Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

hör zu besteh'n, der Portier ließ mich aber anmelden, und ich
hatte die Ehre, in den Park gerufen zu werden, wo Herr
John -- mit einer kleinen Gesellschaft sich erging. Ich
erkannte gleich den Mann am Glanze seiner wohlbeleibten
Selbstzufriedenheit. Er empfing mich sehr gut, -- wie ein
Reicher einen armen Teufel, wandte sich sogar gegen mich,
ohne sich jedoch von der übrigen Gesellschaft abzuwenden, und
nahm mir den dargehaltenen Brief aus der Hand. -- "So,
so! von meinem Bruder; ich habe lange nichts von ihm
gehört. Er ist doch gesund? -- Dort," fuhr er gegen die
Gesellschaft fort, ohne die Antwort zu erwarten, und wies
mit dem Brief auf einen Hügel, "dort laß' ich das neue
Gebäude aufführen."

[Abbildung]

Er brach das Siegel auf und das Gespräch nicht ab, das sich
auf den Reichthum lenkte. "Wer nicht Herr ist wenigstens
einer Million," warf er hinein, "der ist, man verzeihe mir
das Wort, ein Schuft!" "O wie wahr!" rief ich aus mit

hör zu beſteh’n, der Portier ließ mich aber anmelden, und ich
hatte die Ehre, in den Park gerufen zu werden, wo Herr
John — mit einer kleinen Geſellſchaft ſich erging. Ich
erkannte gleich den Mann am Glanze ſeiner wohlbeleibten
Selbſtzufriedenheit. Er empfing mich ſehr gut, — wie ein
Reicher einen armen Teufel, wandte ſich ſogar gegen mich,
ohne ſich jedoch von der übrigen Geſellſchaft abzuwenden, und
nahm mir den dargehaltenen Brief aus der Hand. — »So,
ſo! von meinem Bruder; ich habe lange nichts von ihm
gehört. Er iſt doch geſund? — Dort,« fuhr er gegen die
Geſellſchaft fort, ohne die Antwort zu erwarten, und wies
mit dem Brief auf einen Hügel, »dort laß’ ich das neue
Gebäude aufführen.«

[Abbildung]

Er brach das Siegel auf und das Geſpräch nicht ab, das ſich
auf den Reichthum lenkte. »Wer nicht Herr iſt wenigſtens
einer Million,« warf er hinein, »der iſt, man verzeihe mir
das Wort, ein Schuft!« »O wie wahr!« rief ich aus mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0020" n="2"/>
hör zu be&#x017F;teh&#x2019;n, der Portier ließ mich aber anmelden, und ich<lb/>
hatte die Ehre, in den Park gerufen zu werden, wo Herr<lb/><hi rendition="#g">John</hi> &#x2014; mit einer kleinen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;ich erging. Ich<lb/>
erkannte gleich den Mann am Glanze &#x017F;einer wohlbeleibten<lb/>
Selb&#x017F;tzufriedenheit. Er empfing mich &#x017F;ehr gut, &#x2014; wie ein<lb/>
Reicher einen armen Teufel, wandte &#x017F;ich &#x017F;ogar gegen mich,<lb/>
ohne &#x017F;ich jedoch von der übrigen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft abzuwenden, und<lb/>
nahm mir den dargehaltenen Brief aus der Hand. &#x2014; »So,<lb/>
&#x017F;o! von meinem Bruder; ich habe lange nichts von ihm<lb/>
gehört. Er i&#x017F;t doch ge&#x017F;und? &#x2014; Dort,« fuhr er gegen die<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft fort, ohne die Antwort zu erwarten, und wies<lb/>
mit dem Brief auf einen Hügel, »dort laß&#x2019; ich das neue<lb/>
Gebäude aufführen.«</p><lb/>
        <figure/>
        <p>Er brach das Siegel auf und das Ge&#x017F;präch nicht ab, das &#x017F;ich<lb/>
auf den Reichthum lenkte. »Wer nicht Herr i&#x017F;t wenig&#x017F;tens<lb/>
einer Million,« warf er hinein, »der i&#x017F;t, man verzeihe mir<lb/>
das Wort, ein Schuft!« »O wie wahr!« rief ich aus mit<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0020] hör zu beſteh’n, der Portier ließ mich aber anmelden, und ich hatte die Ehre, in den Park gerufen zu werden, wo Herr John — mit einer kleinen Geſellſchaft ſich erging. Ich erkannte gleich den Mann am Glanze ſeiner wohlbeleibten Selbſtzufriedenheit. Er empfing mich ſehr gut, — wie ein Reicher einen armen Teufel, wandte ſich ſogar gegen mich, ohne ſich jedoch von der übrigen Geſellſchaft abzuwenden, und nahm mir den dargehaltenen Brief aus der Hand. — »So, ſo! von meinem Bruder; ich habe lange nichts von ihm gehört. Er iſt doch geſund? — Dort,« fuhr er gegen die Geſellſchaft fort, ohne die Antwort zu erwarten, und wies mit dem Brief auf einen Hügel, »dort laß’ ich das neue Gebäude aufführen.« [Abbildung] Er brach das Siegel auf und das Geſpräch nicht ab, das ſich auf den Reichthum lenkte. »Wer nicht Herr iſt wenigſtens einer Million,« warf er hinein, »der iſt, man verzeihe mir das Wort, ein Schuft!« »O wie wahr!« rief ich aus mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1/20
Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1/20>, abgerufen am 25.04.2024.