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Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.

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und derer Curen.
und Seelen-Geister in eine grössere acti-
vit
ät gebracht/ da treibt sie die vernunfft-
lose Natur/ zumahlen durch Müßiggang
zu lasciven und schandbaren Sachen/
die Leib und Seel zugleich begraben/
(venus enim quasi animae funus.) Und
das ist bey den
meisten der verdammli-
che Anfang zum gäntzlichen Untergang
des Glückes/ Gesundheit Leibes und der
Seelen/ da der nagende Wurm des
Gewissens biß auf das Tod-Bette na-
get und quälet. Darbey aber bleibt es
noch nicht/ sondern da bedienet man sich
der Licenz Freyerin den Tag hinein zu
leben ohne Gebrauch seiner Vernunfft/
welches ich aber nicht von den rechten
studiosis wil gesagt haben; Denn ob
sie gleich sind studiosi libertatis & hilari-
tatis,
so sind sie doch auch studiosi hone-
statis & modestiae,
wohl wissende für an-
dern/ daß die Erbar- und Schamhaftig-
keit ein wahres Kleinod und Kennzei-
chen sey der Weißheit nach dem Lipsio,
der da saget: O ornamentum juven-
tutis pudor, Seges verae gloriae & doctri-
nae,
O herrlicher Schmuck der Ju-

gend/
A 3

und derer Curen.
und Seelen-Geiſter in eine groͤſſere acti-
vit
aͤt gebracht/ da treibt ſie die vernunfft-
loſe Natur/ zumahlen durch Muͤßiggang
zu laſciven und ſchandbaren Sachen/
die Leib und Seel zugleich begraben/
(venus enim quaſi animæ funus.) Und
das iſt bey den
meiſten der verdammli-
che Anfang zum gaͤntzlichen Untergang
des Gluͤckes/ Geſundheit Leibes und der
Seelen/ da der nagende Wurm des
Gewiſſens biß auf das Tod-Bette na-
get und quaͤlet. Darbey aber bleibt es
noch nicht/ ſondern da bedienet man ſich
der Licenz Freyerin den Tag hinein zu
leben ohne Gebrauch ſeiner Vernunfft/
welches ich aber nicht von den rechten
ſtudioſis wil geſagt haben; Denn ob
ſie gleich ſind ſtudioſi libertatis & hilari-
tatis,
ſo ſind ſie doch auch ſtudioſi hone-
ſtatis & modeſtiæ,
wohl wiſſende fuͤr an-
dern/ daß die Erbar- und Schamhaftig-
keit ein wahres Kleinod und Kennzei-
chen ſey der Weißheit nach dem Lipſio,
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tutis pudor, Seges veræ gloriæ & doctri-
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O herrlicher Schmuck der Ju-

gend/
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[5/0031] und derer Curen. und Seelen-Geiſter in eine groͤſſere acti- vitaͤt gebracht/ da treibt ſie die vernunfft- loſe Natur/ zumahlen durch Muͤßiggang zu laſciven und ſchandbaren Sachen/ die Leib und Seel zugleich begraben/ (venus enim quaſi animæ funus.) Und das iſt bey den meiſten der verdammli- che Anfang zum gaͤntzlichen Untergang des Gluͤckes/ Geſundheit Leibes und der Seelen/ da der nagende Wurm des Gewiſſens biß auf das Tod-Bette na- get und quaͤlet. Darbey aber bleibt es noch nicht/ ſondern da bedienet man ſich der Licenz Freyerin den Tag hinein zu leben ohne Gebrauch ſeiner Vernunfft/ welches ich aber nicht von den rechten ſtudioſis wil geſagt haben; Denn ob ſie gleich ſind ſtudioſi libertatis & hilari- tatis, ſo ſind ſie doch auch ſtudioſi hone- ſtatis & modeſtiæ, wohl wiſſende fuͤr an- dern/ daß die Erbar- und Schamhaftig- keit ein wahres Kleinod und Kennzei- chen ſey der Weißheit nach dem Lipſio, der da ſaget: O ornamentum juven- tutis pudor, Seges veræ gloriæ & doctri- næ, O herrlicher Schmuck der Ju- gend/ A 3

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Zitationshilfe: Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abel_leibmedicus_1699/31>, abgerufen am 28.03.2024.