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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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treuer Schäffer.
Die blind-entschlaffne Welt erwecken.
Laß deiner Flammen heilge Glutt
Manch ausgebrandtes Hertz entstecken/
Erhebe den entsuncknen Mutt/
Und lehre/ was die Tugend nüzt/
Die/ wenn die Laster todt/ im Tode lebend macht.

Wir hoffen: wer beständig hofft/
Erfährt wie ihm gewünschte Hülff erscheint.
Die Sonne geht wohl westlich nieder/
Wenn sie vollendet ihren Lauff/
Doch stehet sie des Morgens wieder
Mit Gold-beflammten Strahlen auff.
Wenn nun der Himmel ausgeweint/
Scheint sein Sapphirnes Blau durch die geklähr-
te Lufft.
Fünffter Handlung erster Eintritt.
Uranio. Carino.
U. ES ist überall gut wohnen/ wo man Brodt zu essen hat;
Und der Kunst ist iede Gegend an des Vaterlandes
Statt.
[C]. Es ist wahr/ Uranio: Ich kans aus Erfahrung sagen.
Ich verließ in zarter Jugend meines lieben Vaters Hauß/
Achte weder Pflug noch Heerde/ sondern wolte höher aus/
Selbst zu wissen und zu sehn/ was ein ander muß erfragen;
Und bin durch manch schönes Land nun gezogen auff und
nieder;
Gelbes Haar nahm ich mit weg/ graues bring ich itzund
wieder.
Es ist doch ein süsses Ding um das liebe Vaterland:
Die Natur pflanzt unsern Sinnen eine starcke Neigung ein/
Die nicht stirbet noch veraltet/ zu dem Land/ aus dem wir
seyn.
Wie der Eisenstein vom Schiffer gegen Ost und West ge-
führt
Die verborgne Krafft und Liebe zu dem Nordsiern nicht
verliehrt;
So
J 4
treuer Schaͤffer.
Die blind-entſchlaffne Welt erwecken.
Laß deiner Flammen heilge Glutt
Manch ausgebrandtes Hertz entſtecken/
Erhebe den entſuncknen Mutt/
Und lehre/ was die Tugend nuͤzt/
Die/ wenn die Laſter todt/ im Tode lebend macht.

Wir hoffen: wer beſtaͤndig hofft/
Erfaͤhrt wie ihm gewuͤnſchte Huͤlff erſcheint.
Die Sonne geht wohl weſtlich nieder/
Wenn ſie vollendet ihren Lauff/
Doch ſtehet ſie des Morgens wieder
Mit Gold-beflammten Strahlen auff.
Wenn nun der Himmel ausgeweint/
Scheint ſein Sapphirnes Blau durch die geklaͤhr-
te Lufft.
Fuͤnffter Handlung erſter Eintritt.
Uranio. Carino.
U. ES iſt uͤberall gut wohnen/ wo man Brodt zu eſſen hat;
Und der Kunſt iſt iede Gegend an des Vaterlandes
Statt.
[C]. Es iſt wahr/ Uranio: Ich kans aus Erfahrung ſagen.
Ich verließ in zarter Jugend meines lieben Vaters Hauß/
Achte weder Pflug noch Heerde/ ſondern wolte hoͤher aus/
Selbſt zu wiſſen und zu ſehn/ was ein ander muß erfragen;
Und bin durch manch ſchoͤnes Land nun gezogen auff und
nieder;
Gelbes Haar nahm ich mit weg/ graues bring ich itzund
wieder.
Es iſt doch ein ſuͤſſes Ding um das liebe Vaterland:
Die Natur pflanzt unſern Siñen eine ſtarcke Neigung ein/
Die nicht ſtirbet noch veraltet/ zu dem Land/ aus dem wir
ſeyn.
Wie der Eiſenſtein vom Schiffer gegen Oſt und Weſt ge-
fuͤhrt
Die verborgne Krafft und Liebe zu dem Nordſiern nicht
verliehrt;
So
J 4
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[135/0235] treuer Schaͤffer. Die blind-entſchlaffne Welt erwecken. Laß deiner Flammen heilge Glutt Manch ausgebrandtes Hertz entſtecken/ Erhebe den entſuncknen Mutt/ Und lehre/ was die Tugend nuͤzt/ Die/ wenn die Laſter todt/ im Tode lebend macht. Wir hoffen: wer beſtaͤndig hofft/ Erfaͤhrt wie ihm gewuͤnſchte Huͤlff erſcheint. Die Sonne geht wohl weſtlich nieder/ Wenn ſie vollendet ihren Lauff/ Doch ſtehet ſie des Morgens wieder Mit Gold-beflammten Strahlen auff. Wenn nun der Himmel ausgeweint/ Scheint ſein Sapphirnes Blau durch die geklaͤhr- te Lufft. Fuͤnffter Handlung erſter Eintritt. Uranio. Carino. U. ES iſt uͤberall gut wohnen/ wo man Brodt zu eſſen hat; Und der Kunſt iſt iede Gegend an des Vaterlandes Statt. C. Es iſt wahr/ Uranio: Ich kans aus Erfahrung ſagen. Ich verließ in zarter Jugend meines lieben Vaters Hauß/ Achte weder Pflug noch Heerde/ ſondern wolte hoͤher aus/ Selbſt zu wiſſen und zu ſehn/ was ein ander muß erfragen; Und bin durch manch ſchoͤnes Land nun gezogen auff und nieder; Gelbes Haar nahm ich mit weg/ graues bring ich itzund wieder. Es iſt doch ein ſuͤſſes Ding um das liebe Vaterland: Die Natur pflanzt unſern Siñen eine ſtarcke Neigung ein/ Die nicht ſtirbet noch veraltet/ zu dem Land/ aus dem wir ſeyn. Wie der Eiſenſtein vom Schiffer gegen Oſt und Weſt ge- fuͤhrt Die verborgne Krafft und Liebe zu dem Nordſiern nicht verliehrt; So J 4

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/235>, abgerufen am 29.03.2024.