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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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selbst in einem Brief sagt: "Das einzige Glück für mich auf Erden ist das meines Sohnes!"

Sie fand ihre Seelenstärke und all ihren Mut im Angesicht des Schafottes wieder. Indem sie festen Schrittes die Stufen emporstieg, sagte sie: "Kinder des Vaterlandes, Ihr werdet meinen Tod rächen und mein Andenken bewahren." "Es lebe die Republik!" antwortete die Menge. Die Gleichheit vor dem Schafott war die einzige, die die Revolution für die Frauen wirklich festgestellt hat.

Olimpe de Gouges war unstreitig eine der geistvollsten, der beredsten und mutigsten Frauen, die Frankreich hervorgebracht hat. Sicherlich bildet ihr Leben eine der interessantesten Studien aus der an interessanten Menschen so reichen Epoche der französischen Revolution.

Sie war veränderlich, aber immer mutig, edel, manchmal erhaben. Ihr Kopf leitete sie rascher als ihr Herz. Ohne Bildung, ohne feststehende Prinzipien war es ihr schwerer als andern hervorragenden Frauen ihrer Zeit, immer das Richtige zu tun und zu finden.

Vielleicht wenn sie mit ruhigerem Wesen ausgestattet gewesen wäre, würde ihr mehr gelungen sein. Vielleicht hätte man ihre Talente mehr anerkannt, und ihr die verdiente Huldigung, die man ihr schuldig war, nicht versagt!

Diese Märtyrerin starb im Kampfe für die heiligen Rechte der Frau.

selbst in einem Brief sagt: „Das einzige Glück für mich auf Erden ist das meines Sohnes!“

Sie fand ihre Seelenstärke und all ihren Mut im Angesicht des Schafottes wieder. Indem sie festen Schrittes die Stufen emporstieg, sagte sie: „Kinder des Vaterlandes, Ihr werdet meinen Tod rächen und mein Andenken bewahren.“ „Es lebe die Republik!“ antwortete die Menge. Die Gleichheit vor dem Schafott war die einzige, die die Revolution für die Frauen wirklich festgestellt hat.

Olimpe de Gouges war unstreitig eine der geistvollsten, der beredsten und mutigsten Frauen, die Frankreich hervorgebracht hat. Sicherlich bildet ihr Leben eine der interessantesten Studien aus der an interessanten Menschen so reichen Epoche der französischen Revolution.

Sie war veränderlich, aber immer mutig, edel, manchmal erhaben. Ihr Kopf leitete sie rascher als ihr Herz. Ohne Bildung, ohne feststehende Prinzipien war es ihr schwerer als andern hervorragenden Frauen ihrer Zeit, immer das Richtige zu tun und zu finden.

Vielleicht wenn sie mit ruhigerem Wesen ausgestattet gewesen wäre, würde ihr mehr gelungen sein. Vielleicht hätte man ihre Talente mehr anerkannt, und ihr die verdiente Huldigung, die man ihr schuldig war, nicht versagt!

Diese Märtyrerin starb im Kampfe für die heiligen Rechte der Frau.

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[197/0218] selbst in einem Brief sagt: „Das einzige Glück für mich auf Erden ist das meines Sohnes!“ Sie fand ihre Seelenstärke und all ihren Mut im Angesicht des Schafottes wieder. Indem sie festen Schrittes die Stufen emporstieg, sagte sie: „Kinder des Vaterlandes, Ihr werdet meinen Tod rächen und mein Andenken bewahren.“ „Es lebe die Republik!“ antwortete die Menge. Die Gleichheit vor dem Schafott war die einzige, die die Revolution für die Frauen wirklich festgestellt hat. Olimpe de Gouges war unstreitig eine der geistvollsten, der beredsten und mutigsten Frauen, die Frankreich hervorgebracht hat. Sicherlich bildet ihr Leben eine der interessantesten Studien aus der an interessanten Menschen so reichen Epoche der französischen Revolution. Sie war veränderlich, aber immer mutig, edel, manchmal erhaben. Ihr Kopf leitete sie rascher als ihr Herz. Ohne Bildung, ohne feststehende Prinzipien war es ihr schwerer als andern hervorragenden Frauen ihrer Zeit, immer das Richtige zu tun und zu finden. Vielleicht wenn sie mit ruhigerem Wesen ausgestattet gewesen wäre, würde ihr mehr gelungen sein. Vielleicht hätte man ihre Talente mehr anerkannt, und ihr die verdiente Huldigung, die man ihr schuldig war, nicht versagt! Diese Märtyrerin starb im Kampfe für die heiligen Rechte der Frau.

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/218>, abgerufen am 28.03.2024.