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Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sagte im Nachhausegehen, indem Lauson ihn begleitete: Ihr habt Recht, Gevatter, es liegt in der Oekonomie, was wir Glück nennen. Wer nicht auf dem rechten Markt feil bietet, was er hat, führt die Fortuna nicht nach Haus.

Wie's schon geschrieben steht, fiel Lauson ein: Du sollst dein Licht leuchten lassen vor den Leuten, und nicht im Keller.

Der Sarmate bringt es zu nichts, fuhr Jener fort, anscheinend mehr seinem Gedankenlaufe folgend, als daß er sich um die Fortsetzung des Gesprächs mit dem Freunde kümmerte. Er giebt nur aus und sammelt nichts, und wie reich er auch ist, an Talenten, Geld, Muth, Land, es gestaltet sich zu nichts. Wir Handvoll Deutsche hier, die der Zufall, der Handelsgeist, oder der Fanatismus unserer Vorväter an diesen Küsten aussä'te, wurden gezwungen, unter der sarmatischen, lettischen, finnischen Bevölkerung zusammenzuhalten; der Oekonomie, mit der wir zu Werke gingen, verdanken wir unsere Existenz, unsern Wohlstand. Nun aber scheinen wir berufen, durch das genaue Wirthschaften mit unsern Kräften nicht uns allein zu schützen und erhalten, sondern auf die Andern einzuwirken. Der germanische Einfluß erstreckt sich von den baltischen Küsten durch unermeßliche Landstriche bis in das ferne Asien. Zwei deutsche Reiche blühen hier unmittelbar im Lande der alten Preußen und Kuren, ein Deutscher sitzt auf dem Throne der Polen, und mehr und mehr erheben sich deutsche Köpfe neuordnend, schaffend, regierend, im weiten Rußland.

sagte im Nachhausegehen, indem Lauson ihn begleitete: Ihr habt Recht, Gevatter, es liegt in der Oekonomie, was wir Glück nennen. Wer nicht auf dem rechten Markt feil bietet, was er hat, führt die Fortuna nicht nach Haus.

Wie's schon geschrieben steht, fiel Lauson ein: Du sollst dein Licht leuchten lassen vor den Leuten, und nicht im Keller.

Der Sarmate bringt es zu nichts, fuhr Jener fort, anscheinend mehr seinem Gedankenlaufe folgend, als daß er sich um die Fortsetzung des Gesprächs mit dem Freunde kümmerte. Er giebt nur aus und sammelt nichts, und wie reich er auch ist, an Talenten, Geld, Muth, Land, es gestaltet sich zu nichts. Wir Handvoll Deutsche hier, die der Zufall, der Handelsgeist, oder der Fanatismus unserer Vorväter an diesen Küsten aussä'te, wurden gezwungen, unter der sarmatischen, lettischen, finnischen Bevölkerung zusammenzuhalten; der Oekonomie, mit der wir zu Werke gingen, verdanken wir unsere Existenz, unsern Wohlstand. Nun aber scheinen wir berufen, durch das genaue Wirthschaften mit unsern Kräften nicht uns allein zu schützen und erhalten, sondern auf die Andern einzuwirken. Der germanische Einfluß erstreckt sich von den baltischen Küsten durch unermeßliche Landstriche bis in das ferne Asien. Zwei deutsche Reiche blühen hier unmittelbar im Lande der alten Preußen und Kuren, ein Deutscher sitzt auf dem Throne der Polen, und mehr und mehr erheben sich deutsche Köpfe neuordnend, schaffend, regierend, im weiten Rußland.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/12>, abgerufen am 29.03.2024.