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Wolder, Johannes: Vidua derelicta sed dilecta. Wittenberg, 1616.

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Christliche Leichpredigt.
Saphiren/ Rubinen vnnd Crystallen gezieret/ herein
prangen werden. Ja da auch Gott einen newen Himmel
wird bawen/ ein newes Jerusalem/ davon Johannes
weissaget in seinem 21. vnd 22. Cap.

2. Was wird denn gutes armen Waisen widerfah-
ren? Deine Kinder gelert vom Herrn/ vnd grossen
Fried deinen Kindern. Hie haben sich arme Waisen
zugetrösten/ das sie daß seeligmachende Erkäntniß
Gottes haben/ vnd ob wol sie wenig frieden dabey fin-
den/ Die Eltern sterben jhnen auch abe gar zu früh-
zeitig/ das sie nicht vollnkömlich können von Gottes
Wort vnd Willen vnterrichtet vnd vnterwiesen wer-
den. Dennoch im ewigen Leben wird aller solcher man-
gel erstattet werden/ in der Himlischen Universitet
vnd Academia.

Also sehen E. Liebe schließlich/ das der Allmech-
tige Gott müsse warlich sein ein frommer Mann/ weil
er sich aller Betrübten nimpt an/ wie die Kirch auch
von jhm singt: Was alle Welt verlohren acht/ das er-
helt Gott stets in seiner macht. Darumb verzage vnd
verzweiffele keiner. Non relinquam vos orphanos.
Jch wil euch nicht waisen lassen/ sagt Christus der
grund vnd Mund der Warheit/ dasselbe wird er ewig-
lich halten.

3. Du wirst ferne sein vor gewalt vnnd vnrecht/
vnd vom schrecken. Lieber Gott gehets doch in dieser
elenden Welt zu/ das keins mehr gewalt/ vnrecht vnd
schrecken haben vnd leiden mussen als Witwen vnnd
Waisen/ denn vber welchen ein jeder kan/ vber densel-

ben
E

Chriſtliche Leichpredigt.
Saphiren/ Rubinen vnnd Cryſtallen gezieret/ herein
prangen werden. Ja da auch Gott einen newen Him̃el
wird bawen/ ein newes Jeruſalem/ davon Johannes
weiſſaget in ſeinem 21. vnd 22. Cap.

2. Was wird denn gutes armen Waiſen widerfah-
ren? Deine Kinder gelert vom Herrn/ vnd groſſen
Fried deinen Kindern. Hie haben ſich arme Waiſen
zugetroͤſten/ das ſie daß ſeeligmachende Erkaͤntniß
Gottes haben/ vnd ob wol ſie wenig frieden dabey fin-
den/ Die Eltern ſterben jhnen auch abe gar zu fruͤh-
zeitig/ das ſie nicht vollnkoͤmlich koͤnnen von Gottes
Wort vnd Willen vnterrichtet vnd vnterwieſen wer-
den. Dennoch im ewigen Leben wird aller ſolcher man-
gel erſtattet werden/ in der Himliſchen Univerſitet
vnd Academia.

Alſo ſehen E. Liebe ſchließlich/ das der Allmech-
tige Gott muͤſſe warlich ſein ein frommer Mann/ weil
er ſich aller Betruͤbten nimpt an/ wie die Kirch auch
von jhm ſingt: Was alle Welt verlohren acht/ das er-
helt Gott ſtets in ſeiner macht. Darumb verzage vnd
verzweiffele keiner. Non relinquam vos orphanos.
Jch wil euch nicht waiſen laſſen/ ſagt Chriſtus der
grund vnd Mund der Warheit/ daſſelbe wird er ewig-
lich halten.

3. Du wirſt ferne ſein vor gewalt vnnd vnrecht/
vnd vom ſchrecken. Lieber Gott gehets doch in dieſer
elenden Welt zu/ das keins mehr gewalt/ vnrecht vnd
ſchrecken haben vnd leiden můſſen als Witwen vnnd
Waiſen/ denn vber welchen ein jeder kan/ vber denſel-

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E
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[[33]/0033] Chriſtliche Leichpredigt. Saphiren/ Rubinen vnnd Cryſtallen gezieret/ herein prangen werden. Ja da auch Gott einen newen Him̃el wird bawen/ ein newes Jeruſalem/ davon Johannes weiſſaget in ſeinem 21. vnd 22. Cap. 2. Was wird denn gutes armen Waiſen widerfah- ren? Deine Kinder gelert vom Herrn/ vnd groſſen Fried deinen Kindern. Hie haben ſich arme Waiſen zugetroͤſten/ das ſie daß ſeeligmachende Erkaͤntniß Gottes haben/ vnd ob wol ſie wenig frieden dabey fin- den/ Die Eltern ſterben jhnen auch abe gar zu fruͤh- zeitig/ das ſie nicht vollnkoͤmlich koͤnnen von Gottes Wort vnd Willen vnterrichtet vnd vnterwieſen wer- den. Dennoch im ewigen Leben wird aller ſolcher man- gel erſtattet werden/ in der Himliſchen Univerſitet vnd Academia. Alſo ſehen E. Liebe ſchließlich/ das der Allmech- tige Gott muͤſſe warlich ſein ein frommer Mann/ weil er ſich aller Betruͤbten nimpt an/ wie die Kirch auch von jhm ſingt: Was alle Welt verlohren acht/ das er- helt Gott ſtets in ſeiner macht. Darumb verzage vnd verzweiffele keiner. Non relinquam vos orphanos. Jch wil euch nicht waiſen laſſen/ ſagt Chriſtus der grund vnd Mund der Warheit/ daſſelbe wird er ewig- lich halten. 3. Du wirſt ferne ſein vor gewalt vnnd vnrecht/ vnd vom ſchrecken. Lieber Gott gehets doch in dieſer elenden Welt zu/ das keins mehr gewalt/ vnrecht vnd ſchrecken haben vnd leiden můſſen als Witwen vnnd Waiſen/ denn vber welchen ein jeder kan/ vber denſel- ben E

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Zitationshilfe: Wolder, Johannes: Vidua derelicta sed dilecta. Wittenberg, 1616, S. [33]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524559/33>, abgerufen am 23.04.2024.