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Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

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Der Landtstörtzer.

Wie nun erstlich die Schuch pflegen vn-
sere Füß vnd dern Finger zu constringiren,
vnd zu colligiren, damit sie nicht schändt-
lich von rinander fliessen oder erkrummen/
Also sehen wir/ daß die Tugenten das Hertz
vnnd die affectiones der Menschen (wel-
che der Seelen Füß seindt) ordinieren
vnnd moderieren. Ferrner vnnd zum an-
deren/ wie die Schuch den Menschen zie-
ren/ dann etliche Mahler pflegen nackende
Bilder auff die Schuch zu mahlen./ Al-
so seindt die Tugendten dermassen schöne
Zirrden der Seelen: quod eius decorem
Rexgloriae concupiscat.
Vnnd daß die
Sonn vnnd der Mon sich vber die schönheit
der Seelen verwundern/ seytemal jhre schön-
heit durch die schönheit der Seelen vberwun-
den wirdt: wer derwegen denen/ so diser schön-
heit nichts nachfragen/ da doch sie die schön-
heit sonsten in allen dingen suchen. Selig
aber ist der Mann der nicht gangen ist inn
den Rath der Gottlosen/ vnnd nicht gestan-
den istauff dem weg der Sünden/ mit disen
Schuhen/ aber die sqrtiri sanguinum & do-

losi
Der Landtſtoͤrtzer.

Wie nun erſtlich die Schuch pflegen vn-
ſere Fuͤß vnd dern Finger zu conſtringiren,
vnd zu colligiren, damit ſie nicht ſchaͤndt-
lich von rinander flieſſen oder erkrummen/
Alſo ſehen wir/ daß die Tugenten das Hertz
vnnd die affectiones der Menſchen (wel-
che der Seelen Fuͤß ſeindt) ordinieren
vnnd moderieren. Ferꝛner vnnd zum an-
deren/ wie die Schuch den Menſchen zie-
ren/ dann etliche Mahler pflegen nackende
Bilder auff die Schuch zu mahlen./ Al-
ſo ſeindt die Tugendten dermaſſen ſchoͤne
Zirrden der Seelen: quod eius decorem
Rexgloriæ concupiſcat.
Vnnd daß die
Sonn vnnd der Mon ſich vber die ſchoͤnheit
der Seelen verwundern/ ſeytemal jhre ſchoͤn-
heit durch die ſchoͤnheit der Seelen vberwun-
den wirdt: wer derwegen denen/ ſo diſer ſchoͤn-
heit nichts nachfragen/ da doch ſie die ſchoͤn-
heit ſonſten in allen dingen ſuchen. Selig
aber iſt der Mann der nicht gangen iſt inn
den Rath der Gottloſen/ vnnd nicht geſtan-
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[618/0640] Der Landtſtoͤrtzer. Wie nun erſtlich die Schuch pflegen vn- ſere Fuͤß vnd dern Finger zu conſtringiren, vnd zu colligiren, damit ſie nicht ſchaͤndt- lich von rinander flieſſen oder erkrummen/ Alſo ſehen wir/ daß die Tugenten das Hertz vnnd die affectiones der Menſchen (wel- che der Seelen Fuͤß ſeindt) ordinieren vnnd moderieren. Ferꝛner vnnd zum an- deren/ wie die Schuch den Menſchen zie- ren/ dann etliche Mahler pflegen nackende Bilder auff die Schuch zu mahlen./ Al- ſo ſeindt die Tugendten dermaſſen ſchoͤne Zirrden der Seelen: quod eius decorem Rexgloriæ concupiſcat. Vnnd daß die Sonn vnnd der Mon ſich vber die ſchoͤnheit der Seelen verwundern/ ſeytemal jhre ſchoͤn- heit durch die ſchoͤnheit der Seelen vberwun- den wirdt: wer derwegen denen/ ſo diſer ſchoͤn- heit nichts nachfragen/ da doch ſie die ſchoͤn- heit ſonſten in allen dingen ſuchen. Selig aber iſt der Mann der nicht gangen iſt inn den Rath der Gottloſen/ vnnd nicht geſtan- den iſtauff dem weg der Suͤnden/ mit diſen Schuhen/ aber die √iri ſanguinum & do- loſi

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Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/640>, abgerufen am 25.04.2024.