augenblicklich im Wege stehe, es dem Minister selbst ein Leichtes sein werde, die Königin, die ihn so gern höre, auf andere Gedanken zu bringen.
Auch jener Minister, der ihn einst nach Karls¬ bad wies, würde es eine gute Elaboration genannt haben, um so mehr, als Walter nur die eigenen An¬ sichten des Freiherrn in seinem Vortrage verschmolz. Aber der Schluß traf nicht das Rechte.
"Ich nicht. Ich grade kann, darf darin nichts thun. Ihre Majestät ist empfänglich für Ideen; mit Personalien darf ich ihr nicht kommen."
Ein Ausruf des Secretairs protestirte dagegen.
"Frauen, mein Lieber, wollen besonders behan¬ delt sein, auch die ausgezeichnetsten. In ihren Vor¬ urtheilen gegen Personen gehorchen sie dem Impulse. Sie käme mir wohl mit dem Spruche des Dichters von dem, was sich schickt: Da frage nur bei edlen Frauen nach! Und sie hätte Recht. Schöne Seelen werden nicht durch Gründe, nur durch eine schöne Regung überwunden. Wenn er nicht darauf ein¬ gehen will, was ich ihm sagte, so ist es nichts."
"Es stände in Bovillards Willen?"
"Seine Braut ist die schöne Person, die neulich die Geschichte mit Ihrer Majestät hatte. Ich weiß es bestimmt, die Königin ist, wie hohe Personen sind, für das Mädchen enthusiasmirt; wenn er den Vortheil benutzte --"
Der Minister hielt inne; nicht weil er die Röthe auf Walters Gesicht bemerkte, sondern weil er selbst
augenblicklich im Wege ſtehe, es dem Miniſter ſelbſt ein Leichtes ſein werde, die Königin, die ihn ſo gern höre, auf andere Gedanken zu bringen.
Auch jener Miniſter, der ihn einſt nach Karls¬ bad wies, würde es eine gute Elaboration genannt haben, um ſo mehr, als Walter nur die eigenen An¬ ſichten des Freiherrn in ſeinem Vortrage verſchmolz. Aber der Schluß traf nicht das Rechte.
„Ich nicht. Ich grade kann, darf darin nichts thun. Ihre Majeſtät iſt empfänglich für Ideen; mit Perſonalien darf ich ihr nicht kommen.“
Ein Ausruf des Secretairs proteſtirte dagegen.
„Frauen, mein Lieber, wollen beſonders behan¬ delt ſein, auch die ausgezeichnetſten. In ihren Vor¬ urtheilen gegen Perſonen gehorchen ſie dem Impulſe. Sie käme mir wohl mit dem Spruche des Dichters von dem, was ſich ſchickt: Da frage nur bei edlen Frauen nach! Und ſie hätte Recht. Schöne Seelen werden nicht durch Gründe, nur durch eine ſchöne Regung überwunden. Wenn er nicht darauf ein¬ gehen will, was ich ihm ſagte, ſo iſt es nichts.“
„Es ſtände in Bovillards Willen?“
„Seine Braut iſt die ſchöne Perſon, die neulich die Geſchichte mit Ihrer Majeſtät hatte. Ich weiß es beſtimmt, die Königin iſt, wie hohe Perſonen ſind, für das Mädchen enthuſiasmirt; wenn er den Vortheil benutzte —“
Der Miniſter hielt inne; nicht weil er die Röthe auf Walters Geſicht bemerkte, ſondern weil er ſelbſt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0042"n="32"/>
augenblicklich im Wege ſtehe, es dem Miniſter ſelbſt<lb/>
ein Leichtes ſein werde, die Königin, die ihn ſo gern<lb/>
höre, auf andere Gedanken zu bringen.</p><lb/><p>Auch jener Miniſter, der ihn einſt nach Karls¬<lb/>
bad wies, würde es eine gute Elaboration genannt<lb/>
haben, um ſo mehr, als Walter nur die eigenen An¬<lb/>ſichten des Freiherrn in ſeinem Vortrage verſchmolz.<lb/>
Aber der Schluß traf nicht das Rechte.</p><lb/><p>„Ich nicht. Ich grade kann, darf darin nichts<lb/>
thun. Ihre Majeſtät iſt empfänglich für Ideen; mit<lb/>
Perſonalien darf ich ihr nicht kommen.“</p><lb/><p>Ein Ausruf des Secretairs proteſtirte dagegen.</p><lb/><p>„Frauen, mein Lieber, wollen beſonders behan¬<lb/>
delt ſein, auch die ausgezeichnetſten. In ihren Vor¬<lb/>
urtheilen gegen Perſonen gehorchen ſie dem Impulſe.<lb/>
Sie käme mir wohl mit dem Spruche des Dichters<lb/>
von dem, was ſich ſchickt: Da frage nur bei edlen<lb/>
Frauen nach! Und ſie hätte Recht. Schöne Seelen<lb/>
werden nicht durch Gründe, nur durch eine ſchöne<lb/>
Regung überwunden. Wenn er nicht darauf ein¬<lb/>
gehen will, was ich ihm ſagte, ſo iſt es nichts.“</p><lb/><p>„Es ſtände in Bovillards Willen?“</p><lb/><p>„Seine Braut iſt die ſchöne Perſon, die neulich<lb/>
die Geſchichte mit Ihrer Majeſtät hatte. Ich weiß<lb/>
es beſtimmt, die Königin iſt, wie hohe Perſonen<lb/>ſind, für das Mädchen enthuſiasmirt; wenn er den<lb/>
Vortheil benutzte —“</p><lb/><p>Der Miniſter hielt inne; nicht weil er die Röthe<lb/>
auf Walters Geſicht bemerkte, ſondern weil er ſelbſt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[32/0042]
augenblicklich im Wege ſtehe, es dem Miniſter ſelbſt
ein Leichtes ſein werde, die Königin, die ihn ſo gern
höre, auf andere Gedanken zu bringen.
Auch jener Miniſter, der ihn einſt nach Karls¬
bad wies, würde es eine gute Elaboration genannt
haben, um ſo mehr, als Walter nur die eigenen An¬
ſichten des Freiherrn in ſeinem Vortrage verſchmolz.
Aber der Schluß traf nicht das Rechte.
„Ich nicht. Ich grade kann, darf darin nichts
thun. Ihre Majeſtät iſt empfänglich für Ideen; mit
Perſonalien darf ich ihr nicht kommen.“
Ein Ausruf des Secretairs proteſtirte dagegen.
„Frauen, mein Lieber, wollen beſonders behan¬
delt ſein, auch die ausgezeichnetſten. In ihren Vor¬
urtheilen gegen Perſonen gehorchen ſie dem Impulſe.
Sie käme mir wohl mit dem Spruche des Dichters
von dem, was ſich ſchickt: Da frage nur bei edlen
Frauen nach! Und ſie hätte Recht. Schöne Seelen
werden nicht durch Gründe, nur durch eine ſchöne
Regung überwunden. Wenn er nicht darauf ein¬
gehen will, was ich ihm ſagte, ſo iſt es nichts.“
„Es ſtände in Bovillards Willen?“
„Seine Braut iſt die ſchöne Perſon, die neulich
die Geſchichte mit Ihrer Majeſtät hatte. Ich weiß
es beſtimmt, die Königin iſt, wie hohe Perſonen
ſind, für das Mädchen enthuſiasmirt; wenn er den
Vortheil benutzte —“
Der Miniſter hielt inne; nicht weil er die Röthe
auf Walters Geſicht bemerkte, ſondern weil er ſelbſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/42>, abgerufen am 28.03.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.