"Herr, sind Sie des Teufels! Keine Hand ange¬ rührt an meinen theuern Legationsrath! Wollen Sie mir fünftau -- wissen Sie wie hoch die Wechsel sind? -- Herr, Goldmann, daß dich! Nicht rühren an den Mann, bis -- Wollen mich doch nicht ruiniren? -- Und alles bleibt geheim, nicht wahr?"
"Die Wände werden nicht plaudern," sagte der Rittmeister.
Ein deutscher Handschlag, und der Rest der Flasche floß in das Glas des Officiers.
"Also, sagte der Kaufmann, indem er den be¬ wußten Wechsel zum nicht geringen Befremden des Officiers wieder aus der Brieftasche zog. Also auf wie lange wollen Sie ihn prolongirt? -- Denke auf neun Monate. Lieber Gott in neun Monat, was ist da nicht geboren!" Mit einem raschen Schrift¬ zug war die Prolongation erfolgt.
"Sie haben mir 'nen recht großen Gefallen ge¬ than, schloß van Asten. Könnte man alle Geschäfte so schnell abwickeln! Passirt aber auch nur unter Freunden, die sich ganz verstehen. Und wenn Sie sonst zur Equipage noch etwas bedürften, ein hundert oder zwei hundert Thälerchen, klingeln Sie nur, Spandauer-Straße, gleich um die Ecke, das dritte Haus, und dann links, auf dem Hofe ist der Eingang."
„Herr, ſind Sie des Teufels! Keine Hand ange¬ rührt an meinen theuern Legationsrath! Wollen Sie mir fünftau — wiſſen Sie wie hoch die Wechſel ſind? — Herr, Goldmann, daß dich! Nicht rühren an den Mann, bis — Wollen mich doch nicht ruiniren? — Und alles bleibt geheim, nicht wahr?“
„Die Wände werden nicht plaudern,“ ſagte der Rittmeiſter.
Ein deutſcher Handſchlag, und der Reſt der Flaſche floß in das Glas des Officiers.
„Alſo, ſagte der Kaufmann, indem er den be¬ wußten Wechſel zum nicht geringen Befremden des Officiers wieder aus der Brieftaſche zog. Alſo auf wie lange wollen Sie ihn prolongirt? — Denke auf neun Monate. Lieber Gott in neun Monat, was iſt da nicht geboren!“ Mit einem raſchen Schrift¬ zug war die Prolongation erfolgt.
„Sie haben mir 'nen recht großen Gefallen ge¬ than, ſchloß van Aſten. Könnte man alle Geſchäfte ſo ſchnell abwickeln! Paſſirt aber auch nur unter Freunden, die ſich ganz verſtehen. Und wenn Sie ſonſt zur Equipage noch etwas bedürften, ein hundert oder zwei hundert Thälerchen, klingeln Sie nur, Spandauer-Straße, gleich um die Ecke, das dritte Haus, und dann links, auf dem Hofe iſt der Eingang.“
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0099"n="89"/><p>„Herr, ſind Sie des Teufels! Keine Hand ange¬<lb/>
rührt an meinen theuern Legationsrath! Wollen Sie mir<lb/>
fünftau — wiſſen Sie wie hoch die Wechſel ſind? —<lb/>
Herr, Goldmann, daß dich! Nicht rühren an den<lb/>
Mann, bis — Wollen mich doch nicht ruiniren? —<lb/>
Und alles bleibt geheim, nicht wahr?“</p><lb/><p>„Die Wände werden nicht plaudern,“ſagte der<lb/>
Rittmeiſter.</p><lb/><p>Ein deutſcher Handſchlag, und der Reſt der<lb/>
Flaſche floß in das Glas des Officiers.</p><lb/><p>„Alſo, ſagte der Kaufmann, indem er den be¬<lb/>
wußten Wechſel zum nicht geringen Befremden des<lb/>
Officiers wieder aus der Brieftaſche zog. Alſo auf<lb/>
wie lange wollen Sie ihn prolongirt? — Denke<lb/>
auf neun Monate. Lieber Gott in neun Monat,<lb/>
was iſt da nicht geboren!“ Mit einem raſchen Schrift¬<lb/>
zug war die Prolongation erfolgt.</p><lb/><p>„Sie haben mir 'nen recht großen Gefallen ge¬<lb/>
than, ſchloß van Aſten. Könnte man alle Geſchäfte<lb/>ſo ſchnell abwickeln! Paſſirt aber auch nur unter<lb/>
Freunden, die ſich ganz verſtehen. Und wenn Sie<lb/>ſonſt zur Equipage noch etwas bedürften, ein hundert<lb/>
oder zwei hundert Thälerchen, klingeln Sie nur,<lb/>
Spandauer-Straße, gleich um die Ecke, das dritte<lb/>
Haus, und dann links, auf dem Hofe iſt der Eingang.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[89/0099]
„Herr, ſind Sie des Teufels! Keine Hand ange¬
rührt an meinen theuern Legationsrath! Wollen Sie mir
fünftau — wiſſen Sie wie hoch die Wechſel ſind? —
Herr, Goldmann, daß dich! Nicht rühren an den
Mann, bis — Wollen mich doch nicht ruiniren? —
Und alles bleibt geheim, nicht wahr?“
„Die Wände werden nicht plaudern,“ ſagte der
Rittmeiſter.
Ein deutſcher Handſchlag, und der Reſt der
Flaſche floß in das Glas des Officiers.
„Alſo, ſagte der Kaufmann, indem er den be¬
wußten Wechſel zum nicht geringen Befremden des
Officiers wieder aus der Brieftaſche zog. Alſo auf
wie lange wollen Sie ihn prolongirt? — Denke
auf neun Monate. Lieber Gott in neun Monat,
was iſt da nicht geboren!“ Mit einem raſchen Schrift¬
zug war die Prolongation erfolgt.
„Sie haben mir 'nen recht großen Gefallen ge¬
than, ſchloß van Aſten. Könnte man alle Geſchäfte
ſo ſchnell abwickeln! Paſſirt aber auch nur unter
Freunden, die ſich ganz verſtehen. Und wenn Sie
ſonſt zur Equipage noch etwas bedürften, ein hundert
oder zwei hundert Thälerchen, klingeln Sie nur,
Spandauer-Straße, gleich um die Ecke, das dritte
Haus, und dann links, auf dem Hofe iſt der Eingang.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/99>, abgerufen am 05.06.2023.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2023. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.