Jemand, um dessentwillen der Schurke gern Stadt und Citadelle in die Luft sprengte. Jch zweifle nicht, daß er selbst Pässe von unseren Generalen in der Tasche trägt. Es liegt ihm gar zu viel daran, den einen drin- nen zum Schweigen zu bringen."
-- Was müßte ich thun, wenn er mir noch einmal begegnen sollte? --
"Eine Kugel ihm vor den Kopf, das wäre im Grunde das beste. Nun wir einmal so weit sind, muß alles heraus. Es ist auch eine Erleichterung, wenn noch Jemand darum weiß. Kein Schloß in den Ar- dennen kann abgelegener sein, und zu trüberen Gedan- ken einladen, als wo mich das Fieber überfiel. Man schickte mich nicht in's Lazareth; aber was mir an Pflege dort zu gut kam, hat, was ich anhören mußte, wieder schlimm gemacht. Sie hielten meinen Starr- sinn für Tod. Der Kopf wurde schwindlig und ich fühle noch Spuren des Paroxysmus, wo ich glaubte, daß mich täglich der Teufel ankrallte. Jch habe hier aufgeschrieben, um nicht zu vergessen, und es ist das Kürzeste, ich lese es Dir im Zusammenhang vor -- nachher von dem Zufall, wie ich dazu gekommen -- und dann berathen wir, was zu thun. Du bist die erste vernünftige Seele mit der ich über so etwas re- den kann, aber ich fürchte, ich trage den Tod im Leibe und überlebe es nicht lange. Wüßte der Bösewicht,
Jemand, um deſſentwillen der Schurke gern Stadt und Citadelle in die Luft ſprengte. Jch zweifle nicht, daß er ſelbſt Päſſe von unſeren Generalen in der Taſche trägt. Es liegt ihm gar zu viel daran, den einen drin- nen zum Schweigen zu bringen.“
— Was müßte ich thun, wenn er mir noch einmal begegnen ſollte? —
„Eine Kugel ihm vor den Kopf, das wäre im Grunde das beſte. Nun wir einmal ſo weit ſind, muß alles heraus. Es iſt auch eine Erleichterung, wenn noch Jemand darum weiß. Kein Schloß in den Ar- dennen kann abgelegener ſein, und zu trüberen Gedan- ken einladen, als wo mich das Fieber überfiel. Man ſchickte mich nicht in’s Lazareth; aber was mir an Pflege dort zu gut kam, hat, was ich anhören mußte, wieder ſchlimm gemacht. Sie hielten meinen Starr- ſinn für Tod. Der Kopf wurde ſchwindlig und ich fühle noch Spuren des Paroxysmus, wo ich glaubte, daß mich täglich der Teufel ankrallte. Jch habe hier aufgeſchrieben, um nicht zu vergeſſen, und es iſt das Kürzeſte, ich leſe es Dir im Zuſammenhang vor — nachher von dem Zufall, wie ich dazu gekommen — und dann berathen wir, was zu thun. Du biſt die erſte vernünftige Seele mit der ich über ſo etwas re- den kann, aber ich fürchte, ich trage den Tod im Leibe und überlebe es nicht lange. Wüßte der Böſewicht,
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[0016]
Jemand, um deſſentwillen der Schurke gern Stadt
und Citadelle in die Luft ſprengte. Jch zweifle nicht,
daß er ſelbſt Päſſe von unſeren Generalen in der Taſche
trägt. Es liegt ihm gar zu viel daran, den einen drin-
nen zum Schweigen zu bringen.“
— Was müßte ich thun, wenn er mir noch einmal
begegnen ſollte? —
„Eine Kugel ihm vor den Kopf, das wäre im
Grunde das beſte. Nun wir einmal ſo weit ſind, muß
alles heraus. Es iſt auch eine Erleichterung, wenn
noch Jemand darum weiß. Kein Schloß in den Ar-
dennen kann abgelegener ſein, und zu trüberen Gedan-
ken einladen, als wo mich das Fieber überfiel. Man
ſchickte mich nicht in’s Lazareth; aber was mir an
Pflege dort zu gut kam, hat, was ich anhören mußte,
wieder ſchlimm gemacht. Sie hielten meinen Starr-
ſinn für Tod. Der Kopf wurde ſchwindlig und ich
fühle noch Spuren des Paroxysmus, wo ich glaubte,
daß mich täglich der Teufel ankrallte. Jch habe hier
aufgeſchrieben, um nicht zu vergeſſen, und es iſt das
Kürzeſte, ich leſe es Dir im Zuſammenhang vor —
nachher von dem Zufall, wie ich dazu gekommen —
und dann berathen wir, was zu thun. Du biſt die
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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/16>, abgerufen am 21.03.2023.
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