Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.Studenten-Kranckheiten ctiren und zur vollen Blüth untüchtigmachen. Dahero Horatius (a) solche Orbilios plagosos, und noch besser der ge- lehrte Dornavius Anitympanistas nen- net/ qui teneros pueros non castigant, sed carnificant, ut saepe tenerrima ingenia desperent, generosa vero omni relucten- tur impetu, & ita vel per timorem, vel per furorem Musis earumque ingratiis valedicant das ist/ welche die zarten Kinder nicht straffen/ sondern hen- ckermäßig tractiren, daß offt die zär- testen ingenia alle Hoffnung sincken lassen/ und verzweiffeln/ die hertz- hafften Gemüther aber mit aller Macht wiederstreben/ und also ent- weder aus Furcht oder Verwilde- rung denen freyen Künsten gute Nacht geben. (b) Ich gebe solchen straffsüchtigen und im Zorn geschwin- den Lehrmeistern zu bedencken/ was Ta- citus saget: (c) Daß sie den Ernst mit Gelindigkeit/ und am allermeisten mit Liebe vermischen sollen; Denn Furcht und (a) l. 2. Epist. (b) G. Franck. d. l. (c) In vita Agricolae.
Studenten-Kranckheiten ctiren und zur vollen Bluͤth untuͤchtigmachen. Dahero Horatius (a) ſolche Orbilios plagoſos, uñ noch beſſer der ge- lehrte Dornavius Anitympaniſtas nen- net/ qui teneros pueros non caſtigant, ſed carnificant, ut ſæpe tenerrima ingenia deſperent, generoſa verò omni relucten- tur impetu, & ita vel per timorem, vel per furorem Muſis earumque ingratiis valedicant das iſt/ welche die zarten Kinder nicht ſtraffen/ ſondern hen- ckermaͤßig tractiren, daß offt die zaͤr- teſten ingenia alle Hoffnung ſincken laſſen/ und verzweiffeln/ die hertz- hafften Gemuͤther aber mit aller Macht wiederſtreben/ und alſo ent- weder aus Furcht oder Verwilde- rung denen freyen Kuͤnſten gute Nacht geben. (b) Ich gebe ſolchen ſtraffſuͤchtigen und im Zorn geſchwin- den Lehrmeiſtern zu bedencken/ was Ta- citus ſaget: (c) Daß ſie den Ernſt mit Gelindigkeit/ und am allermeiſten mit Liebe vermiſchen ſollen; Denn Furcht und (a) l. 2. Epiſt. (b) G. Franck. d. l. (c) In vita Agricolæ.
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Studenten-Kranckheiten
ctiren und zur vollen Bluͤth untuͤchtig
machen. Dahero Horatius (a) ſolche
Orbilios plagoſos, uñ noch beſſer der ge-
lehrte Dornavius Anitympaniſtas nen-
net/ qui teneros pueros non caſtigant, ſed
carnificant, ut ſæpe tenerrima ingenia
deſperent, generoſa verò omni relucten-
tur impetu, & ita vel per timorem, vel
per furorem Muſis earumque ingratiis
valedicant das iſt/ welche die zarten
Kinder nicht ſtraffen/ ſondern hen-
ckermaͤßig tractiren, daß offt die zaͤr-
teſten ingenia alle Hoffnung ſincken
laſſen/ und verzweiffeln/ die hertz-
hafften Gemuͤther aber mit aller
Macht wiederſtreben/ und alſo ent-
weder aus Furcht oder Verwilde-
rung denen freyen Kuͤnſten gute
Nacht geben. (b) Ich gebe ſolchen
ſtraffſuͤchtigen und im Zorn geſchwin-
den Lehrmeiſtern zu bedencken/ was Ta-
citus ſaget: (c) Daß ſie den Ernſt mit
Gelindigkeit/ und am allermeiſten mit
Liebe vermiſchen ſollen; Denn Furcht
und
(a) l. 2. Epiſt.
(b) G. Franck. d. l.
(c) In vita Agricolæ.
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Zitationshilfe: | Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abel_leibmedicus_1699/28>, abgerufen am 16.04.2021. |