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Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647.

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ter zubetrachten vorgestellet wird. Die worte solcher Texte
sollen bald angeführet werden. So saget demnach Job/ Er sey
auch/ als ein vornehmer Richter/ bekleidet und mit Schmuck an-
gethan gewesen/ nicht zwar also/ das er viel auff prächtige Klei-
der gehalten und gewendet/ sondern das er mit Tugenden ge-
schmücket/ und dieselbigen/ namentlich aber die Gerechtigkeit
vor seinen besten Schmuck/ vor sein schönstes Richter-Kleid ge-
achtet habe. Es ist zwar Richtern und Regenten nicht verbo-
ten/ das sie vor andern ein zierlich Ehren-Kleid tragen/ und sich
also jhrem Stande gemeß halten wenn nur den Sachen nicht zu
viel geschicht. Also ward Joseph stattlich bekleidet/ da jhn Kö-
nig Pharao satzte zum Herrn über gantz Egypten Land. Denn
der König that seinen Ring von seiner Hand/ und gab jhn Jo-
seph an seine Hand/ und kleidet jhn mit weisser Seiden/ und hieng1 B. Moß
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jhm eine guldene Ketten an seinen Halß. Also gieng Mardochai/
nach dem er an Hamans statt erhöhet war/ in Königlichen Klei-
dern/ Geel und Weiß/ und mit einer grossen guldenen Krone/
angethan mit einem Leinen und Purpurmantel. Doch sollenEsther 8.
verß 15.

sich auch solche Regenten in acht nehmen/ das sie sich nicht erhe-Sirach 10.
verß 4.

ben jhrer Kleider/ noch stoltz sind in jhrem Hertzen; auch nichtLuc 7. v. [verlorenes Material - 2 Zeichen fehlen]
also weiche Kleider tragen/ das sie in herrlichen Kleidern und Lü-
sten leben. Der allerbeste Schmuck aber und das schönste Eh-
renkleid/ welches jhnen das meiste ansehen macht/ ist der wohler-
haltene ruhm von liebe und übungen der schönen Tugenden/ al-
lermeist der Gerechtigkeit. Wer damit geschmücket ist/ der hat
das rechte Ehrenkleid/ welches seinen glantz immerdar behält/
niemahls veraltet/ vielweniger zureisset. Je länger man es trä-
get/ je schöner es einem anstehet. Gott selbst/ als der Oberste
Richter hat sich in H. Schrifft also abbilden lassen/ das er an
statt Wehr und Waffen/ Rocks und Schmuckes/ mit Gerech-
tigkeit und andern zum Richter-ampt gehörigen Eigenschafften
ausgerüstet sey. Er zeucht Gerechtigkeit an/ wie einen Pan-
tzer/ und setzet einen Helm des Heils auff sein Haupt/ und

zeucht
D iij

ter zubetrachten vorgeſtellet wird. Die worte ſolcher Texte
ſollen bald angefuͤhret werden. So ſaget demnach Job/ Er ſey
auch/ als ein vornehmer Richter/ bekleidet und mit Schmuck an-
gethan geweſen/ nicht zwar alſo/ das er viel auff praͤchtige Klei-
der gehalten und gewendet/ ſondern das er mit Tugenden ge-
ſchmuͤcket/ und dieſelbigen/ namentlich aber die Gerechtigkeit
vor ſeinen beſten Schmuck/ vor ſein ſchoͤnſtes Richter-Kleid ge-
achtet habe. Es iſt zwar Richtern und Regenten nicht verbo-
ten/ das ſie vor andern ein zierlich Ehren-Kleid tragen/ und ſich
alſo jhrem Stande gemeß halten wenn nur den Sachen nicht zu
viel geſchicht. Alſo ward Joſeph ſtattlich bekleidet/ da jhn Koͤ-
nig Pharao ſatzte zum Herrn uͤber gantz Egypten Land. Denn
der Koͤnig that ſeinen Ring von ſeiner Hand/ und gab jhn Jo-
ſeph an ſeine Hand/ und kleidet jhn mit weiſſer Seiden/ und hieng1 B. Moß
41. v. 41. 42

jhm eine guldene Ketten an ſeinen Halß. Alſo gieng Mardochai/
nach dem er an Hamans ſtatt erhoͤhet war/ in Koͤniglichen Klei-
dern/ Geel und Weiß/ und mit einer groſſen guldenen Krone/
angethan mit einem Leinen und Purpurmantel. Doch ſollenEſther 8.
verß 15.

ſich auch ſolche Regenten in acht nehmen/ das ſie ſich nicht erhe-Sirach 10.
verß 4.

ben jhrer Kleider/ noch ſtoltz ſind in jhrem Hertzen; auch nichtLuc 7. v. [verlorenes Material – 2 Zeichen fehlen]
alſo weiche Kleider tragen/ das ſie in herrlichen Kleidern und Luͤ-
ſten leben. Der allerbeſte Schmuck aber und das ſchoͤnſte Eh-
renkleid/ welches jhnen das meiſte anſehen macht/ iſt der wohler-
haltene ruhm von liebe und uͤbungen der ſchoͤnen Tugenden/ al-
lermeiſt der Gerechtigkeit. Wer damit geſchmuͤcket iſt/ der hat
das rechte Ehrenkleid/ welches ſeinen glantz immerdar behaͤlt/
niemahls veraltet/ vielweniger zureiſſet. Je laͤnger man es traͤ-
get/ je ſchoͤner es einem anſtehet. Gott ſelbſt/ als der Oberſte
Richter hat ſich in H. Schrifft alſo abbilden laſſen/ das er an
ſtatt Wehr und Waffen/ Rocks und Schmuckes/ mit Gerech-
tigkeit und andern zum Richter-ampt gehoͤrigen Eigenſchafften
ausgeruͤſtet ſey. Er zeucht Gerechtigkeit an/ wie einen Pan-
tzer/ und ſetzet einen Helm des Heils auff ſein Haupt/ und

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Zitationshilfe: Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647, S. [29]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/537788/29>, abgerufen am 28.03.2024.