erſte nacht ſeines Beylagers/ auß ſeiner Naſen herauß flieſſent. Die Weltkinder nennen vnnd heiſſen die Welt ein ſchoͤn Luſthauß/ darinnen man manche froͤliche ſtundt ohn trawren haben moͤge: da ſie doch in der That vñ Warheit nichts iſt denn ein Trawerhauß/ ja Moͤrdergrub vnnd abſchewliches Bein- hauß/ darinnen anders nichts iſt/ noch zugewarten iſt/ dem va- nitas vanitatum, & omnia vanitas: Es iſt alles Eitel: denn eine boͤſe ſtunde macht/ daß man eyle freud vergiſſet. Philippus der Koͤnig inn Macedonien, da er zu ſeiner Tochter Heurath ein groſſes Pancket anrichtet/ vnnd mit ſei- nen dazu geladenen Fuͤrſten vnd Herꝛen froͤlich vnd guter ding zuſeyn gedachte/ wirt er im Kirchgang vnverſehener weiß von eim Hofdiener hinterwerts erſtochen/ vñ freudt in leid verwech- ſelt. Damit wir aber ohne weitterung zur ſach ſelbſt vnd zum Haubthandel kommen/ wollen wir auß diſem kurtzen ſpruͤch- lein/ zum beſſeren verftandt folgende zwey Hauptpuͤnctlein kuͤrtzlich mit einander inn der forcht deß Herꝛen betrachten ꝛc. vnnd Erſtlich beſchawen/ was vns Menſchen im Liecht vnd im weg ſtehet/ daß wir dos ewige/ (wie Paulus) nicht von Her- tzen begehren vnd allem vorziehen. I. Dar-

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Zitationshilfe: Bernhertz, Michael: Exequiae Lothiniane. Nürnberg, 1615, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524263/32>, abgerufen am 25.04.2024.