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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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GUARINI
Noch weiter/ was dich kränckt/ zu machen offenbar.
Siehstu die Höle dort? diß ist das tunckle Grab/
Wo Amarillis Treu und Ehre leget ab/
Da lacht man deiner Brunst/ da spott man deiner Pein/
Da würtzt und zuckert man mit Schertz von deinem Leiden
Des glücklichen Mitbulers süsse Freuden/
Da ist es/ wo dein Schatz verbotner Liebe pflegt/
Und einem groben Kerl sich in die Armen legt.
Nun seuffze/ wein und sey beständig gegen ihr.
Das ist der Lohn dafür.
M. Ach weh! so redst du wahr/ und darff ich mich drauff grün-
den?
C. Je mehr du forschest nach/ ie ärger wirst dus finden.
M. Hast du es denn gesehn? Ach Hertzeleid!
C. Nicht ich allein; auch du wirsts selber sehn/
Und eben heute kans geschehn.
Heut' ist der Tag/ und diß ist die bestimmte Zeit.
Wiltu in diesen Hecken
Dich eine kleine Zeit verstecken/
Du wirst sie unverlängt sehn in die Höle krichen/
Dem Buhler folgen nach.
M. So nah' ist mein Verderben?
C. Dort kommt sie allbereit vom Tempel her geschlichen.
Mirtillo/ siehstu nicht/ wie ihr verstolner Fuß
Durch seinen leisen Tritt den Sinn verrathen muß/
Der mit Betrug und List der Liebe schwanger geht/
Wie sie bald um sich sieht/ bald furchtsam stille steht/
Bald weiter eilt: Erwart itzund was ferner wird geschehn.
Wir werden uns hernach wohl wieder sehn.
M. Weil ich der Warheit nun so nahe kommen bin/
Will ich mein Urtheil noch verschieben biß dahin/
Mit samt dem Schluß/ ob ich soll leben oder sterben.
Dritter Handlung siebender Eintritt.
Amarillis.
Es fange ja der Mensch nichts ohn den Himmel an.
Ich gieng zum Tempel hin mit Zweifel/ Furcht und
Schrecken/
Von
GUARINI
Noch weiter/ was dich kraͤnckt/ zu machen offenbar.
Siehſtu die Hoͤle dort? diß iſt das tunckle Grab/
Wo Amarillis Treu und Ehre leget ab/
Da lacht man deiner Brunſt/ da ſpott man deiner Pein/
Da wuͤrtzt und zuckert man mit Schertz von deinem Leiden
Des gluͤcklichen Mitbulers ſuͤſſe Freuden/
Da iſt es/ wo dein Schatz verbotner Liebe pflegt/
Und einem groben Kerl ſich in die Armen legt.
Nun ſeuffze/ wein und ſey beſtaͤndig gegen ihr.
Das iſt der Lohn dafuͤr.
M. Ach weh! ſo redſt du wahr/ und darff ich mich drauff gruͤn-
den?
C. Je mehr du forſcheſt nach/ ie aͤrger wirſt dus finden.
M. Haſt du es denn geſehn? Ach Hertzeleid!
C. Nicht ich allein; auch du wirſts ſelber ſehn/
Und eben heute kans geſchehn.
Heut’ iſt der Tag/ und diß iſt die beſtimmte Zeit.
Wiltu in dieſen Hecken
Dich eine kleine Zeit verſtecken/
Du wirſt ſie unverlaͤngt ſehn in die Hoͤle krichen/
Dem Buhler folgen nach.
M. So nah’ iſt mein Verderben?
C. Dort kommt ſie allbereit vom Tempel her geſchlichen.
Mirtillo/ ſiehſtu nicht/ wie ihr verſtolner Fuß
Durch ſeinen leiſen Tritt den Sinn verrathen muß/
Der mit Betrug und Liſt der Liebe ſchwanger geht/
Wie ſie bald um ſich ſieht/ bald furchtſam ſtille ſteht/
Bald weiter eilt: Erwart itzund was ferner wird geſchehn.
Wir werden uns hernach wohl wieder ſehn.
M. Weil ich der Warheit nun ſo nahe kommen bin/
Will ich mein Urtheil noch verſchieben biß dahin/
Mit ſamt dem Schluß/ ob ich ſoll leben oder ſterben.
Dritter Handlung ſiebender Eintritt.
Amarillis.
Es fange ja der Menſch nichts ohn den Himmel an.
Ich gieng zum Tempel hin mit Zweifel/ Furcht und
Schrecken/
Von
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[92/0192] GUARINI Noch weiter/ was dich kraͤnckt/ zu machen offenbar. Siehſtu die Hoͤle dort? diß iſt das tunckle Grab/ Wo Amarillis Treu und Ehre leget ab/ Da lacht man deiner Brunſt/ da ſpott man deiner Pein/ Da wuͤrtzt und zuckert man mit Schertz von deinem Leiden Des gluͤcklichen Mitbulers ſuͤſſe Freuden/ Da iſt es/ wo dein Schatz verbotner Liebe pflegt/ Und einem groben Kerl ſich in die Armen legt. Nun ſeuffze/ wein und ſey beſtaͤndig gegen ihr. Das iſt der Lohn dafuͤr. M. Ach weh! ſo redſt du wahr/ und darff ich mich drauff gruͤn- den? C. Je mehr du forſcheſt nach/ ie aͤrger wirſt dus finden. M. Haſt du es denn geſehn? Ach Hertzeleid! C. Nicht ich allein; auch du wirſts ſelber ſehn/ Und eben heute kans geſchehn. Heut’ iſt der Tag/ und diß iſt die beſtimmte Zeit. Wiltu in dieſen Hecken Dich eine kleine Zeit verſtecken/ Du wirſt ſie unverlaͤngt ſehn in die Hoͤle krichen/ Dem Buhler folgen nach. M. So nah’ iſt mein Verderben? C. Dort kommt ſie allbereit vom Tempel her geſchlichen. Mirtillo/ ſiehſtu nicht/ wie ihr verſtolner Fuß Durch ſeinen leiſen Tritt den Sinn verrathen muß/ Der mit Betrug und Liſt der Liebe ſchwanger geht/ Wie ſie bald um ſich ſieht/ bald furchtſam ſtille ſteht/ Bald weiter eilt: Erwart itzund was ferner wird geſchehn. Wir werden uns hernach wohl wieder ſehn. M. Weil ich der Warheit nun ſo nahe kommen bin/ Will ich mein Urtheil noch verſchieben biß dahin/ Mit ſamt dem Schluß/ ob ich ſoll leben oder ſterben. Dritter Handlung ſiebender Eintritt. Amarillis. Es fange ja der Menſch nichts ohn den Himmel an. Ich gieng zum Tempel hin mit Zweifel/ Furcht und Schrecken/ Von

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/192>, abgerufen am 29.03.2024.