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Janticovius, Lucas: Göttlicher Liebe vnd Gnaden Spiegel. Frankfurt (Oder), 1612.

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Christliche Leichpredigt.
Freunde lassen sich ja wol lieben/ wiewol es ein vnbe-
stendig thun ist/ vnd manchmahl also gehet: Amicus
animal valde mutabile: Jtem: Vnus est DEUS
sed plures sunt amici:
GOtt bleibet allein der einigeExempla.
Davidis
Psaltis.
videlicet
Constanti-
ni erga Ju-
lianum.
Imperato-
ris Ottonis
erga Heri-
cum fratrem.

beste Freund. Zwar von David lessen wir/ daß er
auch seinen Feindt den Saul geliebet/ vnd find man
mehr Historien/ so anderswo auch in Leichpredigten an-
gezogen worden/ vnd E. L. bekandt sein/ welche ich vmb
geliebter kürtz halben nicht anziehe. Aber last vns doch
ein wenig besehen die Viscera misericordiae divinae,
die hertzliche Barmhertzigkeit vnsers Gottes/ damit vns
besucht hat der auffgang auß der höhe. Dann wann
nu S. Paulus sagt: GOtt preiset seine liebe ge-
gen vns/ das Christus für vns gestorben ist/

will er eben das sagen/ was die traute Charitas, der hold-
selige MenschenFreund/ vnser lieber Immanuel JEsus
Christus
sagt/ Joh. 3 Also hat Gott die Welt geliebet/Iohan. 3.
das er seinen eingebornen Sohn gab/ auff dz alle/ so an jn
gleuben/ nicht verlohren werden/ sondern das ewige le-
ben haben. Wie hat vns nu Gott seinen Sohn gege-
ben? Nicht schlecht zum Geissel oder Bürgen/ sondern
also/ das er für vns eines schmelichen bittern tods ster-
ben muß/ ein fluch vor vns werden. Ach wie hats Gott
vbers hertze bringen können? Gedenckt/ Geliebte im
HErren/ wie Eltern gen jhre Kinder gesinnet/ sie kön-
nen nicht leiden das jhnen leid widerfehret/ können sich
auch nicht leichtlichen eines Kindes begeben/ ob sie gleichExempla
sorges.
Genes. 37.

deroselben mehr haben. Wie windet vnd ringet Ja-
cob
seine Hände/ als jhme der Todt seines Sohnes
Josephs, wie wol felschlich/ berichtet ward. DavidDavid.

lieget
D

Chriſtliche Leichpredigt.
Freunde laſſen ſich ja wol lieben/ wiewol es ein vnbe-
ſtendig thun iſt/ vnd manchmahl alſo gehet: Amicus
animal valdè mutabile: Jtem: Vnus eſt DEUS
ſed plures ſunt amici:
GOtt bleibet allein der einigeExempla.
Davidis
Pſaltis.
videlicet
Conſtanti-
ni erga Ju-
lianum.
Imperato-
ris Ottonis
erga Heri-
cum fratrem.

beſte Freund. Zwar von David leſſen wir/ daß er
auch ſeinen Feindt den Saul geliebet/ vnd find man
mehr Hiſtorien/ ſo anderswo auch in Leichpredigten an-
gezogen worden/ vnd E. L. bekandt ſein/ welche ich vmb
geliebter kuͤrtz halben nicht anziehe. Aber laſt vns doch
ein wenig beſehen die Viſcera miſericordiæ divinæ,
die hertzliche Barmhertzigkeit vnſers Gottes/ damit vns
beſucht hat der auffgang auß der hoͤhe. Dann wann
nu S. Paulus ſagt: GOtt preiſet ſeine liebe ge-
gen vns/ das Chriſtus fuͤr vns geſtorben iſt/

will er eben das ſagen/ was die traute Charitas, der hold-
ſelige MenſchenFreund/ vnſer lieber Immanuel JEſus
Chriſtus
ſagt/ Joh. 3 Alſo hat Gott die Welt geliebet/Iohan. 3.
das er ſeinen eingebornẽ Sohn gab/ auff dz alle/ ſo an jn
gleuben/ nicht verlohren werden/ ſondern das ewige le-
ben haben. Wie hat vns nu Gott ſeinen Sohn gege-
ben? Nicht ſchlecht zum Geiſſel oder Buͤrgen/ ſondern
alſo/ das er fuͤr vns eines ſchmelichen bittern tods ſter-
ben muß/ ein fluch vor vns werden. Ach wie hats Gott
vbers hertze bringen koͤnnen? Gedenckt/ Geliebte im
HErren/ wie Eltern gen jhre Kinder geſinnet/ ſie koͤn-
nen nicht leiden das jhnen leid widerfehret/ koͤnnen ſich
auch nicht leichtlichen eines Kindes begeben/ ob ſie gleichExempla
ςοργῆς.
Geneſ. 37.

deroſelben mehr haben. Wie windet vnd ringet Ja-
cob
ſeine Haͤnde/ als jhme der Todt ſeines Sohnes
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Zitationshilfe: Janticovius, Lucas: Göttlicher Liebe vnd Gnaden Spiegel. Frankfurt (Oder), 1612, S. [25]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/527028/25>, abgerufen am 28.03.2024.