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Droschki, Wolfgang: Senium calamitosum Leid vnd Beschwerligkeit Menschliches Alters. Wittenberg, 1612.

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Christliche Leich Predigt.
ficium/ sie geben nicht mehr gut Brieffträger vnd Boten-
leuffer/ ermüden vnd erliegen bald/ es kan auch wol sein
der Rück im dem ein firmitas, wenn man im Alter einge-
krüpt vnd bögerickt einher gehet/ wie ein Sänsen/ wie
Luc. am 13. das arme Weib/ das in 18. Jahren sich nicht
auffrichten kan/ vnd wir auch hier bey der Stadt eine sol-
che alte Mutter haben:

Non coelum spectare licet: sed prona senectus
Terram a qua genita est, & reditura, videt.
Fitque tripes, prorsus quadrupes, ut parvulus infans
Et per sordentem flebile serpit humum.

Schreibet Cornelius Gallus, die Alten sehen nicht wo sie
fliehen/ sondern wo sie liegen/ nicht viel vber sich/ sondern
tieff genung vnter sich/ der Kopff henget jhn jmmer nach
der Erden/ darvon anfangs der Mensch gemacht/ vnd da
er wieder einkommen vnd begraben werden sol/ jtzt sind sie
dreyfüssig/ schlepffen sich mit krücken vnd stab/ bald krie-
chen sie auff allen vieren gar wie ein kleines Kind/ man
darff jhnen nicht vor schreiben/ sie enthalten sich es ohne
das wol was Syrach am 9. Cap. saget: Cum saltatrice
ne sis assiduus,
Pfleug die Täntzerin/ das du nicht in jhre
Stricke fallest/ Sie müssen klagen aus 5. Cap. Thren.
Vnsers Hertzen freude hat ein ende/ vnser reigen ist in we-
heklagen verkehret.

Die Vierde grosse vnd trübseelige beschwerligkeitIV.
des Alters ist/ das es König Salomon nennet Tempus
Collisionis,
ein schedlich Feuer. Wann müssig stehen/Occisae mo-
lentes.

saget er/ die Müller/ das jhr so wenig worden ist.
Solinus schreibet von Milone Crotoniata, das er auff

einen

Chriſtliche Leich Predigt.
ficium/ ſie geben nicht mehr gut Briefftraͤger vnd Boten-
leuffer/ ermuͤden vnd erliegen bald/ es kan auch wol ſein
der Ruͤck im dem ein firmitas, wenn man im Alter einge-
kruͤpt vnd boͤgerickt einher gehet/ wie ein Saͤnſen/ wie
Luc. am 13. das arme Weib/ das in 18. Jahren ſich nicht
auffrichten kan/ vnd wir auch hier bey der Stadt eine ſol-
che alte Mutter haben:

Non cœlum ſpectare licet: ſed prona ſenectus
Terram à qua genita est, & reditura, videt.
Fitqúe tripes, prorſus quadrupes, ut parvulus infans
Et per ſordentem flebile ſerpit humum.

Schreibet Cornelius Gallus, die Alten ſehen nicht wo ſie
fliehen/ ſondern wo ſie liegen/ nicht viel vber ſich/ ſondern
tieff genung vnter ſich/ der Kopff henget jhn jmmer nach
der Erden/ darvon anfangs der Menſch gemacht/ vnd da
er wieder einkommen vnd begraben werden ſol/ jtzt ſind ſie
dreyfuͤſſig/ ſchlepffen ſich mit kruͤcken vnd ſtab/ bald krie-
chen ſie auff allen vieren gar wie ein kleines Kind/ man
darff jhnen nicht vor ſchreiben/ ſie enthalten ſich es ohne
das wol was Syrach am 9. Cap. ſaget: Cum ſaltatrice
ne ſis aſsiduus,
Pfleug die Taͤntzerin/ das du nicht in jhre
Stricke falleſt/ Sie muͤſſen klagen aus 5. Cap. Thren.
Vnſers Hertzen freude hat ein ende/ vnſer reigen iſt in we-
heklagen verkehret.

Die Vierde groſſe vnd truͤbſeelige beſchwerligkeitIV.
des Alters iſt/ das es Koͤnig Salomon nennet Tempus
Colliſionis,
ein ſchedlich Feuer. Wann muͤſſig ſtehen/Occiſæ mo-
lentes.

ſaget er/ die Muͤller/ das jhr ſo wenig worden iſt.
Solinus ſchreibet von Milone Crotoniata, das er auff

einen
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[13/0015] Chriſtliche Leich Predigt. ficium/ ſie geben nicht mehr gut Briefftraͤger vnd Boten- leuffer/ ermuͤden vnd erliegen bald/ es kan auch wol ſein der Ruͤck im dem ein firmitas, wenn man im Alter einge- kruͤpt vnd boͤgerickt einher gehet/ wie ein Saͤnſen/ wie Luc. am 13. das arme Weib/ das in 18. Jahren ſich nicht auffrichten kan/ vnd wir auch hier bey der Stadt eine ſol- che alte Mutter haben: Non cœlum ſpectare licet: ſed prona ſenectus Terram à qua genita est, & reditura, videt. Fitꝙ́ tripes, prorſus quadrupes, ut parvulus infans Et per ſordentem flebile ſerpit humum. Schreibet Cornelius Gallus, die Alten ſehen nicht wo ſie fliehen/ ſondern wo ſie liegen/ nicht viel vber ſich/ ſondern tieff genung vnter ſich/ der Kopff henget jhn jmmer nach der Erden/ darvon anfangs der Menſch gemacht/ vnd da er wieder einkommen vnd begraben werden ſol/ jtzt ſind ſie dreyfuͤſſig/ ſchlepffen ſich mit kruͤcken vnd ſtab/ bald krie- chen ſie auff allen vieren gar wie ein kleines Kind/ man darff jhnen nicht vor ſchreiben/ ſie enthalten ſich es ohne das wol was Syrach am 9. Cap. ſaget: Cum ſaltatrice ne ſis aſsiduus, Pfleug die Taͤntzerin/ das du nicht in jhre Stricke falleſt/ Sie muͤſſen klagen aus 5. Cap. Thren. Vnſers Hertzen freude hat ein ende/ vnſer reigen iſt in we- heklagen verkehret. Die Vierde groſſe vnd truͤbſeelige beſchwerligkeit des Alters iſt/ das es Koͤnig Salomon nennet Tempus Colliſionis, ein ſchedlich Feuer. Wañ muͤſſig ſtehen/ ſaget er/ die Muͤller/ das jhr ſo wenig worden iſt. Solinus ſchreibet von Milone Crotoniata, das er auff einen IV. Occiſæ mo- lentes.

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Zitationshilfe: Droschki, Wolfgang: Senium calamitosum Leid vnd Beschwerligkeit Menschliches Alters. Wittenberg, 1612, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/527017/15>, abgerufen am 29.03.2024.