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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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ADIMARI
48. Die Schöne Lange-Geliebte.

Was soll dich dann für Ruhm/ mein alter Schatz/ bezieren?
Was meine Jugend hieß der Liebe Morgen-roth/
Muß billig izt den Preiß der Abend-röthe führen.
49. Die Schöne Häßliche.

Wie Lieb und häßlich sey zu reimen/ hab ich noth;
Doch ein verborgner Zug/ und was ich nicht kan nennen/
Ist mir zu deiner Lieb ein kräfftiges Gebot.
50. Die Schöne Alte.

Ein schöner Sommer ist am Herbste noch zu kennen;
Will dir der Jahre Zahl der Schönheit Oel entziehn/
So wird ihr Funcken doch biß in die Grube brennen.
51. Die Schöne im Fieber.

Erbleichestu vom Frost/ must du von Hitze glühn/
So kanstu fühlen/ wie Begier und Furcht mich plagen/
Und sehn/ wie ich in Glück und Leyd dein Diener bin.
52. Die Schöne Todte.

Schau diß entlebte Bild/ wer will nicht von ihr sagen/
Daß ihr verblasster Mund noch voller Anmutt sey.
Der Schatten zeiget noch von ihren Frühlings-Tagen.
53. Die Schöne im Grabe.

Hier liegt der Leib bedeckt/ der edle Geist ist frey/
Und ihrer Schönheit Ruhm wird Stein und Grab durch-
dringen.

Ich lege dieser Grufft auch meine Feder bey;
Denn nach dem Tode weiß ich weiter nichts zu singen.


Ein-
ADIMARI
48. Die Schoͤne Lange-Geliebte.

Was ſoll dich dann fuͤr Ruhm/ mein alter Schatz/ bezieren?
Was meine Jugend hieß der Liebe Morgen-roth/
Muß billig izt den Preiß der Abend-roͤthe fuͤhren.
49. Die Schoͤne Haͤßliche.

Wie Lieb und haͤßlich ſey zu reimen/ hab ich noth;
Doch ein verborgner Zug/ und was ich nicht kan nennen/
Iſt mir zu deiner Lieb ein kraͤfftiges Gebot.
50. Die Schoͤne Alte.

Ein ſchoͤner Sommer iſt am Herbſte noch zu kennen;
Will dir der Jahre Zahl der Schoͤnheit Oel entziehn/
So wird ihr Funcken doch biß in die Grube brennen.
51. Die Schoͤne im Fieber.

Erbleicheſtu vom Froſt/ muſt du von Hitze gluͤhn/
So kanſtu fuͤhlen/ wie Begier und Furcht mich plagen/
Und ſehn/ wie ich in Gluͤck und Leyd dein Diener bin.
52. Die Schoͤne Todte.

Schau diß entlebte Bild/ wer will nicht von ihr ſagen/
Daß ihr verblaſſter Mund noch voller Anmutt ſey.
Der Schatten zeiget noch von ihren Fruͤhlings-Tagen.
53. Die Schoͤne im Grabe.

Hier liegt der Leib bedeckt/ der edle Geiſt iſt frey/
Und ihrer Schoͤnheit Ruhm wird Stein und Grab durch-
dringen.

Ich lege dieſer Grufft auch meine Feder bey;
Denn nach dem Tode weiß ich weiter nichts zu ſingen.


Ein-
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[190/0290] ADIMARI 48. Die Schoͤne Lange-Geliebte. Was ſoll dich dann fuͤr Ruhm/ mein alter Schatz/ bezieren? Was meine Jugend hieß der Liebe Morgen-roth/ Muß billig izt den Preiß der Abend-roͤthe fuͤhren. 49. Die Schoͤne Haͤßliche. Wie Lieb und haͤßlich ſey zu reimen/ hab ich noth; Doch ein verborgner Zug/ und was ich nicht kan nennen/ Iſt mir zu deiner Lieb ein kraͤfftiges Gebot. 50. Die Schoͤne Alte. Ein ſchoͤner Sommer iſt am Herbſte noch zu kennen; Will dir der Jahre Zahl der Schoͤnheit Oel entziehn/ So wird ihr Funcken doch biß in die Grube brennen. 51. Die Schoͤne im Fieber. Erbleicheſtu vom Froſt/ muſt du von Hitze gluͤhn/ So kanſtu fuͤhlen/ wie Begier und Furcht mich plagen/ Und ſehn/ wie ich in Gluͤck und Leyd dein Diener bin. 52. Die Schoͤne Todte. Schau diß entlebte Bild/ wer will nicht von ihr ſagen/ Daß ihr verblaſſter Mund noch voller Anmutt ſey. Der Schatten zeiget noch von ihren Fruͤhlings-Tagen. 53. Die Schoͤne im Grabe. Hier liegt der Leib bedeckt/ der edle Geiſt iſt frey/ Und ihrer Schoͤnheit Ruhm wird Stein und Grab durch- dringen. Ich lege dieſer Grufft auch meine Feder bey; Denn nach dem Tode weiß ich weiter nichts zu ſingen. Ein-

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/290>, abgerufen am 29.03.2024.