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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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letzte zuletzte erhält man von ihm die Crone nach dem vorhabenden Lei-
chen-Spruche. So wil ich dir geben die Crone des Lebens.

Des Gebens werden die meisten nach und müde, es vertrocknen die
Bäche des Erbarmens. GOTT giebt uns sich selber, er spricht zu A-
braham: Jch bin dein Lohn. Er giebt mehr, als die Zunge ausspre-
chen kan. Richtete er sich nach dem Kruge, in den Krug würde er den
Balsam nicht giessen. Wir der unflätigste Klumpen, und doch wird uns
gegeben von GOTT, was wir bedörffen. Was du hast, kan zerrinnen
wie Butter. Du kanst morgen nicht mehr in den Falten seyn, in denen du
warest gestern und ehegestern. Was er dir gegeben hat, das befiehl und
empfiehl seiner Aufsicht, daß du nicht drum kömmst. Jch wil dir geben
die Crone.
Lutherus spricht, im Pabstthume erwege man Christi Leiden
nur so, daß man Judam schelte den Verräther, daß man den Pöbel schel-
te, der das Crucifige im Maule hatte. Ob nun das Pabstthum hellere
Augen hat, darum bin ich unbekümmert, ich sage nur, Christi Leiden ist
der Grund, auf dem die Crone stehet. Wer bußfertig stirbet, wird präch-
tig eingeholet und hernach gecrönet. Zu der Crone nicht Diamante. E-
wige ewige Herrlichkeit, das ist die Crone.

Jch kan sagen, GOTT ist die Crone der Auserwehlten. GOTT
ist ihre Speise, ihr Tranck, ihre Sonne und Wonne. Wer GOTT
hat, hat an ihm die Hülle und Fülle. Was es aber ist, wird gegeben.
Die Gabe ist GOTT niemanden schuldig, es wäre denn, daß man sprä-
che: GOTT ist durch die Verheissung zum Schuldner worden.

Die Crone des Lebens. Das itzige Leben ist eher zu achten vor ein
Elend, als vor ein Leben. Das itzige Leben ist nicht so wol ein Leben, als
ein Schrancken, durch den wir lauffen in das Leben. Fort und fort gehet
uns was ab in dem itzigen Leben, auch wenn wir zunehmen, nehmen wir
ab an der uns zur Wohfart bestimmten Zeit. Jn dem künfftigen Leben ist
Freuden-Klee, der beständig blühen wird; das künfftige Leben wird
GOTT crönen crönen, crönen mit dem, was die allerfüsseste Vergnü-
gung würcket. Das ist die Crone des Lebens, welche ächte und rechte
Christen zuletzte erhalten.

Die Hochbetrübten Eltern hatten eine Tochter, und durch derer
eheliche Verbindung hätten Sie einen Sohn dazu bekommen, aber nun
beraubet aller aller Kinder. Rebecca des Jsaacs Verlobte fällt vom Camee-

le. Un-

letzte zuletzte erhaͤlt man von ihm die Crone nach dem vorhabenden Lei-
chen-Spruche. So wil ich dir geben die Crone des Lebens.

Des Gebens werden die meiſten nach und muͤde, es vertrocknen die
Baͤche des Erbarmens. GOTT giebt uns ſich ſelber, er ſpricht zu A-
braham: Jch bin dein Lohn. Er giebt mehr, als die Zunge ausſpre-
chen kan. Richtete er ſich nach dem Kruge, in den Krug wuͤrde er den
Balſam nicht gieſſen. Wir der unflaͤtigſte Klumpen, und doch wird uns
gegeben von GOTT, was wir bedoͤrffen. Was du haſt, kan zerrinnen
wie Butter. Du kanſt morgen nicht mehr in den Falten ſeyn, in denen du
wareſt geſtern und ehegeſtern. Was er dir gegeben hat, das befiehl und
empfiehl ſeiner Aufſicht, daß du nicht drum koͤmmſt. Jch wil dir geben
die Crone.
Lutherus ſpricht, im Pabſtthume erwege man Chriſti Leiden
nur ſo, daß man Judam ſchelte den Verraͤther, daß man den Poͤbel ſchel-
te, der das Crucifige im Maule hatte. Ob nun das Pabſtthum hellere
Augen hat, darum bin ich unbekuͤmmert, ich ſage nur, Chriſti Leiden iſt
der Grund, auf dem die Crone ſtehet. Wer bußfertig ſtirbet, wird praͤch-
tig eingeholet und hernach gecroͤnet. Zu der Crone nicht Diamante. E-
wige ewige Herrlichkeit, das iſt die Crone.

Jch kan ſagen, GOTT iſt die Crone der Auserwehlten. GOTT
iſt ihre Speiſe, ihr Tranck, ihre Sonne und Wonne. Wer GOTT
hat, hat an ihm die Huͤlle und Fuͤlle. Was es aber iſt, wird gegeben.
Die Gabe iſt GOTT niemanden ſchuldig, es waͤre denn, daß man ſpraͤ-
che: GOTT iſt durch die Verheiſſung zum Schuldner worden.

Die Crone des Lebens. Das itzige Leben iſt eher zu achten vor ein
Elend, als vor ein Leben. Das itzige Leben iſt nicht ſo wol ein Leben, als
ein Schrancken, durch den wir lauffen in das Leben. Fort und fort gehet
uns was ab in dem itzigen Leben, auch wenn wir zunehmen, nehmen wir
ab an der uns zur Wohfart beſtimmten Zeit. Jn dem kuͤnfftigen Leben iſt
Freuden-Klee, der beſtaͤndig bluͤhen wird; das kuͤnfftige Leben wird
GOTT croͤnen croͤnen, croͤnen mit dem, was die allerfuͤſſeſte Vergnuͤ-
gung wuͤrcket. Das iſt die Crone des Lebens, welche aͤchte und rechte
Chriſten zuletzte erhalten.

Die Hochbetruͤbten Eltern hatten eine Tochter, und durch derer
eheliche Verbindung haͤtten Sie einen Sohn dazu bekommen, aber nun
beraubet aller aller Kinder. Rebecca des Jſaacs Verlobte faͤllt vom Camee-

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[12/0012] letzte zuletzte erhaͤlt man von ihm die Crone nach dem vorhabenden Lei- chen-Spruche. So wil ich dir geben die Crone des Lebens. Des Gebens werden die meiſten nach und muͤde, es vertrocknen die Baͤche des Erbarmens. GOTT giebt uns ſich ſelber, er ſpricht zu A- braham: Jch bin dein Lohn. Er giebt mehr, als die Zunge ausſpre- chen kan. Richtete er ſich nach dem Kruge, in den Krug wuͤrde er den Balſam nicht gieſſen. Wir der unflaͤtigſte Klumpen, und doch wird uns gegeben von GOTT, was wir bedoͤrffen. Was du haſt, kan zerrinnen wie Butter. Du kanſt morgen nicht mehr in den Falten ſeyn, in denen du wareſt geſtern und ehegeſtern. Was er dir gegeben hat, das befiehl und empfiehl ſeiner Aufſicht, daß du nicht drum koͤmmſt. Jch wil dir geben die Crone. Lutherus ſpricht, im Pabſtthume erwege man Chriſti Leiden nur ſo, daß man Judam ſchelte den Verraͤther, daß man den Poͤbel ſchel- te, der das Crucifige im Maule hatte. Ob nun das Pabſtthum hellere Augen hat, darum bin ich unbekuͤmmert, ich ſage nur, Chriſti Leiden iſt der Grund, auf dem die Crone ſtehet. Wer bußfertig ſtirbet, wird praͤch- tig eingeholet und hernach gecroͤnet. Zu der Crone nicht Diamante. E- wige ewige Herrlichkeit, das iſt die Crone. Jch kan ſagen, GOTT iſt die Crone der Auserwehlten. GOTT iſt ihre Speiſe, ihr Tranck, ihre Sonne und Wonne. Wer GOTT hat, hat an ihm die Huͤlle und Fuͤlle. Was es aber iſt, wird gegeben. Die Gabe iſt GOTT niemanden ſchuldig, es waͤre denn, daß man ſpraͤ- che: GOTT iſt durch die Verheiſſung zum Schuldner worden. Die Crone des Lebens. Das itzige Leben iſt eher zu achten vor ein Elend, als vor ein Leben. Das itzige Leben iſt nicht ſo wol ein Leben, als ein Schrancken, durch den wir lauffen in das Leben. Fort und fort gehet uns was ab in dem itzigen Leben, auch wenn wir zunehmen, nehmen wir ab an der uns zur Wohfart beſtimmten Zeit. Jn dem kuͤnfftigen Leben iſt Freuden-Klee, der beſtaͤndig bluͤhen wird; das kuͤnfftige Leben wird GOTT croͤnen croͤnen, croͤnen mit dem, was die allerfuͤſſeſte Vergnuͤ- gung wuͤrcket. Das iſt die Crone des Lebens, welche aͤchte und rechte Chriſten zuletzte erhalten. Die Hochbetruͤbten Eltern hatten eine Tochter, und durch derer eheliche Verbindung haͤtten Sie einen Sohn dazu bekommen, aber nun beraubet aller aller Kinder. Rebecca des Jſaacs Verlobte faͤllt vom Camee- le. Un-

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/12>, abgerufen am 18.04.2024.