Die verfinsterte Stirn des Ministers, mit welcher er eingetreten, erheiterte sich nicht, als er das Papier durchlas. Er flog es nur noch über, als er es auf den Tisch fallen ließ.
"Das ist nichts, -- gar nichts."
"Euer Excellenz Ideen --"
"Die Ausführung taugt nichts. Dilettanten¬ arbeit für Herrn Merkel in den Freimüthigen. Oder an die Zeitung da in Leipzig. Wir arbeiten hier nicht für die elegante Welt."
Walter hielt den Hut schon unter dem Arm, und verbeugte sich, den Entlassungswink anticipirend.
"Empfindlich! Das taugt nicht für die Staats¬ carriere."
"Da meine Schrift nichts taugt, kommt wohl darauf nichts mehr an."
"Man darf nicht der Empfindlichkeit nachhängen, wenn man sich berufen fühlt, für das Gemeinwesen thätig zu sein."
Funfzehntes Kapitel. Alles für einen Andern.
Die verfinſterte Stirn des Miniſters, mit welcher er eingetreten, erheiterte ſich nicht, als er das Papier durchlas. Er flog es nur noch über, als er es auf den Tiſch fallen ließ.
„Das iſt nichts, — gar nichts.“
„Euer Excellenz Ideen —“
„Die Ausführung taugt nichts. Dilettanten¬ arbeit für Herrn Merkel in den Freimüthigen. Oder an die Zeitung da in Leipzig. Wir arbeiten hier nicht für die elegante Welt.“
Walter hielt den Hut ſchon unter dem Arm, und verbeugte ſich, den Entlaſſungswink anticipirend.
„Empfindlich! Das taugt nicht für die Staats¬ carriere.“
„Da meine Schrift nichts taugt, kommt wohl darauf nichts mehr an.“
„Man darf nicht der Empfindlichkeit nachhängen, wenn man ſich berufen fühlt, für das Gemeinweſen thätig zu ſein.“
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Funfzehntes Kapitel.
Alles für einen Andern.
Die verfinſterte Stirn des Miniſters, mit welcher
er eingetreten, erheiterte ſich nicht, als er das Papier
durchlas. Er flog es nur noch über, als er es auf
den Tiſch fallen ließ.
„Das iſt nichts, — gar nichts.“
„Euer Excellenz Ideen —“
„Die Ausführung taugt nichts. Dilettanten¬
arbeit für Herrn Merkel in den Freimüthigen. Oder
an die Zeitung da in Leipzig. Wir arbeiten hier
nicht für die elegante Welt.“
Walter hielt den Hut ſchon unter dem Arm,
und verbeugte ſich, den Entlaſſungswink anticipirend.
„Empfindlich! Das taugt nicht für die Staats¬
carriere.“
„Da meine Schrift nichts taugt, kommt wohl
darauf nichts mehr an.“
„Man darf nicht der Empfindlichkeit nachhängen,
wenn man ſich berufen fühlt, für das Gemeinweſen
thätig zu ſein.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. [223]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/233>, abgerufen am 11.12.2023.
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