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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Hoch- und Wohl-Gebohrne/
Hoch-ansehnliche Trauer-Versammlung.

VOn Joseph/ dem Egyptischen Landes-Bestell-
ten/ hat dessen Parentator, der heilige Geist/
in der Paulinischen Lob-Rede an die Hebrä-
er/ diß einige/ als etwas Ungemeines ange-
mercket: Daß er durch den Glauben geredet
von dem Auszuge der Kinder Israel/ da er
sterben sollen/ und Befehl gethan von
seinen Gebeinen.

Welche sonderbare Merckwürdigkeit ihren Grund hatte
in der Mosaischen Vorstellung des Eydes/ den dieser Patri-
arche bey seinem Tode von den Kindern Israel genommen
und gesaget: Wenn euch GOtt wird heimsuchen/ so führet
meine Gebeine von dannen. Wie denn ausser allem Zweifel
auch diß leztere Begehren von höchst-gedachtem heiligen Lob-
Redner hergeflossen/ als welcher wuste/ was an dem sonst
gantz vollkommenen Joseph vornehmlich solle gepriesen wer-
den. Denn/ wie alle seine Väter/ so war er versichert durch
den Glauben/ daß er dermahleins am ersten Oster-Tage
Reuen Testamentes mit dem aufferweckten Meßia im gelob-
ten Lande solte lebendig und gen Himmel eingeholet wer-
den. Darum verlangte er/ allerlobwürdigst/ daß seine Gebeine
von dannen geführet/ und im Lande der Verheissung beerdi-
get würden.

Es ist keine unedle Sorgfalt/ auch in der Asche noch leben/
und im Grabe eine Sicherheit vor sein Todten-Gerüppe ha-
ben wollen. Zumahl/ wo man sich im Glauben die gewisse
Aufferweckung von den Todten zu verkündigen weiß. Deß-
wegen wurde nunmehro diese beeydete Verordnung denen
wehmüttigen Brüdern zu einem hoch-bedencklichen Geheim-
niß; so/ daß über 145. Jahr dessen unvergeßliche Beobach-
tung noch in vollem Andencken lebete/ als der Heer-Führer
Israelis/ unbesorgt/ wie alles Volck dem Egyptischen Ge-
räthe und andern Kostbarkeiten zueilete und sie mit nahm/

nur
(A) 3
Hoch- und Wohl-Gebohrne/
Hoch-anſehnliche Trauer-Verſammlung.

VOn Joſeph/ dem Egyptiſchen Landes-Beſtell-
ten/ hat deſſen Parentator, der heilige Geiſt/
in der Pauliniſchen Lob-Rede an die Hebraͤ-
er/ diß einige/ als etwas Ungemeines ange-
mercket: Daß er durch den Glauben geredet
von dem Auszuge der Kinder Iſrael/ da er
ſterben ſollen/ und Befehl gethan von
ſeinen Gebeinen.

Welche ſonderbare Merckwuͤrdigkeit ihren Grund hatte
in der Moſaiſchen Vorſtellung des Eydes/ den dieſer Patri-
arche bey ſeinem Tode von den Kindern Iſrael genommen
und geſaget: Wenn euch GOtt wird heimſuchen/ ſo fuͤhret
meine Gebeine von dannen. Wie denn auſſer allem Zweifel
auch diß leztere Begehren von hoͤchſt-gedachtem heiligen Lob-
Redner hergefloſſen/ als welcher wuſte/ was an dem ſonſt
gantz vollkommenen Joſeph vornehmlich ſolle geprieſen wer-
den. Denn/ wie alle ſeine Vaͤter/ ſo war er verſichert durch
den Glauben/ daß er dermahleins am erſten Oſter-Tage
Reuen Teſtamentes mit dem aufferweckten Meßia im gelob-
ten Lande ſolte lebendig und gen Himmel eingeholet wer-
den. Darum verlangte er/ allerlobwuͤrdigſt/ daß ſeine Gebeine
von dannen gefuͤhret/ und im Lande der Verheiſſung beerdi-
get wuͤrden.

Es iſt keine unedle Sorgfalt/ auch in der Aſche noch leben/
und im Grabe eine Sicherheit vor ſein Todten-Geruͤppe ha-
ben wollen. Zumahl/ wo man ſich im Glauben die gewiſſe
Aufferweckung von den Todten zu verkuͤndigen weiß. Deß-
wegen wurde nunmehro dieſe beeydete Verordnung denen
wehmuͤttigen Bruͤdern zu einem hoch-bedencklichen Geheim-
niß; ſo/ daß uͤber 145. Jahr deſſen unvergeßliche Beobach-
tung noch in vollem Andencken lebete/ als der Heer-Fuͤhrer
Iſraelis/ unbeſorgt/ wie alles Volck dem Egyptiſchen Ge-
raͤthe und andern Koſtbarkeiten zueilete und ſie mit nahm/

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[5/0025] Hoch- und Wohl-Gebohrne/ Hoch-anſehnliche Trauer-Verſammlung. VOn Joſeph/ dem Egyptiſchen Landes-Beſtell- ten/ hat deſſen Parentator, der heilige Geiſt/ in der Pauliniſchen Lob-Rede an die Hebraͤ- er/ diß einige/ als etwas Ungemeines ange- mercket: Daß er durch den Glauben geredet von dem Auszuge der Kinder Iſrael/ da er ſterben ſollen/ und Befehl gethan von ſeinen Gebeinen. Welche ſonderbare Merckwuͤrdigkeit ihren Grund hatte in der Moſaiſchen Vorſtellung des Eydes/ den dieſer Patri- arche bey ſeinem Tode von den Kindern Iſrael genommen und geſaget: Wenn euch GOtt wird heimſuchen/ ſo fuͤhret meine Gebeine von dannen. Wie denn auſſer allem Zweifel auch diß leztere Begehren von hoͤchſt-gedachtem heiligen Lob- Redner hergefloſſen/ als welcher wuſte/ was an dem ſonſt gantz vollkommenen Joſeph vornehmlich ſolle geprieſen wer- den. Denn/ wie alle ſeine Vaͤter/ ſo war er verſichert durch den Glauben/ daß er dermahleins am erſten Oſter-Tage Reuen Teſtamentes mit dem aufferweckten Meßia im gelob- ten Lande ſolte lebendig und gen Himmel eingeholet wer- den. Darum verlangte er/ allerlobwuͤrdigſt/ daß ſeine Gebeine von dannen gefuͤhret/ und im Lande der Verheiſſung beerdi- get wuͤrden. Es iſt keine unedle Sorgfalt/ auch in der Aſche noch leben/ und im Grabe eine Sicherheit vor ſein Todten-Geruͤppe ha- ben wollen. Zumahl/ wo man ſich im Glauben die gewiſſe Aufferweckung von den Todten zu verkuͤndigen weiß. Deß- wegen wurde nunmehro dieſe beeydete Verordnung denen wehmuͤttigen Bruͤdern zu einem hoch-bedencklichen Geheim- niß; ſo/ daß uͤber 145. Jahr deſſen unvergeßliche Beobach- tung noch in vollem Andencken lebete/ als der Heer-Fuͤhrer Iſraelis/ unbeſorgt/ wie alles Volck dem Egyptiſchen Ge- raͤthe und andern Koſtbarkeiten zueilete und ſie mit nahm/ nur (A) 3

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/25>, abgerufen am 19.04.2024.