Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Römer, Daniel: Jesus! Himmels-Verlangen Stillt Seelen-Bangen. Bautzen, 1678.

Bild:
<< vorherige Seite

Himmels-Verlangen
von Gott. Si in tabernaculo tuo parietes vetustate nutarent,
tecta desuper tremerent, &domus jam fatigata, jam lassa,
aedificiis jam senectute labentibus ruinam maximam mi-
naretur, nonne omni celeritate migrares? Mundus ecce
nutat & labitur, & sui ruinam non tam senectute rerum
sed fine testatur, & tu non DEO gratias agis, non tibi gra-

Serm. 4.
de Mont,
pag.
215.
tularis, quod exitu maturiore subtractus ruinis & plagis
imminentibus exuaris?
saget der H. Cyprianus: Wann
die Wände an deinem Hause/ darinnen du wohnest/ begienten bau-
fällig zu werden/ die Balcken fiengen an zu krachen/ und fiele hier
und dort etwas ein/ also/ daß es den endlichen Einfall und Unter-
gang dräuete/ würdest du nicht in aller Eyl heraus rücken? Sie-
he/ die Welt waucket/ und zeiget an ihren Untergang/ nicht allein
mit ihrem Alter/ sondern numehr mit dem herannahenden Ende/
und du danckest GOtt nicht/ freuest dich auch nicht/ daß du durch
einen zeitigen Außgang solcher Plagen entrinnest? Siehe doch/
O lieber Mensch/ an die Vernunfft-lose Creaturen/ die haben
nichts an diesem Himmels-Hause/ sie empfinden auch keine See-
ligkeit desselben/ sie werden auch nicht hinein kommen/ und gleich-
Rom. 8.
v.
19: 22.
wohl spricht der Geist GOttes von ihnen: Das ängstliche Har-
ren der Creatur warter auf die Offenbahrung der Kinder
GOttes/ dann wir wissen/ daß alle Creatur sehnet sich mit
uns/ und ängstet sich noch immerdar. Diese stumme und tumme Crea-
turen mit ihrem Verlangen (das nach ihrer dem allein weisen Gott
allein bewusten Art und Weise geschicht) nach der Erlösung der
Kinder GOttes/ das beschämet j[a]/ das klaget dich/ O lieber
Mensch an/ bey dem Drey-Einigen GOtt/ wann du kein Ver-
langen noch Sehnen nach diesem deinem Hause vom Himmel in
dir fühlest und empfindest. Der dürstende und lechzende Hirsch
des Königes Davids der lieff allenthalben vorüber/ und ließ hin-
ter und vor sich liegen Königliche Stäte und Häüser/ schöne an-

muthige

Himmels-Verlangen
von Gott. Si in tabernaculo tuo parietes vetuſtate nutarẽt,
tecta deſuper tremerent, &domus jam fatigata, jam laſſa,
ædificiis jam ſenectute labentibus ruinam maximam mi-
naretur, noñe omni celeritate migrares? Mundus ecce
nutat & labitur, & ſui ruinam non tam ſenectute rerum
ſed fine teſtatur, & tu non DEO gratias agis, non tibi gra-

Serm. 4.
de Mont,
pag.
215.
tularis, quòd exitu maturiore ſubtractus ruinis & plagis
imminentibus exuaris?
ſaget der H. Cyprianus: Wann
die Waͤnde an deinem Hauſe/ darinnen du wohneſt/ begienten bau-
faͤllig zu werden/ die Balcken fiengen an zu krachen/ und fiele hier
und dort etwas ein/ alſo/ daß es den endlichen Einfall und Unter-
gang draͤuete/ wuͤrdeſt du nicht in aller Eyl heraus ruͤcken? Sie-
he/ die Welt waucket/ und zeiget an ihren Untergang/ nicht allein
mit ihrem Alter/ ſondern numehr mit dem herannahenden Ende/
und du danckeſt GOtt nicht/ freueſt dich auch nicht/ daß du durch
einen zeitigen Außgang ſolcher Plagen entrinneſt? Siehe doch/
O lieber Menſch/ an die Vernunfft-loſe Creaturen/ die haben
nichts an dieſem Himmels-Hauſe/ ſie empfinden auch keine See-
ligkeit deſſelben/ ſie werden auch nicht hinein kommen/ und gleich-
Rom. 8.
v.
19: 22.
wohl ſpricht der Geiſt GOttes von ihnen: Das aͤngſtliche Har-
ren der Creatur warter auf die Offenbahrung der Kinder
GOttes/ dann wir wiſſen/ daß alle Creatur ſehnet ſich mit
uns/ und aͤngſtet ſich noch im̃erdar. Dieſe ſtum̃e und tum̃e Crea-
turen mit ihrem Verlangen (das nach ihrer dem allein weiſen Gott
allein bewuſten Art und Weiſe geſchicht) nach der Erloͤſung der
Kinder GOttes/ das beſchaͤmet j[a]/ das klaget dich/ O lieber
Menſch an/ bey dem Drey-Einigen GOtt/ wann du kein Ver-
langen noch Sehnen nach dieſem deinem Hauſe vom Himmel in
dir fuͤhleſt und empfindeſt. Der duͤrſtende und lechzende Hirſch
des Koͤniges Davids der lieff allenthalben vorüber/ und ließ hin-
ter und vor ſich liegen Koͤnigliche Staͤte und Haͤuͤſer/ ſchoͤne an-

muthige
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <p><pb facs="#f0046" n="[46]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Himmels-Verlangen</hi></fw><lb/>
von Gott. <hi rendition="#aq">Si in tabernaculo tuo parietes vetu&#x017F;tate nutare&#x0303;t,<lb/>
tecta de&#x017F;uper tremerent, &amp;domus jam fatigata, jam la&#x017F;&#x017F;a,<lb/>
ædificiis jam &#x017F;enectute labentibus ruinam maximam mi-<lb/>
naretur, non&#x0303;e omni celeritate migrares? Mundus ecce<lb/>
nutat &amp; labitur, &amp; &#x017F;ui ruinam non tam &#x017F;enectute rerum<lb/>
&#x017F;ed fine te&#x017F;tatur, &amp; tu non DEO gratias agis, non tibi gra-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Serm. 4.<lb/>
de Mont,<lb/>
pag.</hi> 215.</note><hi rendition="#aq">tularis, quòd exitu maturiore &#x017F;ubtractus ruinis &amp; plagis<lb/>
imminentibus exuaris?</hi> &#x017F;aget der H. <hi rendition="#aq">Cyprianus:</hi> Wann<lb/>
die Wa&#x0364;nde an deinem Hau&#x017F;e/ darinnen du wohne&#x017F;t/ begienten bau-<lb/>
fa&#x0364;llig zu werden/ die Balcken fiengen an zu krachen/ und fiele hier<lb/>
und dort etwas ein/ al&#x017F;o/ daß es den endlichen Einfall und Unter-<lb/>
gang dra&#x0364;uete/ wu&#x0364;rde&#x017F;t du nicht in aller Eyl heraus ru&#x0364;cken? Sie-<lb/>
he/ die Welt waucket/ und zeiget an ihren Untergang/ nicht allein<lb/>
mit ihrem Alter/ &#x017F;ondern numehr mit dem herannahenden Ende/<lb/>
und du dancke&#x017F;t GOtt nicht/ freue&#x017F;t dich auch nicht/ daß du durch<lb/>
einen zeitigen Außgang &#x017F;olcher Plagen entrinne&#x017F;t? Siehe doch/<lb/>
O lieber Men&#x017F;ch/ an die Vernunfft-lo&#x017F;e Creaturen/ die haben<lb/>
nichts an die&#x017F;em Himmels-Hau&#x017F;e/ &#x017F;ie empfinden auch keine See-<lb/>
ligkeit de&#x017F;&#x017F;elben/ &#x017F;ie werden auch nicht hinein kommen/ und gleich-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Rom. 8.<lb/>
v.</hi> 19: 2<hi rendition="#i">2.</hi></note>wohl &#x017F;pricht der Gei&#x017F;t GOttes von ihnen: Das a&#x0364;ng&#x017F;tliche Har-<lb/>
ren der Creatur warter auf die Offenbahrung der Kinder<lb/>
GOttes/ dann wir wi&#x017F;&#x017F;en/ daß alle Creatur &#x017F;ehnet &#x017F;ich mit<lb/>
uns/ und a&#x0364;ng&#x017F;tet &#x017F;ich noch im&#x0303;erdar. Die&#x017F;e &#x017F;tum&#x0303;e und tum&#x0303;e Crea-<lb/>
turen mit ihrem Verlangen (das nach ihrer dem allein wei&#x017F;en Gott<lb/>
allein bewu&#x017F;ten Art und Wei&#x017F;e ge&#x017F;chicht) nach der Erlo&#x0364;&#x017F;ung der<lb/>
Kinder GOttes/ das be&#x017F;cha&#x0364;met j<supplied>a</supplied>/ das klaget dich/ O lieber<lb/>
Men&#x017F;ch an/ bey dem Drey-Einigen GOtt/ wann du kein Ver-<lb/>
langen noch Sehnen nach die&#x017F;em deinem Hau&#x017F;e vom Himmel in<lb/>
dir fu&#x0364;hle&#x017F;t und empfinde&#x017F;t. Der du&#x0364;r&#x017F;tende und lechzende Hir&#x017F;ch<lb/>
des Ko&#x0364;niges Davids der lieff allenthalben vorüber/ und ließ hin-<lb/>
ter und vor &#x017F;ich liegen Ko&#x0364;nigliche Sta&#x0364;te und Ha&#x0364;u&#x0364;&#x017F;er/ &#x017F;cho&#x0364;ne an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">muthige</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[46]/0046] Himmels-Verlangen von Gott. Si in tabernaculo tuo parietes vetuſtate nutarẽt, tecta deſuper tremerent, &domus jam fatigata, jam laſſa, ædificiis jam ſenectute labentibus ruinam maximam mi- naretur, noñe omni celeritate migrares? Mundus ecce nutat & labitur, & ſui ruinam non tam ſenectute rerum ſed fine teſtatur, & tu non DEO gratias agis, non tibi gra- tularis, quòd exitu maturiore ſubtractus ruinis & plagis imminentibus exuaris? ſaget der H. Cyprianus: Wann die Waͤnde an deinem Hauſe/ darinnen du wohneſt/ begienten bau- faͤllig zu werden/ die Balcken fiengen an zu krachen/ und fiele hier und dort etwas ein/ alſo/ daß es den endlichen Einfall und Unter- gang draͤuete/ wuͤrdeſt du nicht in aller Eyl heraus ruͤcken? Sie- he/ die Welt waucket/ und zeiget an ihren Untergang/ nicht allein mit ihrem Alter/ ſondern numehr mit dem herannahenden Ende/ und du danckeſt GOtt nicht/ freueſt dich auch nicht/ daß du durch einen zeitigen Außgang ſolcher Plagen entrinneſt? Siehe doch/ O lieber Menſch/ an die Vernunfft-loſe Creaturen/ die haben nichts an dieſem Himmels-Hauſe/ ſie empfinden auch keine See- ligkeit deſſelben/ ſie werden auch nicht hinein kommen/ und gleich- wohl ſpricht der Geiſt GOttes von ihnen: Das aͤngſtliche Har- ren der Creatur warter auf die Offenbahrung der Kinder GOttes/ dann wir wiſſen/ daß alle Creatur ſehnet ſich mit uns/ und aͤngſtet ſich noch im̃erdar. Dieſe ſtum̃e und tum̃e Crea- turen mit ihrem Verlangen (das nach ihrer dem allein weiſen Gott allein bewuſten Art und Weiſe geſchicht) nach der Erloͤſung der Kinder GOttes/ das beſchaͤmet ja/ das klaget dich/ O lieber Menſch an/ bey dem Drey-Einigen GOtt/ wann du kein Ver- langen noch Sehnen nach dieſem deinem Hauſe vom Himmel in dir fuͤhleſt und empfindeſt. Der duͤrſtende und lechzende Hirſch des Koͤniges Davids der lieff allenthalben vorüber/ und ließ hin- ter und vor ſich liegen Koͤnigliche Staͤte und Haͤuͤſer/ ſchoͤne an- muthige Serm. 4. de Mont, pag. 215. Rom. 8. v. 19: 22.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/542013
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/542013/46
Zitationshilfe: Römer, Daniel: Jesus! Himmels-Verlangen Stillt Seelen-Bangen. Bautzen, 1678, S. [46]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542013/46>, abgerufen am 29.03.2024.