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Richter, Gottfried: Fröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes. Liegnitz, [1678].

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Weil aber die Signa über alle massen böse waren/ wel-
che den Medicum schreckten/ und verursachten/ daß
Er bey diesem stillen Wetter sich eines hefftigen
Sturms versahe/ wolte Er mit Artzneyen demselbi-
gen vorbauen. Aber des Abends umb 6. Uhr ist
plötzlich eine hefftige Veränderung vorgangen/ da-
rinnen der seel. Herr Jhm nicht sine omine seinen
Tod eingebildet/ auch seine Sachen/ beydes Geistlich
und irrdisch beschicket. Er machte sein Bette zu einem
Predigtstul/ und redete gewaltig und mit hefftigem
Nachdruck geistreicher Worte/ und jedermans Ver-
wundern von Verachtung der eitelen Welt/ von Zu-
friedenheit der Seelen in GOTT/ von der übersüsse-
ten Bitterkeit des Todes/ von der Hoffnung der Auf-
erstehung des Fleisches/ von der Freude des Him-
mels/ u. d. g. Nahm hierbey Abschied von seiner
betrübten Wittib/ nicht ohne Danckbarkeit vor gelei-
stete Lieb und Treue/ wie auch von Seinen Herren
Eydmännern/ Kindern und Kindes-Kindern/ Frau
Schwester und sämmtlichen Umbstehenden/ ertheile-
te einem jeden einen schönen unvergeßlichen Segen/
und schickte sich/ in Meinung noch selbige Nacht ab-
zuscheiden/ durch Bekäntniß seiner Sünden und Ge-
niessung deß Heiligen Abendmabls als dem Viatico
extremi itineris,
auf die letzte Reise/ sagende/ daß Er
die Seinigen/ denen Er bißhero ein Exempel eines
untadelhafften Lebens gegeben/ numehro auch wie sie
Christlich sterben solten/ lehren wolle. Deß Sonn-
tags spürete man schon petechialische Flecken. Ob
nun zwar mit Artzneyen niemals gefeyret worden; so
hat man doch numehr desto eyferiger mit denselben

ange-

Weil aber die Signa uͤber alle maſſen boͤſe waren/ wel-
che den Medicum ſchreckten/ und verurſachten/ daß
Er bey dieſem ſtillen Wetter ſich eines hefftigen
Sturms verſahe/ wolte Er mit Artzneyen demſelbi-
gen vorbauen. Aber des Abends umb 6. Uhr iſt
ploͤtzlich eine hefftige Veraͤnderung vorgangen/ da-
rinnen der ſeel. Herꝛ Jhm nicht ſine omine ſeinen
Tod eingebildet/ auch ſeine Sachen/ beydes Geiſtlich
und irꝛdiſch beſchicket. Er machte ſein Bette zu einem
Predigtſtul/ und redete gewaltig und mit hefftigem
Nachdruck geiſtreicher Worte/ und jedermans Ver-
wundern von Verachtung der eitelen Welt/ von Zu-
friedenheit der Seelen in GOTT/ von der uͤberſuͤſſe-
ten Bitterkeit des Todes/ von der Hoffnung der Auf-
erſtehung des Fleiſches/ von der Freude des Him-
mels/ u. d. g. Nahm hierbey Abſchied von ſeiner
betruͤbten Wittib/ nicht ohne Danckbarkeit vor gelei-
ſtete Lieb und Treue/ wie auch von Seinen Herren
Eydmaͤnnern/ Kindern und Kindes-Kindern/ Frau
Schweſter und ſaͤmmtlichen Umbſtehenden/ ertheile-
te einem jeden einen ſchoͤnen unvergeßlichen Segen/
und ſchickte ſich/ in Meinung noch ſelbige Nacht ab-
zuſcheiden/ durch Bekaͤntniß ſeiner Suͤnden und Ge-
nieſſung deß Heiligen Abendmabls als dem Viatico
extremi itineris,
auf die letzte Reiſe/ ſagende/ daß Er
die Seinigen/ denen Er bißhero ein Exempel eines
untadelhafften Lebens gegeben/ numehro auch wie ſie
Chriſtlich ſterben ſolten/ lehren wolle. Deß Sonn-
tags ſpuͤrete man ſchon petechialiſche Flecken. Ob
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Zitationshilfe: Richter, Gottfried: Fröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes. Liegnitz, [1678], S. [47]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/539562/47>, abgerufen am 25.04.2024.