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Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.

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Studenten-Kranckheiten
Alten gesagt: der Mensch ist gifftig; das
ist/ zornig. Der Zorn ist eine heftige Auf-
wallung (orgasmos) des Geblüts/ da die
Seele durch ihre Geister als mit ihrer
Leib-quart ihr angethanes Unrecht
will rächen/ als denn fallen sie mit Un-
gestüm das Blut an/ und solches ge-
sehicht am allermeisten in den Hertzen/
dahero eine solche Spasmodica contra-
ctio
oder starcke Zusammenziehung in
dem Hertzen und Pulß-Adern entste-
het/ darauff folget ein starcker Pulß und
nothwendig eine hefftigere Circulation.
Wo nun ein Uberfluß gallichter und
anderer Theile in dem Blut ist/ (wie zu
förderst in den Cholerischen und Me-
lancholi
schen Naturen) da entstehet
also bald eine grosse Hitze u. Streit mit
denen andern Theiligen des Geblüts/
(derer sehr viel seyn/) und also eine
efferrescent und Aufkochung/ dadurch
die Gall geschärffet und aus ihrer Ord-
nung gebracht wird/ fänget eine flüchti-
ge Säure/ nach Art anderer gifftigen
Eigenschafften; und daher kömts/ daß/
mancher zornige Mensch wie ein Ra-

sender/

Studenten-Kranckheiten
Alten geſagt: der Menſch iſt gifftig; das
iſt/ zornig. Der Zorn iſt eine heftige Auf-
wallung (ὀργασμὸς) des Gebluͤts/ da die
Seele durch ihre Geiſter als mit ihrer
Leib-quart ihr angethanes Unrecht
will raͤchen/ als denn fallen ſie mit Un-
geſtuͤm das Blut an/ und ſolches ge-
ſehicht am allermeiſten in den Hertzen/
dahero eine ſolche Spasmodica contra-
ctio
oder ſtarcke Zuſammenziehung in
dem Hertzen und Pulß-Adern entſte-
het/ darauff folget ein ſtarcker Pulß und
nothwendig eine hefftigere Circulation.
Wo nun ein Uberfluß gallichter und
anderer Theile in dem Blut iſt/ (wie zu
foͤrderſt in den Choleriſchen und Me-
lancholi
ſchen Naturen) da entſtehet
alſo bald eine groſſe Hitze u. Streit mit
denen andern Theiligen des Gebluͤts/
(derer ſehr viel ſeyn/) und alſo eine
efferrescent und Aufkochung/ dadurch
die Gall geſchaͤrffet und aus ihrer Ord-
nung gebracht wird/ faͤnget eine fluͤchti-
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[22/0048] Studenten-Kranckheiten Alten geſagt: der Menſch iſt gifftig; das iſt/ zornig. Der Zorn iſt eine heftige Auf- wallung (ὀργασμὸς) des Gebluͤts/ da die Seele durch ihre Geiſter als mit ihrer Leib-quart ihr angethanes Unrecht will raͤchen/ als denn fallen ſie mit Un- geſtuͤm das Blut an/ und ſolches ge- ſehicht am allermeiſten in den Hertzen/ dahero eine ſolche Spasmodica contra- ctio oder ſtarcke Zuſammenziehung in dem Hertzen und Pulß-Adern entſte- het/ darauff folget ein ſtarcker Pulß und nothwendig eine hefftigere Circulation. Wo nun ein Uberfluß gallichter und anderer Theile in dem Blut iſt/ (wie zu foͤrderſt in den Choleriſchen und Me- lancholiſchen Naturen) da entſtehet alſo bald eine groſſe Hitze u. Streit mit denen andern Theiligen des Gebluͤts/ (derer ſehr viel ſeyn/) und alſo eine efferrescent und Aufkochung/ dadurch die Gall geſchaͤrffet und aus ihrer Ord- nung gebracht wird/ faͤnget eine fluͤchti- ge Saͤure/ nach Art anderer gifftigen Eigenſchafften; und daher koͤmts/ daß/ mancher zornige Menſch wie ein Ra- ſender/

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Zitationshilfe: Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abel_leibmedicus_1699/48>, abgerufen am 24.04.2024.