und meine obscure Person, und die Kleinigkeit, die ich mitbrachte, bald vergessen werde über die großen Opfer, die andere Reichere, auf den Altar des Vaterlandes niederlegen."
"Eigentlich hatte sie recht, sagte Gerresheim, als die Herren wieder in den Wagen stiegen. Das schickte sich nicht für eine Corporation wie der Magistrat von Berlin."
"Was schickt sich denn, und was schickt sich nicht, sagte Köls, wenn das Vaterland in Gefahr ist! Wir mußten aus den Provinzen täglich in den Zeitungen lesen, daß der und der Edelmann seine Rekruten ausstattet, und werthvolle Lieferungen ver¬ spricht, während in der Hauptstadt nicht das geringste geschehen ist. Da war es Pflicht, den ersten besten, der mit einer ansehnlichen Offerte hervortrat, zur Stimulation für die andern zu honoriren."
"Das ist auch meine Ansicht, schloß Büsching. Es ist mit unserm Gemeindewesen überhaupt nicht wie es sollte. Da muß man manches dem Einzelnen überlassen, was eigentlich nicht an ihm wäre."
"Unser Räderwerk ist etwas verrostet, das ist richtig," stimmte Gerresheim bei. Jener fuhr fort:
"Können wir als Corporation etwas thun, um auf das Staatswohl einzuwirken? Weder nach oben, noch nach unten haben wir Einfluß."
"Ist auch nicht unseres Amtes, Herr College, sagte Köls. Und ich sollte meinen, es macht uns schon genug zu schaffen."
und meine obſcure Perſon, und die Kleinigkeit, die ich mitbrachte, bald vergeſſen werde über die großen Opfer, die andere Reichere, auf den Altar des Vaterlandes niederlegen.“
„Eigentlich hatte ſie recht, ſagte Gerresheim, als die Herren wieder in den Wagen ſtiegen. Das ſchickte ſich nicht für eine Corporation wie der Magiſtrat von Berlin.“
„Was ſchickt ſich denn, und was ſchickt ſich nicht, ſagte Köls, wenn das Vaterland in Gefahr iſt! Wir mußten aus den Provinzen täglich in den Zeitungen leſen, daß der und der Edelmann ſeine Rekruten ausſtattet, und werthvolle Lieferungen ver¬ ſpricht, während in der Hauptſtadt nicht das geringſte geſchehen iſt. Da war es Pflicht, den erſten beſten, der mit einer anſehnlichen Offerte hervortrat, zur Stimulation für die andern zu honoriren.“
„Das iſt auch meine Anſicht, ſchloß Büſching. Es iſt mit unſerm Gemeindeweſen überhaupt nicht wie es ſollte. Da muß man manches dem Einzelnen überlaſſen, was eigentlich nicht an ihm wäre.“
„Unſer Räderwerk iſt etwas verroſtet, das iſt richtig,“ ſtimmte Gerresheim bei. Jener fuhr fort:
„Können wir als Corporation etwas thun, um auf das Staatswohl einzuwirken? Weder nach oben, noch nach unten haben wir Einfluß.“
„Iſt auch nicht unſeres Amtes, Herr College, ſagte Köls. Und ich ſollte meinen, es macht uns ſchon genug zu ſchaffen.“
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und meine obſcure Perſon, und die Kleinigkeit, die
ich mitbrachte, bald vergeſſen werde über die
großen Opfer, die andere Reichere, auf den Altar
des Vaterlandes niederlegen.“
„Eigentlich hatte ſie recht, ſagte Gerresheim,
als die Herren wieder in den Wagen ſtiegen. Das
ſchickte ſich nicht für eine Corporation wie der
Magiſtrat von Berlin.“
„Was ſchickt ſich denn, und was ſchickt ſich
nicht, ſagte Köls, wenn das Vaterland in Gefahr
iſt! Wir mußten aus den Provinzen täglich in den
Zeitungen leſen, daß der und der Edelmann ſeine
Rekruten ausſtattet, und werthvolle Lieferungen ver¬
ſpricht, während in der Hauptſtadt nicht das geringſte
geſchehen iſt. Da war es Pflicht, den erſten beſten,
der mit einer anſehnlichen Offerte hervortrat, zur
Stimulation für die andern zu honoriren.“
„Das iſt auch meine Anſicht, ſchloß Büſching.
Es iſt mit unſerm Gemeindeweſen überhaupt nicht
wie es ſollte. Da muß man manches dem Einzelnen
überlaſſen, was eigentlich nicht an ihm wäre.“
„Unſer Räderwerk iſt etwas verroſtet, das iſt
richtig,“ ſtimmte Gerresheim bei. Jener fuhr fort:
„Können wir als Corporation etwas thun, um
auf das Staatswohl einzuwirken? Weder nach oben,
noch nach unten haben wir Einfluß.“
„Iſt auch nicht unſeres Amtes, Herr College,
ſagte Köls. Und ich ſollte meinen, es macht uns
ſchon genug zu ſchaffen.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/199>, abgerufen am 27.05.2023.
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