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Janticovius, Lucas: Göttlicher Liebe vnd Gnaden Spiegel. Frankfurt (Oder), 1612.

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Christliche Leichpredigt.
stehen/ daß wir durch allerley Creutz vnd Anfechtung/
durch seinen beystandt vnd hülffe ins ewige Leben hinein
dringen werden.

Entziehet sich ein Vater nicht seinen vngehorsa-
men Sohn/ sondern nehret/ speiset vnd kleidet jhn/ viel
mehr wird er es dem gehorsamen thun. Damit wil
nun der Apostel die blöde Hertzen auffrichten/ das sie
kecklich vnd getrost auff Gottes Liebe vnd Güte bawen/
vnd trawen: Dohin wil vnß auch weisen D. Bernhar-Bernhardus.
dus. Creavit nos cum nihil essemus: Redemit
nos cum perijssemus: Sanctificat nos cum im-
mundi & infirmi essemus, &c.
Das dienet nun/
wenn der Teuffel die Sünde groß machet/ das Gewis-
sen vns anklaget/ vnd vns GOtt vorkömpt als ein zor-
niger Richter/ der vns keine Gnade vnd Barmhertzig-
keit beweisen wolle/ da fehret mancher zu/ verzweiffelt
an GOTtes Güte vnnd Gnade/ wie Achitophel,
Saul, Franciscus Spira,
vnnd jener Schulmeister inExempla
desperato-
rum.

Vngern/ der schrieb einen Zettel mit diesen Worten:
Commendo vos Deo, cujus misericordia mihi
denegata est,
vnnd gieng darnach hin/ vnnd erhenckt
sich. Dogegen sagt Augustinus: Nulla est neceßitasAugustinus
quae cogit ad desperationem, nec quantitas criminis, nec
diuturnitas & brevitas temporis.

Keine Sünde ist so groß vnd schwer/
Die nicht vergiebet Gott der HErr.

Vnd die Historia Carpi deß Bischoffs in Crota zeu-Historia
Carpi.

get/ daß ehe ein einiger Mensch solte verlohren werden/
Christus noch einmahl sterben wolte: Dieser hatte in
seiner Gemeine 2. grosse Sünder/ die er mit keiner

Straff-
E ij

Chriſtliche Leichpredigt.
ſtehen/ daß wir durch allerley Creutz vnd Anfechtung/
durch ſeinen beyſtandt vnd huͤlffe ins ewige Leben hinein
dringen werden.

Entziehet ſich ein Vater nicht ſeinen vngehorſa-
men Sohn/ ſondern nehret/ ſpeiſet vnd kleidet jhn/ viel
mehr wird er es dem gehorſamen thun. Damit wil
nun der Apoſtel die bloͤde Hertzen auffrichten/ das ſie
kecklich vnd getroſt auff Gottes Liebe vnd Guͤte bawen/
vnd trawen: Dohin wil vnß auch weiſen D. Bernhar-Bernhardus.
dus. Creavit nos cum nihil eſſemus: Redemit
nos cum perijſſemus: Sanctificat nos cum im-
mundi & infirmi eſſemus, &c.
Das dienet nun/
wenn der Teuffel die Suͤnde groß machet/ das Gewiſ-
ſen vns anklaget/ vnd vns GOtt vorkoͤmpt als ein zor-
niger Richter/ der vns keine Gnade vnd Barmhertzig-
keit beweiſen wolle/ da fehret mancher zu/ verzweiffelt
an GOTtes Guͤte vnnd Gnade/ wie Achitophel,
Saul, Franciſcus Spira,
vnnd jener Schulmeiſter inExempla
deſperato-
rum.

Vngern/ der ſchrieb einen Zettel mit dieſen Worten:
Commendo vos Deo, cujus miſericordia mihi
denegata eſt,
vnnd gieng darnach hin/ vnnd erhenckt
ſich. Dogegen ſagt Auguſtinus: Nulla est neceßitasAugùſtinus
quæ cogit ad deſperationem, nec quantitas criminis, nec
diuturnitas & brevitas temporis.

Keine Suͤnde iſt ſo groß vnd ſchwer/
Die nicht vergiebet Gott der HErr.

Vnd die Hiſtoria Carpi deß Biſchoffs in Crota zeu-Hiſtoria
Carpi.

get/ daß ehe ein einiger Menſch ſolte verlohren werden/
Chriſtus noch einmahl ſterben wolte: Dieſer hatte in
ſeiner Gemeine 2. groſſe Suͤnder/ die er mit keiner

Straff-
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Zitationshilfe: Janticovius, Lucas: Göttlicher Liebe vnd Gnaden Spiegel. Frankfurt (Oder), 1612, S. [35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/527028/35>, abgerufen am 18.04.2024.