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Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612].

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lich gewest/ vnd es niemanden gerne verterbt/ son-
dern auch wenn vnd wo es verterbt gewesen/ es gut
gemacht vnd zum friede geholffen/

Mit was glümpff vnd bescheidenheit er
seine Vnterthanen regieret/ wissen sie selbst wol/ re-
den vnd zeugen auch davon/ vnd können andere so es
etwa selbst nicht erfahren von jhnen dieser meinung
mehr hören/ als allhie mit vielen zuerzehlen. Bey
etlichen zwar hat es das ansehen/ als ob er jhnen gar
zu from vnd gelinde gewesen/ mag auch wol in erwe-
gung etlicher vngehaltenen muttwillens nicht ohne
sein/ doch wenn mans beim lichten besehen solte/ solte
es sich noch wol finden/ das es mehrmals ein reiffer
bedacht/ vnd also auch eine probe der andern oban-
gedeuteten Adelichen Tugenden/ nemlich weißheit
vnd klugheit/ als eine vnzeitige gelindigkeit gewesen.
Aber las so sein/ vnd den gegebenen Namen behal-
ten/ so ists doch auch dem gemeinen sprichwort nach
alle wege besser zugelinde/ als gar zu geschwinde.

Seine mildigkeit belangende/ wolte ich
mich mit vbermessigem ruhm derselbigen aus eigener
erfahrung nicht etwa durch besondere Gifft vnd ga-
ben/ sondern durch Väterlichen dienst vnd föderung
nicht gerne verdechtig machen/ Vnd ob ichs thete/
wolte ich doch für Gott nichts vbriges/ sondern kaum
die halbe nothdurfft gethan haben. Versehe mich
aber/ es werden auch andere/ so seiner wolthetigkeit/
dienste vnd föderung genossen/ ob schon jetzt ordnung
halben mich alleine davon reden/ doch dermal eines
vor dem Richter alles Fleisches nicht alleine davon
zeigen lassen: sondern jhr danckbarlichs affatum
vnd votum auch darzu geben.

Vnd

lich geweſt/ vnd es niemanden gerne verterbt/ ſon-
dern auch wenn vnd wo es verterbt geweſen/ es gut
gemacht vnd zum friede geholffen/

Mit was gluͤmpff vnd beſcheidenheit er
ſeine Vnterthanen regieret/ wiſſen ſie ſelbſt wol/ re-
den vnd zeugen auch davon/ vnd koͤnnen andere ſo es
etwa ſelbſt nicht erfahren von jhnen dieſer meinung
mehr hoͤren/ als allhie mit vielen zuerzehlen. Bey
etlichen zwar hat es das anſehen/ als ob er jhnen gar
zu from vnd gelinde geweſen/ mag auch wol in erwe-
gung etlicher vngehaltenen muttwillens nicht ohne
ſein/ doch wenn mans beim lichten beſehen ſolte/ ſolte
es ſich noch wol finden/ das es mehrmals ein reiffer
bedacht/ vnd alſo auch eine probe der andern oban-
gedeuteten Adelichen Tugenden/ nemlich weißheit
vnd klugheit/ als eine vnzeitige gelindigkeit geweſen.
Aber las ſo ſein/ vnd den gegebenen Namen behal-
ten/ ſo iſts doch auch dem gemeinen ſprichwort nach
alle wege beſſer zugelinde/ als gar zu geſchwinde.

Seine mildigkeit belangende/ wolte ich
mich mit vbermeſſigem ruhm derſelbigen aus eigener
erfahrung nicht etwa durch beſondere Gifft vnd ga-
ben/ ſondern durch Vaͤterlichen dienſt vnd foͤderung
nicht gerne verdechtig machen/ Vnd ob ichs thete/
wolte ich doch fuͤr Gott nichts vbriges/ ſondern kaum
die halbe nothdurfft gethan haben. Verſehe mich
aber/ es werden auch andere/ ſo ſeiner wolthetigkeit/
dienſte vnd foͤderung genoſſen/ ob ſchon jetzt ordnung
halben mich alleine davon reden/ doch dermal eines
vor dem Richter alles Fleiſches nicht alleine davon
zeigen laſſen: ſondern jhr danckbarlichs affatum
vnd votum auch darzu geben.

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Zitationshilfe: Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612], S. [50]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524370/50>, abgerufen am 19.04.2024.