Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Anhalt-Köthen, Ludwig von]: Kurtzer Bericht Von der Fruchtbringenden Gesellschafft Vorhaben. [s. l.], 1628.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] E. H. Z. S.
Der Bittersüsse.

[Spaltenumbruch] 19.
Eine Jüden Kirsche mit jhrem
Häußlein auffget han.
[Spaltenumbruch] Auff beyde Recht.[Ende Spaltensatz]
1619.
Wenn man die Jüdenkirsch mit blosser hand anrühret/
Wird wie gall bitter sie/ den süssen schmack verliehret:
Drumb bin ich Bitter-süfz genant auff beyde Recht/
Weil in der bösen Welt/ man nicht soll seyn so schlecht.
Wenn man ein frommes hertz in seiner ruhe lesset/
Vnd mit dem sticheln nicht den zorn herausser presset/
So bleibt es in seim thun gelinde/ süß und gut/
Hiergegen wehrt sich der/ der keinem leid sonst thut.
[Beginn Spaltensatz] C. B. V. H. Z. D.
Der Heilende.

[Spaltenumbruch] 20.
Der Dictam mit seiner
Blumen.
[Spaltenumbruch] Von Natur und Kräfften.[Ende Spaltensatz]
Der Hirsch wann er verwundt/ zum Dictam sich verfüget.
Die krafft er von Natur wol weiß/ so drinnen lieget:
Daher hat erst der mensch diß heilend kraut erkant/
Darvon ich Heilend mich/ ohn ursach nicht genant.
Von kräfften und Natur soll man die laster heilen/
Was nicht taug/ schneiden ab/ und muß man darmit eilen/
Auff daß die Tugend hoch die beste frucht vorbring/
Vnd es der gantzen Welt zum rechten nutz geling.
[Beginn Spaltensatz] F. V. S.
Der Langsame.

[Spaltenumbruch] 21.
Ein ausschlahend er Maulbeerbaum.
[Spaltenumbruch] In rechter zeit.[Ende Spaltensatz]
Der Maulbeerbaum zuletzt die knospen thut auslassen
Langsam zur winterszeit die blätter auch verlassen/
Der Langsam ich genant drumb bin zu rechter zeit/
Weil von Natur er weiß wann frost noch hinden leit.
Gesch winde guts zu thun sich allzuwol nicht schicket/
Man fangs an mit bedacht auffs best es so gelücket/
Doch muß man haben acht stets auff die rechte zeit/
Dann wer sie einst verleurt/ dem bleibt sie allzu weit.
Der
B iij

[Beginn Spaltensatz] E. H. Z. S.
Der Bitterſuͤſſe.

[Spaltenumbruch] 19.
Eine Juͤden Kirſche mit jhrem
Haͤußlein auffget han.
[Spaltenumbruch] Auff beyde Recht.[Ende Spaltensatz]
1619.
Wenn man die Juͤdenkirſch mit bloſſer hand anruͤhret/
Wird wie gall bitter ſie/ den ſuͤſſen ſchmack verliehret:
Drumb bin ich Bitter-ſuͤfz genant auff beyde Recht/
Weil in der boͤſen Welt/ man nicht ſoll ſeyn ſo ſchlecht.
Wenn man ein frommes hertz in ſeiner ruhe leſſet/
Vnd mit dem ſticheln nicht den zorn herauſſer preſſet/
So bleibt es in ſeim thun gelinde/ ſuͤß und gut/
Hiergegen wehrt ſich der/ der keinem leid ſonſt thut.
[Beginn Spaltensatz] C. B. V. H. Z. D.
Der Heilende.

[Spaltenumbruch] 20.
Der Dictam mit ſeiner
Blumen.
[Spaltenumbruch] Von Natur und Kraͤfften.[Ende Spaltensatz]
Der Hirſch wann er verwundt/ zum Dictam ſich verfuͤget.
Die krafft er von Natur wol weiß/ ſo drinnen lieget:
Daher hat erſt der menſch diß heilend kraut erkant/
Darvon ich Heilend mich/ ohn urſach nicht genant.
Von kraͤfften und Natur ſoll man die laſter heilen/
Was nicht taug/ ſchneiden ab/ und muß man darmit eilen/
Auff daß die Tugend hoch die beſte frucht vorbring/
Vnd es der gantzen Welt zum rechten nutz geling.
[Beginn Spaltensatz] F. V. S.
Der Langſame.

[Spaltenumbruch] 21.
Ein ausſchlahend er Maulbeerbaum.
[Spaltenumbruch] In rechter zeit.[Ende Spaltensatz]
Der Maulbeerbaum zuletzt die knoſpen thut auslaſſen
Langſam zur winterszeit die blaͤtter auch verlaſſen/
Der Langſam ich genant drumb bin zu rechter zeit/
Weil von Natur er weiß wann froſt noch hinden leit.
Geſch winde guts zu thun ſich allzuwol nicht ſchicket/
Man fangs an mit bedacht auffs beſt es ſo geluͤcket/
Doch muß man haben acht ſtets auff die rechte zeit/
Dann wer ſie einſt verleurt/ dem bleibt ſie allzu weit.
Der
B iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0015"/>
        <lg type="poem">
          <head><lb/><cb type="start"/><hi rendition="#fr">E. H. Z. S.<lb/>
Der Bitter&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi><lb/><cb/>
19.<lb/>
Eine Ju&#x0364;den Kir&#x017F;che mit jhrem<lb/>
Ha&#x0364;ußlein auffget han.<lb/><cb/>
Auff beyde Recht.<cb type="end"/>
</head>
          <note place="right">1619.</note><lb/>
          <l>Wenn man die Ju&#x0364;denkir&#x017F;ch mit blo&#x017F;&#x017F;er hand anru&#x0364;hret/</l><lb/>
          <l>Wird wie gall bitter &#x017F;ie/ den &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chmack verliehret:</l><lb/>
          <l>Drumb bin ich <hi rendition="#fr">Bitter-&#x017F;u&#x0364;fz</hi> genant auff beyde Recht/</l><lb/>
          <l>Weil in der bo&#x0364;&#x017F;en Welt/ man nicht &#x017F;oll &#x017F;eyn &#x017F;o &#x017F;chlecht.</l><lb/>
          <l>Wenn man ein frommes hertz in &#x017F;einer ruhe le&#x017F;&#x017F;et/</l><lb/>
          <l>Vnd mit dem &#x017F;ticheln nicht den zorn herau&#x017F;&#x017F;er pre&#x017F;&#x017F;et/</l><lb/>
          <l>So bleibt es in &#x017F;eim thun gelinde/ &#x017F;u&#x0364;ß und gut/</l><lb/>
          <l>Hiergegen wehrt &#x017F;ich der/ der keinem leid &#x017F;on&#x017F;t thut.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><cb type="start"/><hi rendition="#fr">C. B. V. H. Z. D.<lb/>
Der Heilende.</hi><lb/><cb/>
20.<lb/>
Der Dictam mit &#x017F;einer<lb/>
Blumen.<lb/><cb/>
Von Natur und Kra&#x0364;fften.<cb type="end"/>
</head><lb/>
          <l>Der Hir&#x017F;ch wann er verwundt/ zum Dictam &#x017F;ich verfu&#x0364;get.</l><lb/>
          <l>Die krafft er von Natur wol weiß/ &#x017F;o drinnen lieget:</l><lb/>
          <l>Daher hat er&#x017F;t der men&#x017F;ch diß heilend kraut erkant/</l><lb/>
          <l>Darvon ich Heilend mich/ ohn ur&#x017F;ach nicht genant.</l><lb/>
          <l>Von kra&#x0364;fften und Natur &#x017F;oll man die la&#x017F;ter heilen/</l><lb/>
          <l>Was nicht taug/ &#x017F;chneiden ab/ und muß man darmit eilen/</l><lb/>
          <l>Auff daß die Tugend hoch die be&#x017F;te frucht vorbring/</l><lb/>
          <l>Vnd es der gantzen Welt zum rechten nutz geling.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><cb type="start"/><hi rendition="#fr">F. V. S.<lb/>
Der Lang&#x017F;ame.</hi><lb/><cb/>
21.<lb/>
Ein aus&#x017F;chlahend er Maulbeerbaum.<lb/><cb/>
In rechter zeit.<cb type="end"/>
</head><lb/>
          <l>Der Maulbeerbaum zuletzt die kno&#x017F;pen thut ausla&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Lang&#x017F;am zur winterszeit die bla&#x0364;tter auch verla&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Der <hi rendition="#fr">Lang&#x017F;am</hi> ich genant drumb bin zu rechter zeit/</l><lb/>
          <l>Weil von Natur er weiß wann fro&#x017F;t noch hinden leit.</l><lb/>
          <l>Ge&#x017F;ch winde guts zu thun &#x017F;ich allzuwol nicht &#x017F;chicket/</l><lb/>
          <l>Man fangs an mit bedacht auffs be&#x017F;t es &#x017F;o gelu&#x0364;cket/</l><lb/>
          <l>Doch muß man haben acht &#x017F;tets auff die rechte zeit/</l><lb/>
          <l>Dann wer &#x017F;ie ein&#x017F;t verleurt/ dem bleibt &#x017F;ie allzu weit.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">B iij</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0015] E. H. Z. S. Der Bitterſuͤſſe. 19. Eine Juͤden Kirſche mit jhrem Haͤußlein auffget han. Auff beyde Recht. Wenn man die Juͤdenkirſch mit bloſſer hand anruͤhret/ Wird wie gall bitter ſie/ den ſuͤſſen ſchmack verliehret: Drumb bin ich Bitter-ſuͤfz genant auff beyde Recht/ Weil in der boͤſen Welt/ man nicht ſoll ſeyn ſo ſchlecht. Wenn man ein frommes hertz in ſeiner ruhe leſſet/ Vnd mit dem ſticheln nicht den zorn herauſſer preſſet/ So bleibt es in ſeim thun gelinde/ ſuͤß und gut/ Hiergegen wehrt ſich der/ der keinem leid ſonſt thut. C. B. V. H. Z. D. Der Heilende. 20. Der Dictam mit ſeiner Blumen. Von Natur und Kraͤfften. Der Hirſch wann er verwundt/ zum Dictam ſich verfuͤget. Die krafft er von Natur wol weiß/ ſo drinnen lieget: Daher hat erſt der menſch diß heilend kraut erkant/ Darvon ich Heilend mich/ ohn urſach nicht genant. Von kraͤfften und Natur ſoll man die laſter heilen/ Was nicht taug/ ſchneiden ab/ und muß man darmit eilen/ Auff daß die Tugend hoch die beſte frucht vorbring/ Vnd es der gantzen Welt zum rechten nutz geling. F. V. S. Der Langſame. 21. Ein ausſchlahend er Maulbeerbaum. In rechter zeit. Der Maulbeerbaum zuletzt die knoſpen thut auslaſſen Langſam zur winterszeit die blaͤtter auch verlaſſen/ Der Langſam ich genant drumb bin zu rechter zeit/ Weil von Natur er weiß wann froſt noch hinden leit. Geſch winde guts zu thun ſich allzuwol nicht ſchicket/ Man fangs an mit bedacht auffs beſt es ſo geluͤcket/ Doch muß man haben acht ſtets auff die rechte zeit/ Dann wer ſie einſt verleurt/ dem bleibt ſie allzu weit. Der B iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das zugrundeliegende Exemplar weist einen Fehler … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/anhaltkoethen_fruchtbringende_1628
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/anhaltkoethen_fruchtbringende_1628/15
Zitationshilfe: [Anhalt-Köthen, Ludwig von]: Kurtzer Bericht Von der Fruchtbringenden Gesellschafft Vorhaben. [s. l.], 1628, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anhaltkoethen_fruchtbringende_1628/15>, abgerufen am 18.04.2024.