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Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647.

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zeucht sich an zur Rache/ und kleidet sich mit Eiver/ wie mit
einem Rock/
sagt Esaias im 59. Capittel. Gleiches sinnes
redet von jhm das Buch der Weißheit im 5. Capittel. Er wird
seinen Eiver nehmen zum Harnisch/ und wird die Creatur
rüsten zur Rache über die Feinde. Er wird Gerechtigkeit an-
ziehen zum Krebs/ und wird das ernste Gericht auffsetzen
zum Helm. Er wird Heiligkeit nehmen zum unüberwind-
lichem Schilde. Er wird den strengen zorn wetzen zum
Schwerd.
So sollen demnach Gottselige Richter und Re-
genten/
als die von Gott verordnete Amptleute seines Rei-
ches/ sich in die Hof-farbe jhres Königes und Herrn kleiden/ Ge-
rechtigkeit anziehen/ als einen schönen Rock/ und mit dem Recht/
als mit einer schönen Krone und Fürstlichem Hute/ jhr Haupt
zieren. Gleich wie ein Ehrbahrer Mensch alle Tage/ wenn er
aus dem Bette auffgestanden/ seine Kleider anleget/ und damit
den Leib bedecket/ das er nicht bloß erfunden werde: Also gebüh-
ret Richtern und Regenten (weil sie Gerechtigkeit als einen
Rock anziehen sollen) das sie alle Tage jhres Amptes/ ja jhre
gantze lebetag ob dem Recht mit allem fleisse halten/ und nicht et-
wan eine zeitlang sich gut und fromm erweisen/ nachmahls aber bö-
Job 27. v. 6se und ungerechtwerden. Sie sollen mit Job den festen Vorsatz
haben: Von meiner Gerechtigkeit/ die ich habe/ will ich nicht
lassen/
in seinem 27. Capittel. Was hilfft es/ wenn man ein
theil des Leibes zierlich bekleidet/ und hingegen ein ander theil o-
der Gliedmaß desselben entweder mit stinckenden alten zurisse-
nen Haderlumpen bedecket/ oder gar schändlich bloß lässet? Al-
so ist es nicht gnugsam/ das ein Richter in etlichen stücken und fal-
len sich Gerecht erweiset/ sondern er soll sich befleissen/ allenthal-
ben und in allen sachen also zu verfahren/ wie es die Gerechtig-
Sirach 47.
verß 21.
keit erfodert. Thut er dieses nicht/ So hänget er seiner Ehre
einen Schandfleck an/ und wird das Lob/ welches er aus vorigem
Wohlverhalten erlanget hat/ vernichtet. Dieses erinnert auch
Gregor: M.Gregorius M. in auslegung dieses Textes/ und spricht: Wer mit

der

zeucht ſich an zur Rache/ und kleidet ſich mit Eiver/ wie mit
einem Rock/
ſagt Eſaias im 59. Capittel. Gleiches ſinnes
redet von jhm das Buch der Weißheit im 5. Capittel. Er wird
ſeinen Eiver nehmen zum Harniſch/ und wird die Creatur
ruͤſten zur Rache uͤber die Feinde. Er wird Gerechtigkeit an-
ziehen zum Krebs/ und wird das ernſte Gericht auffſetzen
zum Helm. Er wird Heiligkeit nehmen zum unuͤberwind-
lichem Schilde. Er wird den ſtrengen zorn wetzen zum
Schwerd.
So ſollen demnach Gottſelige Richter und Re-
genten/
als die von Gott verordnete Amptleute ſeines Rei-
ches/ ſich in die Hof-farbe jhres Koͤniges und Herrn kleiden/ Ge-
rechtigkeit anziehen/ als einen ſchoͤnen Rock/ und mit dem Recht/
als mit einer ſchoͤnen Krone und Fuͤrſtlichem Hute/ jhr Haupt
zieren. Gleich wie ein Ehrbahrer Menſch alle Tage/ wenn er
aus dem Bette auffgeſtanden/ ſeine Kleider anleget/ und damit
den Leib bedecket/ das er nicht bloß erfunden werde: Alſo gebuͤh-
ret Richtern und Regenten (weil ſie Gerechtigkeit als einen
Rock anziehen ſollen) das ſie alle Tage jhres Amptes/ ja jhre
gantze lebetag ob dem Recht mit allem fleiſſe halten/ und nicht et-
wan eine zeitlang ſich gut und from̃ erweiſen/ nachmahls aber boͤ-
Job 27. v. 6ſe und ungerechtwerden. Sie ſollen mit Job den feſten Vorſatz
haben: Von meiner Gerechtigkeit/ die ich habe/ will ich nicht
laſſen/
in ſeinem 27. Capittel. Was hilfft es/ wenn man ein
theil des Leibes zierlich bekleidet/ und hingegen ein ander theil o-
der Gliedmaß deſſelben entweder mit ſtinckenden alten zuriſſe-
nen Haderlumpen bedecket/ oder gar ſchaͤndlich bloß laͤſſet? Al-
ſo iſt es nicht gnugſam/ das ein Richter in etlichen ſtuͤcken und fål-
len ſich Gerecht erweiſet/ ſondern er ſoll ſich befleiſſen/ allenthal-
ben und in allen ſachen alſo zu verfahren/ wie es die Gerechtig-
Sirach 47.
verß 21.
keit erfodert. Thut er dieſes nicht/ So haͤnget er ſeiner Ehre
einen Schandfleck an/ und wird das Lob/ welches er aus vorigem
Wohlverhalten erlanget hat/ vernichtet. Dieſes erinnert auch
Gregor: M.Gregorius M. in auslegung dieſes Textes/ und ſpricht: Wer mit

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Zitationshilfe: Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647, S. [30]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/537788/30>, abgerufen am 28.03.2024.