In dem Gespräch zwischen der Geheimräthin und dem Legationsrath mochte auch schon weit über eine Stunde verstrichen sein. Es war gewissermaßen auch eine Lehrstunde, aber vom ursprünglichen Gegen¬ stande mochten sie ebenfalls weit abgeschweift sein. Wir fanden neulich die Geheimräthin in aigrirter Stimmung auf den bewunderten Mann. Jetzt saßen sie beide im intimsten Seelenverkehr auf dem Kanape. Die Aussöhnung war längst erfolgt. Am Morgen nach der Gesellschaft war er schon vor Mucius und vor Selle dagewesen, er hatte ihr von dem präpa¬ rirten Aether gebracht, der sie wunderbar schnell ge¬ stärkt und hergestellt? Er hatte Mucius durch seine Kenntnisse, die er in bescheidene Fragen einkleidete, überrascht, daß der Doctor beim Weggehen geäußert: "Das ist ein Tausendkünstler, Madam! Den müßten wir setzen lassen, daß er nicht ins Handwerk pfuscht!" Hatte er nicht Selle, der durch das Versehen des Dieners auch bestellt worden, so geschickt in die Con¬
Dreizehntes Kapitel. Auch eine Lehrſtunde.
In dem Geſpräch zwiſchen der Geheimräthin und dem Legationsrath mochte auch ſchon weit über eine Stunde verſtrichen ſein. Es war gewiſſermaßen auch eine Lehrſtunde, aber vom urſprünglichen Gegen¬ ſtande mochten ſie ebenfalls weit abgeſchweift ſein. Wir fanden neulich die Geheimräthin in aigrirter Stimmung auf den bewunderten Mann. Jetzt ſaßen ſie beide im intimſten Seelenverkehr auf dem Kanapé. Die Ausſöhnung war längſt erfolgt. Am Morgen nach der Geſellſchaft war er ſchon vor Mucius und vor Selle dageweſen, er hatte ihr von dem präpa¬ rirten Aether gebracht, der ſie wunderbar ſchnell ge¬ ſtärkt und hergeſtellt? Er hatte Mucius durch ſeine Kenntniſſe, die er in beſcheidene Fragen einkleidete, überraſcht, daß der Doctor beim Weggehen geäußert: „Das iſt ein Tauſendkünſtler, Madam! Den müßten wir ſetzen laſſen, daß er nicht ins Handwerk pfuſcht!“ Hatte er nicht Selle, der durch das Verſehen des Dieners auch beſtellt worden, ſo geſchickt in die Con¬
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Dreizehntes Kapitel.
Auch eine Lehrſtunde.
In dem Geſpräch zwiſchen der Geheimräthin
und dem Legationsrath mochte auch ſchon weit über
eine Stunde verſtrichen ſein. Es war gewiſſermaßen
auch eine Lehrſtunde, aber vom urſprünglichen Gegen¬
ſtande mochten ſie ebenfalls weit abgeſchweift ſein.
Wir fanden neulich die Geheimräthin in aigrirter
Stimmung auf den bewunderten Mann. Jetzt ſaßen
ſie beide im intimſten Seelenverkehr auf dem Kanapé.
Die Ausſöhnung war längſt erfolgt. Am Morgen
nach der Geſellſchaft war er ſchon vor Mucius und
vor Selle dageweſen, er hatte ihr von dem präpa¬
rirten Aether gebracht, der ſie wunderbar ſchnell ge¬
ſtärkt und hergeſtellt? Er hatte Mucius durch ſeine
Kenntniſſe, die er in beſcheidene Fragen einkleidete,
überraſcht, daß der Doctor beim Weggehen geäußert:
„Das iſt ein Tauſendkünſtler, Madam! Den müßten
wir ſetzen laſſen, daß er nicht ins Handwerk pfuſcht!“
Hatte er nicht Selle, der durch das Verſehen des
Dieners auch beſtellt worden, ſo geſchickt in die Con¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. [234]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/244>, abgerufen am 28.03.2024.
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