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Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

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Die Geschichte der Zellengranula.1

Seitdem von Dujardin die contraktile Substanz oder Sar¬
kode entdeckt war, hat dieselbe in Bezug auf die Deutung ihres
Wesens und ihrer Verbreitung gar mannigfache Wandlungen
erfahren. Dujardin selbst nahm an, dass sie den niederen
Thieren zukomme.

Bald darauf, es sind jetzt gerade 50 Jahre her, fanden
Schleiden und Schwann, dass sich der Körper aller Pflanzen
und Thiere aus kleinen Territorien aufbaue, welche Zellen ge¬
nannt wurden; die Substanz der Zellen selbst aber wurde in
ihren wesentlichen Eigenschaften bald als übereinstimmend in
allen Organismen erkannt und für dieselbe der Ausdruck Proto¬
plasma gefunden.

Was ist Protoplasma? Hugo von Mohl, welcher diesen Aus¬
druck aufbrachte, definirt dasselbe als eine zähflüssige mit Körn¬
chen gemengte Substanz; die Körnchen können auch fehlen und
es bleibt dann eine gleichförmige durchscheinende Masse übrig.2

Diese Definition des Protoplasmas hat ihre Geltung im
Wesentlichen bis auf den heutigen Tag behalten. So bezeich¬
nete Max Schultze3 dasselbe als zähflüssig, zerlegbar in eine
glasartig durchsichtige Grundsubstanz und die zahlreich ein¬
gebetteten Körnchen; die letzteren können auch fehlen und die
homogene Grundsubstanz übrig lassen. Brücke4, indem er den

1 Vergl. meinen Vortrag: Zur Geschichte der Zelltheorien. Leipzig 1889.
2 H. von Mohl, Ueber die Saftbewegung im Innern der Zellen. Bo¬
tanische Zeitung 1846, S. 74 u. 90.
3 Max Schultze, Ueber Muskelkörperchen und das, was man eine
Zelle zu nennen habe. Archiv für Anatomie und Physiologie 1861, S. 9.
4 Ernst Brücke, Die Elementarorganismen. Wiener Sitzungsberichte 1861.
Altmann. Elementarorganismen. 1
I
Die Geschichte der Zellengranula.1

Seitdem von Dujardin die contraktile Substanz oder Sar¬
kode entdeckt war, hat dieselbe in Bezug auf die Deutung ihres
Wesens und ihrer Verbreitung gar mannigfache Wandlungen
erfahren. Dujardin selbst nahm an, dass sie den niederen
Thieren zukomme.

Bald darauf, es sind jetzt gerade 50 Jahre her, fanden
Schleiden und Schwann, dass sich der Körper aller Pflanzen
und Thiere aus kleinen Territorien aufbaue, welche Zellen ge¬
nannt wurden; die Substanz der Zellen selbst aber wurde in
ihren wesentlichen Eigenschaften bald als übereinstimmend in
allen Organismen erkannt und für dieselbe der Ausdruck Proto¬
plasma gefunden.

Was ist Protoplasma? Hugo von Mohl, welcher diesen Aus¬
druck aufbrachte, definirt dasselbe als eine zähflüssige mit Körn¬
chen gemengte Substanz; die Körnchen können auch fehlen und
es bleibt dann eine gleichförmige durchscheinende Masse übrig.2

Diese Definition des Protoplasmas hat ihre Geltung im
Wesentlichen bis auf den heutigen Tag behalten. So bezeich¬
nete Max Schultze3 dasselbe als zähflüssig, zerlegbar in eine
glasartig durchsichtige Grundsubstanz und die zahlreich ein¬
gebetteten Körnchen; die letzteren können auch fehlen und die
homogene Grundsubstanz übrig lassen. Brücke4, indem er den

1 Vergl. meinen Vortrag: Zur Geschichte der Zelltheorien. Leipzig 1889.
2 H. von Mohl, Ueber die Saftbewegung im Innern der Zellen. Bo¬
tanische Zeitung 1846, S. 74 u. 90.
3 Max Schultze, Ueber Muskelkörperchen und das, was man eine
Zelle zu nennen habe. Archiv für Anatomie und Physiologie 1861, S. 9.
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[[1]/0017] I Die Geschichte der Zellengranula. 1 Seitdem von Dujardin die contraktile Substanz oder Sar¬ kode entdeckt war, hat dieselbe in Bezug auf die Deutung ihres Wesens und ihrer Verbreitung gar mannigfache Wandlungen erfahren. Dujardin selbst nahm an, dass sie den niederen Thieren zukomme. Bald darauf, es sind jetzt gerade 50 Jahre her, fanden Schleiden und Schwann, dass sich der Körper aller Pflanzen und Thiere aus kleinen Territorien aufbaue, welche Zellen ge¬ nannt wurden; die Substanz der Zellen selbst aber wurde in ihren wesentlichen Eigenschaften bald als übereinstimmend in allen Organismen erkannt und für dieselbe der Ausdruck Proto¬ plasma gefunden. Was ist Protoplasma? Hugo von Mohl, welcher diesen Aus¬ druck aufbrachte, definirt dasselbe als eine zähflüssige mit Körn¬ chen gemengte Substanz; die Körnchen können auch fehlen und es bleibt dann eine gleichförmige durchscheinende Masse übrig. 2 Diese Definition des Protoplasmas hat ihre Geltung im Wesentlichen bis auf den heutigen Tag behalten. So bezeich¬ nete Max Schultze 3 dasselbe als zähflüssig, zerlegbar in eine glasartig durchsichtige Grundsubstanz und die zahlreich ein¬ gebetteten Körnchen; die letzteren können auch fehlen und die homogene Grundsubstanz übrig lassen. Brücke 4, indem er den 1 Vergl. meinen Vortrag: Zur Geschichte der Zelltheorien. Leipzig 1889. 2 H. von Mohl, Ueber die Saftbewegung im Innern der Zellen. Bo¬ tanische Zeitung 1846, S. 74 u. 90. 3 Max Schultze, Ueber Muskelkörperchen und das, was man eine Zelle zu nennen habe. Archiv für Anatomie und Physiologie 1861, S. 9. 4 Ernst Brücke, Die Elementarorganismen. Wiener Sitzungsberichte 1861. Altmann. Elementarorganismen. 1

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Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/17>, abgerufen am 28.03.2024.