Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

wenn er spricht: Jch gedacht/ ich wil in meinem Nest ersterben.Siehe
Sirach 37.
(36) v. 28.

Sein Nest ist gewesen sein Haus und Hof/ und was er sonst ei-
genthümliches hatte. Solch Nest hatte er in die höhe geleget/
das ist/ dasselbe wohl angerichtet und verwahret. Er war hoch
und ansehnlich/ herrlicher denn alle/ die gegen Morgen wohne-
ten (cap. 1.) Er hatte bey sich seine Jungen/ seine Söhne undJob 1. v. 3.
Töchter. Es mangelte jhme nicht an reichen Vnterhaltungs-
mitteln. Da hatte er nun gedacht/ auch künfftige Jahre derglei-
chen Glückes zugeniessen/ das er bey dem seinen ruhig und ohne
anstoß verbleiben/ mit seinen Kindern gewüntschtes wohlstandes
geniessen würde. Aber es schlug jhm fehl. Sein Haab und
Gut wurden jhme theils durch einfall der Feinde/ theils durch
Fewer vom Himmel entzogen. Der Wind stieß auff das Hauß/
darin seine Söhne und Töchter frölich waren/ warff es ein/ und
erschlug sie. Er selbst muste sich besorgen/ das die Feinde weiter
einfallen/ jhn von Hauß und Hofe/ von Land und Leuten vertrei-
ben würden. Das er hier gedencket des Ersterbene in dem Ne-
ste
lautet im Ebreischen AEgva, welcherley Wort auch sonst Job
zum offtern brauchet von seinem Tode capit. 3. 10. 13. 27. EsJob 3. v. 10
c. 10. v. 18.
c. 13. v. 19.
c. 27. v. 5.

bedeutet aber eigentlich einen solchen Todt/ der nicht gewaltthä-
tig ist/ mit langer schmertzlicher Niederlage/ grosser Todesangst
und Hertzbrechen geschihet/ sondern da einer mehlich abnimmet/Schindl: in
Lex: Vatab:
in Iob. 29.
18. Lorin.
in Psalm:
CVI. 5. fol:
204. C. &c.

biß er endlich/ ohne grossen verzug und Angst/ sanfft und stille
seinen Geist auffgiebt; wie auch aus betrachtung der stellen/ wo
es in H. Schrifft gefunden wird/ ist abzunehmen: Weil der H.
Geist dasselbe setzet von dem Tode Abrahams/ welcher abnahm
und starb in einem ruhigen alter/ da er alt und Lebens satt war;
Von Jsmael/ welcher abnahm und starb; von Jsaac/ der auch1 B. Mos:
25. v. 8. 17.

abnahm und starb/ und ward versamlet zu seinem Volck/ alt
und lebens satt; vom verscheiden Jacobs/ welcher bey guterc. 35. v. 29.
c. 49. v. 33.
(1)

Vernunfft/ da er vollendet hatte die Gebot an seine Kinder/ die
Füsse zufammen thäte auffs Bette/ und verschied; ingleichen
von Aaron/ der da bald und willig starb auff dem Berge. Auff4. B. Mos.
20. v. 29.

solche
G

wenn er ſpricht: Jch gedacht/ ich wil in meinem Neſt erſterben.Siehe
Sirach 37.
(36) v. 28.

Sein Neſt iſt geweſen ſein Haus und Hof/ und was er ſonſt ei-
genthuͤmliches hatte. Solch Neſt hatte er in die hoͤhe geleget/
das iſt/ daſſelbe wohl angerichtet und verwahret. Er war hoch
und anſehnlich/ herrlicher denn alle/ die gegen Morgen wohne-
ten (cap. 1.) Er hatte bey ſich ſeine Jungen/ ſeine Soͤhne undJob 1. v. 3.
Toͤchter. Es mangelte jhme nicht an reichen Vnterhaltungs-
mitteln. Da hatte er nun gedacht/ auch kuͤnfftige Jahre derglei-
chen Gluͤckes zugenieſſen/ das er bey dem ſeinen ruhig und ohne
anſtoß verbleiben/ mit ſeinen Kindern gewuͤntſchtes wohlſtandes
genieſſen wuͤrde. Aber es ſchlug jhm fehl. Sein Haab und
Gut wurden jhme theils durch einfall der Feinde/ theils durch
Fewer vom Himmel entzogen. Der Wind ſtieß auff das Hauß/
darin ſeine Soͤhne und Toͤchter froͤlich waren/ warff es ein/ und
erſchlug ſie. Er ſelbſt muſte ſich beſorgen/ das die Feinde weiter
einfallen/ jhn von Hauß und Hofe/ von Land und Leuten vertrei-
ben wuͤrden. Das er hier gedencket des Erſterbene in dem Ne-
ſte
lautet im Ebreiſchen Ægvà, welcherley Wort auch ſonſt Job
zum offtern brauchet von ſeinem Tode capit. 3. 10. 13. 27. EsJob 3. v. 10
c. 10. v. 18.
c. 13. v. 19.
c. 27. v. 5.

bedeutet aber eigentlich einen ſolchen Todt/ der nicht gewaltthaͤ-
tig iſt/ mit langer ſchmertzlicher Niederlage/ groſſer Todesangſt
und Hertzbrechen geſchihet/ ſondern da einer mehlich abnimmet/Schindl: in
Lex: Vatab:
in Iob. 29.
18. Lorin.
in Pſalm:
CVI. 5. fol:
204. C. &c.

biß er endlich/ ohne groſſen verzug und Angſt/ ſanfft und ſtille
ſeinen Geiſt auffgiebt; wie auch aus betrachtung der ſtellen/ wo
es in H. Schrifft gefunden wird/ iſt abzunehmen: Weil der H.
Geiſt daſſelbe ſetzet von dem Tode Abrahams/ welcher abnahm
und ſtarb in einem ruhigen alter/ da er alt und Lebens ſatt war;
Von Jſmaël/ welcher abnahm und ſtarb; von Jſaac/ der auch1 B. Moſ:
25. v. 8. 17.

abnahm und ſtarb/ und ward verſamlet zu ſeinem Volck/ alt
und lebens ſatt; vom verſcheiden Jacobs/ welcher bey guterc. 35. v. 29.
c. 49. v. 33.
(1)

Vernunfft/ da er vollendet hatte die Gebot an ſeine Kinder/ die
Fuͤſſe zufammen thaͤte auffs Bette/ und verſchied; ingleichen
von Aaron/ der da bald und willig ſtarb auff dem Berge. Auff4. B. Moſ.
20. v. 29.

ſolche
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0049" n="[49]"/>
wenn er &#x017F;pricht: Jch gedacht/ ich wil in meinem Ne&#x017F;t er&#x017F;terben.<note place="right">Siehe<lb/>
Sirach 37.<lb/>
(36) v. 28.</note><lb/><hi rendition="#fr">Sein Ne&#x017F;t</hi> i&#x017F;t gewe&#x017F;en &#x017F;ein Haus und Hof/ und was er &#x017F;on&#x017F;t ei-<lb/>
genthu&#x0364;mliches hatte. Solch Ne&#x017F;t hatte er <hi rendition="#fr">in die ho&#x0364;he</hi> geleget/<lb/>
das i&#x017F;t/ da&#x017F;&#x017F;elbe wohl angerichtet und verwahret. Er war hoch<lb/>
und an&#x017F;ehnlich/ herrlicher denn alle/ die gegen Morgen wohne-<lb/>
ten (cap. 1.) Er hatte bey &#x017F;ich <hi rendition="#fr">&#x017F;eine Jungen/</hi> &#x017F;eine So&#x0364;hne und<note place="right">Job 1. v. 3.</note><lb/>
To&#x0364;chter. Es mangelte jhme nicht an reichen Vnterhaltungs-<lb/>
mitteln. Da hatte er nun gedacht/ auch ku&#x0364;nfftige Jahre derglei-<lb/>
chen Glu&#x0364;ckes zugenie&#x017F;&#x017F;en/ das er bey dem &#x017F;einen ruhig und ohne<lb/>
an&#x017F;toß verbleiben/ mit &#x017F;einen Kindern gewu&#x0364;nt&#x017F;chtes wohl&#x017F;tandes<lb/>
genie&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde. Aber es &#x017F;chlug jhm fehl. Sein Haab und<lb/>
Gut wurden jhme theils durch einfall der Feinde/ theils durch<lb/>
Fewer vom Himmel entzogen. Der Wind &#x017F;tieß auff das Hauß/<lb/>
darin &#x017F;eine So&#x0364;hne und To&#x0364;chter fro&#x0364;lich waren/ warff es ein/ und<lb/>
er&#x017F;chlug &#x017F;ie. Er &#x017F;elb&#x017F;t mu&#x017F;te &#x017F;ich be&#x017F;orgen/ das die Feinde weiter<lb/>
einfallen/ jhn von Hauß und Hofe/ von Land und Leuten vertrei-<lb/>
ben wu&#x0364;rden. Das er hier gedencket des <hi rendition="#fr">Er&#x017F;terbene in dem Ne-<lb/>
&#x017F;te</hi> lautet im Ebrei&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Ægvà,</hi> welcherley Wort auch &#x017F;on&#x017F;t Job<lb/>
zum offtern brauchet von &#x017F;einem Tode capit. 3. 10. 13. 27. Es<note place="right">Job 3. v. 10<lb/>
c. 10. v. 18.<lb/>
c. 13. v. 19.<lb/>
c. 27. v. 5.</note><lb/>
bedeutet aber eigentlich einen &#x017F;olchen Todt/ der nicht gewalttha&#x0364;-<lb/>
tig i&#x017F;t/ mit langer &#x017F;chmertzlicher Niederlage/ gro&#x017F;&#x017F;er Todesang&#x017F;t<lb/>
und Hertzbrechen ge&#x017F;chihet/ &#x017F;ondern da einer mehlich abnimmet/<note place="right"><hi rendition="#aq">Schindl: in<lb/>
Lex: Vatab:<lb/>
in Iob. 29.<lb/>
18. Lorin.<lb/>
in P&#x017F;alm:<lb/>
CVI. 5. fol:<lb/>
204. C. &amp;c.</hi></note><lb/>
biß er endlich/ ohne gro&#x017F;&#x017F;en verzug und Ang&#x017F;t/ &#x017F;anfft und &#x017F;tille<lb/>
&#x017F;einen Gei&#x017F;t auffgiebt; wie auch aus betrachtung der &#x017F;tellen/ wo<lb/>
es in H. Schrifft gefunden wird/ i&#x017F;t abzunehmen: Weil der H.<lb/>
Gei&#x017F;t da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;etzet von dem Tode Abrahams/ welcher abnahm<lb/>
und &#x017F;tarb in einem ruhigen alter/ da er alt und Lebens &#x017F;att war;<lb/>
Von J&#x017F;maël/ welcher abnahm und &#x017F;tarb; von J&#x017F;aac/ der auch<note place="right">1 B. Mo&#x017F;:<lb/>
25. v. 8. 17.</note><lb/>
abnahm und &#x017F;tarb/ und ward ver&#x017F;amlet zu &#x017F;einem Volck/ alt<lb/>
und lebens &#x017F;att; vom ver&#x017F;cheiden Jacobs/ welcher bey guter<note place="right">c. 35. v. 29.<lb/>
c. 49. v. 33.<lb/>
(1)</note><lb/>
Vernunfft/ da er vollendet hatte die Gebot an &#x017F;eine Kinder/ die<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zufammen tha&#x0364;te auffs Bette/ und ver&#x017F;chied; ingleichen<lb/>
von Aaron/ der da bald und willig &#x017F;tarb auff dem Berge. Auff<note place="right">4. B. Mo&#x017F;.<lb/>
20. v. 29.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;olche</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[49]/0049] wenn er ſpricht: Jch gedacht/ ich wil in meinem Neſt erſterben. Sein Neſt iſt geweſen ſein Haus und Hof/ und was er ſonſt ei- genthuͤmliches hatte. Solch Neſt hatte er in die hoͤhe geleget/ das iſt/ daſſelbe wohl angerichtet und verwahret. Er war hoch und anſehnlich/ herrlicher denn alle/ die gegen Morgen wohne- ten (cap. 1.) Er hatte bey ſich ſeine Jungen/ ſeine Soͤhne und Toͤchter. Es mangelte jhme nicht an reichen Vnterhaltungs- mitteln. Da hatte er nun gedacht/ auch kuͤnfftige Jahre derglei- chen Gluͤckes zugenieſſen/ das er bey dem ſeinen ruhig und ohne anſtoß verbleiben/ mit ſeinen Kindern gewuͤntſchtes wohlſtandes genieſſen wuͤrde. Aber es ſchlug jhm fehl. Sein Haab und Gut wurden jhme theils durch einfall der Feinde/ theils durch Fewer vom Himmel entzogen. Der Wind ſtieß auff das Hauß/ darin ſeine Soͤhne und Toͤchter froͤlich waren/ warff es ein/ und erſchlug ſie. Er ſelbſt muſte ſich beſorgen/ das die Feinde weiter einfallen/ jhn von Hauß und Hofe/ von Land und Leuten vertrei- ben wuͤrden. Das er hier gedencket des Erſterbene in dem Ne- ſte lautet im Ebreiſchen Ægvà, welcherley Wort auch ſonſt Job zum offtern brauchet von ſeinem Tode capit. 3. 10. 13. 27. Es bedeutet aber eigentlich einen ſolchen Todt/ der nicht gewaltthaͤ- tig iſt/ mit langer ſchmertzlicher Niederlage/ groſſer Todesangſt und Hertzbrechen geſchihet/ ſondern da einer mehlich abnimmet/ biß er endlich/ ohne groſſen verzug und Angſt/ ſanfft und ſtille ſeinen Geiſt auffgiebt; wie auch aus betrachtung der ſtellen/ wo es in H. Schrifft gefunden wird/ iſt abzunehmen: Weil der H. Geiſt daſſelbe ſetzet von dem Tode Abrahams/ welcher abnahm und ſtarb in einem ruhigen alter/ da er alt und Lebens ſatt war; Von Jſmaël/ welcher abnahm und ſtarb; von Jſaac/ der auch abnahm und ſtarb/ und ward verſamlet zu ſeinem Volck/ alt und lebens ſatt; vom verſcheiden Jacobs/ welcher bey guter Vernunfft/ da er vollendet hatte die Gebot an ſeine Kinder/ die Fuͤſſe zufammen thaͤte auffs Bette/ und verſchied; ingleichen von Aaron/ der da bald und willig ſtarb auff dem Berge. Auff ſolche Siehe Sirach 37. (36) v. 28. Job 1. v. 3. Job 3. v. 10 c. 10. v. 18. c. 13. v. 19. c. 27. v. 5. Schindl: in Lex: Vatab: in Iob. 29. 18. Lorin. in Pſalm: CVI. 5. fol: 204. C. &c. 1 B. Moſ: 25. v. 8. 17. c. 35. v. 29. c. 49. v. 33. (1) 4. B. Moſ. 20. v. 29. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/537788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/537788/49
Zitationshilfe: Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647, S. [49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/537788/49>, abgerufen am 20.04.2024.