Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Landtstörtzer.

Erstlich seindt sie schädlich GOtt dem
HErren/ dem Nechsten/ dem Geist vnnd dem
Leib: Qui enim indiscretionis sqrtitio ieiu-
nia & vigilias, sic agit, vt deficiente
spiritu vel corpore languente spiritualia
impediantur, aufert corpori suo boni o-
peris effectum, spiritui affectum, pro-
ximo exemplum, Deo honorem.
Das
Christliche Leben ist das Creutz/ vnd dasselbe ist
die Laiter der Sünden/ derwegen spricht der
Priester in der Kirchen sursum corda. Aber
wehe den Menschenkindern/ so eines schwe-
ren Hertzens seindt/ vnnd mit vnbescheiden-
heit hinauff steigen wöllen/ dann wann er auß
schwachheit fellt/ so kombt er widerumb zum
anfang der Laiter; Nemo repente fit sum-
mus, ascendendo non volando apprae-
henditur summitas scalae.

Am andern seind sie närrisch/ vnnd wie die
Dorff knaben in der procession das Wachs-
liecht hinder dem Creutz tragen/ also pflegen
etliche nouitzen das Creutz der poenitentz
ohne Liecht deß guten raths zu tragen vnd den
vnschuldigen/ das ist/ den newen Menschen;

an
Der Landtſtoͤrtzer.

Erſtlich ſeindt ſie ſchaͤdlich GOtt dem
HErꝛen/ dem Nechſten/ dem Geiſt vnnd dem
Leib: Qui enim indiſcretionis √itio ieiu-
nia & vigilias, ſic agit, vt deficiente
ſpiritu vel corpore languente ſpiritualia
impediantur, aufert corpori ſuo boni o-
peris effectum, ſpiritui affectum, pro-
ximo exemplum, Deo honorem.
Das
Chꝛiſtliche Leben iſt das Creutz/ vnd daſſelbe iſt
die Laiter der Suͤnden/ derwegen ſpricht der
Prieſter in der Kirchen ſurſum corda. Aber
wehe den Menſchenkindern/ ſo eines ſchwe-
ren Hertzens ſeindt/ vnnd mit vnbeſcheiden-
heit hinauff ſteigen woͤllen/ dañ wann er auß
ſchwachheit fellt/ ſo kombt er widerumb zum
anfang der Laiter; Nemo repente fit ſum-
mus, aſcendendo non volando appræ-
henditur ſummitas ſcalæ.

Am andern ſeind ſie naͤrꝛiſch/ vnnd wie die
Dorff knaben in der proceſſion das Wachs-
liecht hinder dem Creutz tragen/ alſo pflegen
etliche nouitzen das Creutz der pœnitentz
ohne Liecht deß guten raths zu tragen vnd den
vnſchuldigen/ das iſt/ den newen Menſchen;

an
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0698" n="676"/>
          <fw place="top" type="header">Der Landt&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/>
          <p>Er&#x017F;tlich &#x017F;eindt &#x017F;ie &#x017F;cha&#x0364;dlich GOtt dem<lb/>
HEr&#xA75B;en/ dem Nech&#x017F;ten/ dem Gei&#x017F;t vnnd dem<lb/>
Leib: <hi rendition="#aq">Qui enim indi&#x017F;cretionis &#x221A;itio ieiu-<lb/>
nia &amp; vigilias, &#x017F;ic agit, vt deficiente<lb/>
&#x017F;piritu vel corpore languente &#x017F;piritualia<lb/>
impediantur, aufert corpori &#x017F;uo boni o-<lb/>
peris effectum, &#x017F;piritui affectum, pro-<lb/>
ximo exemplum, Deo honorem.</hi> Das<lb/>
Ch&#xA75B;i&#x017F;tliche Leben i&#x017F;t das Creutz/ vnd da&#x017F;&#x017F;elbe i&#x017F;t<lb/>
die Laiter der Su&#x0364;nden/ derwegen &#x017F;pricht der<lb/>
Prie&#x017F;ter in der Kirchen <hi rendition="#aq">&#x017F;ur&#x017F;um corda.</hi> Aber<lb/>
wehe den Men&#x017F;chenkindern/ &#x017F;o eines &#x017F;chwe-<lb/>
ren Hertzens &#x017F;eindt/ vnnd mit vnbe&#x017F;cheiden-<lb/>
heit hinauff &#x017F;teigen wo&#x0364;llen/ dan&#x0303; wann er auß<lb/>
&#x017F;chwachheit fellt/ &#x017F;o kombt er widerumb zum<lb/>
anfang der Laiter; <hi rendition="#aq">Nemo repente fit &#x017F;um-<lb/>
mus, a&#x017F;cendendo non volando appræ-<lb/>
henditur &#x017F;ummitas &#x017F;calæ.</hi></p><lb/>
          <p>Am andern &#x017F;eind &#x017F;ie na&#x0364;r&#xA75B;i&#x017F;ch/ vnnd wie die<lb/>
Dorff knaben in der <hi rendition="#aq">proce&#x017F;&#x017F;ion</hi> das Wachs-<lb/>
liecht hinder dem Creutz tragen/ al&#x017F;o pflegen<lb/>
etliche <hi rendition="#aq">nouitzen</hi> das Creutz der <hi rendition="#aq">p&#x0153;nitentz</hi><lb/>
ohne Liecht deß guten raths zu tragen vnd den<lb/>
vn&#x017F;chuldigen/ das i&#x017F;t/ den newen Men&#x017F;chen;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[676/0698] Der Landtſtoͤrtzer. Erſtlich ſeindt ſie ſchaͤdlich GOtt dem HErꝛen/ dem Nechſten/ dem Geiſt vnnd dem Leib: Qui enim indiſcretionis √itio ieiu- nia & vigilias, ſic agit, vt deficiente ſpiritu vel corpore languente ſpiritualia impediantur, aufert corpori ſuo boni o- peris effectum, ſpiritui affectum, pro- ximo exemplum, Deo honorem. Das Chꝛiſtliche Leben iſt das Creutz/ vnd daſſelbe iſt die Laiter der Suͤnden/ derwegen ſpricht der Prieſter in der Kirchen ſurſum corda. Aber wehe den Menſchenkindern/ ſo eines ſchwe- ren Hertzens ſeindt/ vnnd mit vnbeſcheiden- heit hinauff ſteigen woͤllen/ dañ wann er auß ſchwachheit fellt/ ſo kombt er widerumb zum anfang der Laiter; Nemo repente fit ſum- mus, aſcendendo non volando appræ- henditur ſummitas ſcalæ. Am andern ſeind ſie naͤrꝛiſch/ vnnd wie die Dorff knaben in der proceſſion das Wachs- liecht hinder dem Creutz tragen/ alſo pflegen etliche nouitzen das Creutz der pœnitentz ohne Liecht deß guten raths zu tragen vnd den vnſchuldigen/ das iſt/ den newen Menſchen; an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/698
Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/698>, abgerufen am 29.03.2024.