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Fabritius, Georg: Medicina animae. Seelen Artzney. Brieg, 1638.

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ES ist zwar leicht gesagt; Absterben ist kein schade/
Viel mehr ists ein gewin. Wir haben Gottes Gnade/
Die hilfft vns bald hindurch zu dem gewüntschten ziel/
Wer fraget nach dem Todt er komme wenn er wiel.
Wann aber kranckheit kompt/ vnnd bey den liebsten beyden
Dem Cörper vnd der Seel es gehet an ein scheiden.
Da wil es nirgend fort/ da zittert Seel vnd Hertz
Da rümpfet sich das Fleisch/ da ist der gröste Schmertz/
Das man das lassen sol was vns alhier geliebet/
Vnd das man offe nicht weiß wenn vnd wohin mans giebet:
Es kommet offt dazu das in dem letzten streit
Gott scheint von vns zu sein/ mit seiner gnaden weit:
Da siehet man als dann zurück in sein gewissen:
Er bleichet vor sich selbst/ da wil in nichts zerflissen
Der aller beste Trost. Wer nur noch sagen kan/
o Herr nun mach dich auff/ jetzt geht das kämpfen an.
Nun denck an deinen bundt/ Herr/ o Herr halt nu gnade/
Dem ist gewiß der Todt wie schwer er scheint kein schade:
Gott lest die seinen nicht/ er springt den schwachen zu/
Vnd spricht es ist volbracht/ so kompt der Geist zur ruh.
Denn weil er saget nun/ So ist daraus zu spüren/
Das auß dem glauben es/ ob der schon schwach/ thut rühren:
Vnd das er was jhm Gott zuvor versprochen hatt
Jm Glauben fordern thut. Wer aber gar zu spatt
Wenns auffderneigen ist/ vnd jetzt die Seel sol lassen/
Jhr allerliebstes hauß/ sich wil mit seufftzen fassen
Da ist gefahr dabey: Gott spricht dann solchen zu
Du woltest gestern nicht/ heut laß du mich zu ruh
Drumb
ES iſt zwar leicht geſagt; Abſterben iſt kein ſchade/
Viel mehr iſts ein gewin. Wir haben Gottes Gnade/
Die hilfft vns bald hindurch zu dem gewuͤntſchten ziel/
Wer fraget nach dem Todt er komme wenn er wiel.
Wann aber kranckheit kompt/ vnnd bey den liebſten beyden
Dem Coͤrper vnd der Seel es gehet an ein ſcheiden.
Da wil es nirgend fort/ da zittert Seel vnd Hertz
Da ruͤmpfet ſich das Fleiſch/ da iſt der groͤſte Schmertz/
Das man das laſſen ſol was vns alhier geliebet/
Vnd das man offe nicht weiß wenn vnd wohin mans giebet:
Es kommet offt dazu das in dem letzten ſtreit
Gott ſcheint von vns zu ſein/ mit ſeiner gnaden weit:
Da ſiehet man als dann zuruͤck in ſein gewiſſen:
Er bleichet vor ſich ſelbſt/ da wil in nichts zerfliſſen
Der aller beſte Troſt. Wer nur noch ſagen kan/
ô Herr nun mach dich auff/ jetzt geht das kaͤmpfen an.
Nun denck an deinen bundt/ Herr/ ô Herr halt nu gnade/
Dem iſt gewiß der Todt wie ſchwer er ſcheint kein ſchade:
Gott leſt die ſeinen nicht/ er ſpringt den ſchwachen zu/
Vnd ſpricht es iſt volbracht/ ſo kompt der Geiſt zur ruh.
Denn weil er ſaget nun/ So iſt daraus zu ſpuͤren/
Das auß dem glauben es/ ob der ſchon ſchwach/ thut ruͤhren:
Vnd das er was jhm Gott zuvor verſprochen hatt
Jm Glauben fordern thut. Wer aber gar zu ſpatt
Wenns auffderneigen iſt/ vnd jetzt die Seel ſol laſſen/
Jhr allerliebſtes hauß/ ſich wil mit ſeufftzen faſſen
Da iſt gefahr dabey: Gott ſpricht dann ſolchen zu
Du wolteſt geſtern nicht/ heut laß du mich zu ruh
Drumb
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[[102]/0102] ES iſt zwar leicht geſagt; Abſterben iſt kein ſchade/ Viel mehr iſts ein gewin. Wir haben Gottes Gnade/ Die hilfft vns bald hindurch zu dem gewuͤntſchten ziel/ Wer fraget nach dem Todt er komme wenn er wiel. Wann aber kranckheit kompt/ vnnd bey den liebſten beyden Dem Coͤrper vnd der Seel es gehet an ein ſcheiden. Da wil es nirgend fort/ da zittert Seel vnd Hertz Da ruͤmpfet ſich das Fleiſch/ da iſt der groͤſte Schmertz/ Das man das laſſen ſol was vns alhier geliebet/ Vnd das man offe nicht weiß wenn vnd wohin mans giebet: Es kommet offt dazu das in dem letzten ſtreit Gott ſcheint von vns zu ſein/ mit ſeiner gnaden weit: Da ſiehet man als dann zuruͤck in ſein gewiſſen: Er bleichet vor ſich ſelbſt/ da wil in nichts zerfliſſen Der aller beſte Troſt. Wer nur noch ſagen kan/ ô Herr nun mach dich auff/ jetzt geht das kaͤmpfen an. Nun denck an deinen bundt/ Herr/ ô Herr halt nu gnade/ Dem iſt gewiß der Todt wie ſchwer er ſcheint kein ſchade: Gott leſt die ſeinen nicht/ er ſpringt den ſchwachen zu/ Vnd ſpricht es iſt volbracht/ ſo kompt der Geiſt zur ruh. Denn weil er ſaget nun/ So iſt daraus zu ſpuͤren/ Das auß dem glauben es/ ob der ſchon ſchwach/ thut ruͤhren: Vnd das er was jhm Gott zuvor verſprochen hatt Jm Glauben fordern thut. Wer aber gar zu ſpatt Wenns auffderneigen iſt/ vnd jetzt die Seel ſol laſſen/ Jhr allerliebſtes hauß/ ſich wil mit ſeufftzen faſſen Da iſt gefahr dabey: Gott ſpricht dann ſolchen zu Du wolteſt geſtern nicht/ heut laß du mich zu ruh Drumb

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Zitationshilfe: Fabritius, Georg: Medicina animae. Seelen Artzney. Brieg, 1638, S. [102]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/539478/102>, abgerufen am 19.04.2024.