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Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.

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Studenten-Kranckheiten
Geist weichen muß. Alle Gelehrte/
weil sie an Gemüths und Leibes-Kräff-
ten sehr ermüdet werden/ sollen sich
der Lustigkeit bedienen nebst einem
Glaß guten Wein/ aber in dem HErrn/
dadurch können sie vertreiben den tor-
porem Spirituum
und verdummelte
Geister/ und gehen alsdenn hurtiger
an ihr studiren/ drüm heist es gar wohl:
laeta ede, laeta bibe, laeta age, laeta vide,
(6) nur daß sie ihrer Lustigkeit den Zü-
gel nicht zu weit lassen/ sonsten setzen
sie ihre Spiritus extra sphaeram recti,
und zertrennen sie gantz und gar/ daß
darnach eine grössere Traurigkeit dar-
aufferfolget/ (7) wie wir solches an de-
nen melancholicis, die zuvor gantz auß-
gelassen (eccentrici) waren in ihrer Lu-
stigkeit/ bald aber wieder gar zu trau-
rig. Es dienet auch die Traurigkeit
zuvertreiben eine Gesprächhaffte Con-
versation,
und saget Fracastorius, daß
der Jungfern und Jung-Gesellen Zu-
sammenkunfft die Melancholey am be-

sten
(6) Grembs. de Splen morb. l. 2. c. 1. §. 4. 19.
(7) Dorncr. medull. prax. c. 19. p. 232.

Studenten-Kranckheiten
Geiſt weichen muß. Alle Gelehrte/
weil ſie an Gemuͤths und Leibes-Kraͤff-
ten ſehr ermuͤdet werden/ ſollen ſich
der Luſtigkeit bedienen nebſt einem
Glaß guten Wein/ aber in dem HErrn/
dadurch koͤnnen ſie vertreiben den tor-
porem Spirituum
und verdummelte
Geiſter/ und gehen alsdenn hurtiger
an ihr ſtudiren/ druͤm heiſt es gar wohl:
læta ede, læta bibe, læta age, læta vide,
(6) nur daß ſie ihrer Luſtigkeit den Zuͤ-
gel nicht zu weit laſſen/ ſonſten ſetzen
ſie ihre Spiritus extra ſphæram recti,
und zertrennen ſie gantz und gar/ daß
darnach eine groͤſſere Traurigkeit dar-
aufferfolget/ (7) wie wir ſolches an de-
nen melancholicis, die zuvor gantz auß-
gelaſſen (eccentrici) waren in ihrer Lu-
ſtigkeit/ bald aber wieder gar zu trau-
rig. Es dienet auch die Traurigkeit
zuvertreiben eine Geſpraͤchhaffte Con-
verſation,
und ſaget Fracaſtorius, daß
der Jungfern und Jung-Geſellen Zu-
ſammenkunfft die Melancholey am be-

ſten
(6) Grembs. de Splen morb. l. 2. c. 1. §. 4. 19.
(7) Dorncr. medull. prax. c. 19. p. 232.
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[236/0262] Studenten-Kranckheiten Geiſt weichen muß. Alle Gelehrte/ weil ſie an Gemuͤths und Leibes-Kraͤff- ten ſehr ermuͤdet werden/ ſollen ſich der Luſtigkeit bedienen nebſt einem Glaß guten Wein/ aber in dem HErrn/ dadurch koͤnnen ſie vertreiben den tor- porem Spirituum und verdummelte Geiſter/ und gehen alsdenn hurtiger an ihr ſtudiren/ druͤm heiſt es gar wohl: læta ede, læta bibe, læta age, læta vide, (6) nur daß ſie ihrer Luſtigkeit den Zuͤ- gel nicht zu weit laſſen/ ſonſten ſetzen ſie ihre Spiritus extra ſphæram recti, und zertrennen ſie gantz und gar/ daß darnach eine groͤſſere Traurigkeit dar- aufferfolget/ (7) wie wir ſolches an de- nen melancholicis, die zuvor gantz auß- gelaſſen (eccentrici) waren in ihrer Lu- ſtigkeit/ bald aber wieder gar zu trau- rig. Es dienet auch die Traurigkeit zuvertreiben eine Geſpraͤchhaffte Con- verſation, und ſaget Fracaſtorius, daß der Jungfern und Jung-Geſellen Zu- ſammenkunfft die Melancholey am be- ſten (6) Grembs. de Splen morb. l. 2. c. 1. §. 4. 19. (7) Dorncr. medull. prax. c. 19. p. 232.

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Zitationshilfe: Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abel_leibmedicus_1699/262>, abgerufen am 24.04.2024.