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Eccardi, Nicolaus: Christliche Einfeltige Leichpredigt. Jena, 1617.

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Christliche Leichpredigt.
herrschen/ vnd das Volck wird Schinderey treiben/ einer
vber den andern/ vnd ein jeglicher vber seinen Nechsten/ vnd
der Jünger wird stoltz seyn wider den Alten/ vnnd ein böser
Mann wider den ehrlichen. Hier hören wir/ wenn ein ehr-
licher Handwercksman/ geschweig ein Amptman oder
Pfarrherr bey einer Gemeine stirbet/ das es für eine Straffe
Gottes zu achten sey/ ja wenn ein ehrlicher Bawer stirbet/
ists ein grosser Schade/ wie es die Erfahrung offt bezeuget/
wie mancher alter vnnd ehrlicher Heimbürge hilfft bey der
Gemeine/ so viel müglich alles zum besten rahten/ verhin-
dert viel Vbel mit gutem Rath/ wenn ein solcher Eltester
stirbt/ so gehets hernach in einer Gemeine zu/ von den
Jünglingen vnd losen Schliffelern/ das es wol besser töch-
te/ vnd heist recht/ An Bawren gebrachs in Jsrael/ wie De-
Jud. 5. 7. 11bora klagt/ Judic. 5. Da kan man als denn nicht sagen von
der Gerechtigkeit der Bawren in Jsrael. Jn solcher Be-
trachtung soll ein jeder GOtt fleissig anruffen vmb langes
Leben vnd Wolfart seiner Joseph vnd Vorsteher.

III.
Trostpre-
digt.
1. Ratione
sui.
Zum dritten ist diese Leichpredigt des lieben Jacobs
ein Trostpredigt/ wie jhr den sonderlich im andern Stück
besser hören werdet. 1. Ratione sui, seiner Person halben.
Sihe ich sterbe. Jch/ der ich in einem feinen Alter durch
Gottes Gnad bin in glückseligem Zustand/ nach langwiri-
gem Creutz in Ehrenstand/ hab mein Kinder erzogen/ Ehr
an denselben erlebet/ sterbe aus einen grossem Creutz/ kome
nun zu einem sanfften Abschiede vnd seligen Ende/ wie er
denn so sanfft gestorben/ daß der Text spricht/ da er alle seine
Rede vollendet hatte an seine Kindern/ thut er seine Füsse
zusammen auffs Bette vnd verschied/ das ist/ er fühlete nicht
sonderlichen Schmertzen/ sondern starb seinem lieben Jo-

seph

Chriſtliche Leichpredigt.
herꝛſchen/ vnd das Volck wird Schinderey treiben/ einer
vber den andern/ vnd ein jeglicher vber ſeinen Nechſten/ vnd
der Juͤnger wird ſtoltz ſeyn wider den Alten/ vnnd ein boͤſer
Mann wider den ehrlichen. Hier hoͤren wir/ wenn ein ehr-
licher Handwercksman/ geſchweig ein Amptman oder
Pfarꝛherꝛ bey einer Gemeine ſtirbet/ das es fuͤr eine Straffe
Gottes zu achten ſey/ ja wenn ein ehrlicher Bawer ſtirbet/
iſts ein groſſer Schade/ wie es die Erfahrung offt bezeuget/
wie mancher alter vnnd ehrlicher Heimbuͤrge hilfft bey der
Gemeine/ ſo viel muͤglich alles zum beſten rahten/ verhin-
dert viel Vbel mit gutem Rath/ wenn ein ſolcher Elteſter
ſtirbt/ ſo gehets hernach in einer Gemeine zu/ von den
Juͤnglingen vnd loſen Schliffelern/ das es wol beſſer toͤch-
te/ vnd heiſt recht/ An Bawren gebrachs in Jſrael/ wie De-
Jud. 5. 7. 11bora klagt/ Judic. 5. Da kan man als denn nicht ſagen von
der Gerechtigkeit der Bawren in Jſrael. Jn ſolcher Be-
trachtung ſoll ein jeder GOtt fleiſſig anruffen vmb langes
Leben vnd Wolfart ſeiner Joſeph vnd Vorſteher.

III.
Troſtpre-
digt.
1. Ratione
ſui.
Zum dritten iſt dieſe Leichpredigt des lieben Jacobs
ein Troſtpredigt/ wie jhr den ſonderlich im andern Stuͤck
beſſer hoͤren werdet. 1. Ratione ſui, ſeiner Perſon halben.
Sihe ich ſterbe. Jch/ der ich in einem feinen Alter durch
Gottes Gnad bin in gluͤckſeligem Zuſtand/ nach langwiri-
gem Creutz in Ehrenſtand/ hab mein Kinder erzogen/ Ehr
an denſelben erlebet/ ſterbe aus einen groſſem Creutz/ kome
nun zu einem ſanfften Abſchiede vnd ſeligen Ende/ wie er
denn ſo ſanfft geſtorben/ daß der Text ſpricht/ da er alle ſeine
Rede vollendet hatte an ſeine Kindern/ thut er ſeine Fuͤſſe
zuſammen auffs Bette vnd verſchied/ das iſt/ er fuͤhlete nicht
ſonderlichen Schmertzen/ ſondern ſtarb ſeinem lieben Jo-

ſeph
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[25[26]/0026] Chriſtliche Leichpredigt. herꝛſchen/ vnd das Volck wird Schinderey treiben/ einer vber den andern/ vnd ein jeglicher vber ſeinen Nechſten/ vnd der Juͤnger wird ſtoltz ſeyn wider den Alten/ vnnd ein boͤſer Mann wider den ehrlichen. Hier hoͤren wir/ wenn ein ehr- licher Handwercksman/ geſchweig ein Amptman oder Pfarꝛherꝛ bey einer Gemeine ſtirbet/ das es fuͤr eine Straffe Gottes zu achten ſey/ ja wenn ein ehrlicher Bawer ſtirbet/ iſts ein groſſer Schade/ wie es die Erfahrung offt bezeuget/ wie mancher alter vnnd ehrlicher Heimbuͤrge hilfft bey der Gemeine/ ſo viel muͤglich alles zum beſten rahten/ verhin- dert viel Vbel mit gutem Rath/ wenn ein ſolcher Elteſter ſtirbt/ ſo gehets hernach in einer Gemeine zu/ von den Juͤnglingen vnd loſen Schliffelern/ das es wol beſſer toͤch- te/ vnd heiſt recht/ An Bawren gebrachs in Jſrael/ wie De- bora klagt/ Judic. 5. Da kan man als denn nicht ſagen von der Gerechtigkeit der Bawren in Jſrael. Jn ſolcher Be- trachtung ſoll ein jeder GOtt fleiſſig anruffen vmb langes Leben vnd Wolfart ſeiner Joſeph vnd Vorſteher. Jud. 5. 7. 11 Zum dritten iſt dieſe Leichpredigt des lieben Jacobs ein Troſtpredigt/ wie jhr den ſonderlich im andern Stuͤck beſſer hoͤren werdet. 1. Ratione ſui, ſeiner Perſon halben. Sihe ich ſterbe. Jch/ der ich in einem feinen Alter durch Gottes Gnad bin in gluͤckſeligem Zuſtand/ nach langwiri- gem Creutz in Ehrenſtand/ hab mein Kinder erzogen/ Ehr an denſelben erlebet/ ſterbe aus einen groſſem Creutz/ kome nun zu einem ſanfften Abſchiede vnd ſeligen Ende/ wie er denn ſo ſanfft geſtorben/ daß der Text ſpricht/ da er alle ſeine Rede vollendet hatte an ſeine Kindern/ thut er ſeine Fuͤſſe zuſammen auffs Bette vnd verſchied/ das iſt/ er fuͤhlete nicht ſonderlichen Schmertzen/ ſondern ſtarb ſeinem lieben Jo- ſeph III. Troſtpre- digt. 1. Ratione ſui.

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Zitationshilfe: Eccardi, Nicolaus: Christliche Einfeltige Leichpredigt. Jena, 1617, S. 25[26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524988/26>, abgerufen am 29.03.2024.