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Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

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pelt a da ob'n eine, und hernzet mich d'halb Ewigkeit: daß
mei Himmel z'theuer war'. J möcht nur frag'n: ob sich's a
auszahlt? Wann no die Andern bräver war'n --! Bin ich
denn so sündig?
Dusterer (fährt empor). Fragst no -- fragst no, Grillhofer,
ob'd sündig bist?! Solltst net frag'n, Grillhofer, Du net, Du
vor alle Andern net, -- sollst darnach frag'n; Du bist's
Grillhofer, und schon wie! Beispielmäßig laß Dir sag'n, auf
der Alm im Fruhjahr, wann sich der Schnee ballt, fliegt so
a Malefizvogel, -- meint selber nix Args -- vom Astl oba
und nimmt sich a Maul voll Schnee -- und denkt blos er
thut sein Schnabel a Gutthat, paar Bröckeln rutschen weiter,
es wird a Kügerl draus, aus der Kugel a Knödl, aus'm
Knödel a Bünkel wie a Fuder Heu, dös torkelt allweil Thal
obi, immer größer und größer und raumt n'Wald mit, haut
abi in's Thal und die Lavin is fertig. So a Unglücksvogel
bist a Du, Grillhofer!
(Schenkt ein) Bist auch Du! Frag net
ob d'sündig bist! Denk an die Riesler Magdalen', was vor
fünfundzwan'g Jahr in Dein Dienst war, wie mein Schwester,
Dein Weib, Gott hab's selig, noch g'lebt hat, denk an die
Riesler Magdalen', sag ich, dö hast Du a in's Kugeln bracht,
daß in's Rollen käma und in die siedige Höll h'neing'fall'n
is und wer weiß wie viel Seel'n mitg'rissen hat. Neamand
hat mehr was von ihr d'erfahr'n, die fufzgi*) Mal ist's vom
G'richt z'wegn einer Erbschaft aufg'fordert word'n, verschollen
is's blieb'n. Grillhofer, aber am Tag des Gerichts, da wird
Alles an's Licht zog'n, da wird sich herausstellen, was Du
Alles ang'stellt hast in sündhafter Begehrlichkeit; Grillhofer,
wann da Sachen an's ewige Licht kommen, was uns gar net
träumt. Wann's g'fragt wird, wer is Schuld an Deiner
armen Seel'verderbnuß? Grillhofer, Schwoger, nöt um a
Million möcht ich da an Deiner Stell unbußfertiger vor
Gottes Thron steh'n, nöt um a Million.
Grillhofer. Hätt ihr doch nachfrag'n soll'n.
Dusterer. No wohl -- no wohl! Aber hizt is's z'spat,
g'schehn is g'schehn. Ich wollt Dir's ehnder net sag'n, aber
heunt Nacht hat mir wieder von ihr traumt, wie's da g'sessen
*) Fünfzig.
pelt a da ob’n eine, und hernzet mich d’halb Ewigkeit: daß
mei Himmel z’theuer war’. J möcht nur frag’n: ob ſich’s a
auszahlt? Wann no die Andern bräver war’n —! Bin ich
denn ſo ſündig?
Duſterer (fährt empor). Fragſt no — fragſt no, Grillhofer,
ob’d ſündig biſt?! Solltſt net frag’n, Grillhofer, Du net, Du
vor alle Andern net, — ſollſt darnach frag’n; Du biſt’s
Grillhofer, und ſchon wie! Beiſpielmäßig laß Dir ſag’n, auf
der Alm im Fruhjahr, wann ſich der Schnee ballt, fliegt ſo
a Malefizvogel, — meint ſelber nix Args — vom Aſtl oba
und nimmt ſich a Maul voll Schnee — und denkt blos er
thut ſein Schnabel a Gutthat, paar Bröckeln rutſchen weiter,
es wird a Kügerl draus, aus der Kugel a Knödl, aus’m
Knödel a Bünkel wie a Fuder Heu, dös torkelt allweil Thal
obi, immer größer und größer und raumt n’Wald mit, haut
abi in’s Thal und die Lavin is fertig. So a Unglücksvogel
biſt a Du, Grillhofer!
(Schenkt ein) Biſt auch Du! Frag net
ob d’ſündig biſt! Denk an die Riesler Magdalen’, was vor
fünfundzwan’g Jahr in Dein Dienſt war, wie mein Schweſter,
Dein Weib, Gott hab’s ſelig, noch g’lebt hat, denk an die
Riesler Magdalen’, ſag ich, dö haſt Du a in’s Kugeln bracht,
daß in’s Rollen käma und in die ſiedige Höll h’neing’fall’n
is und wer weiß wie viel Seel’n mitg’riſſen hat. Neamand
hat mehr was von ihr d’erfahr’n, die fufzgi*) Mal iſt’s vom
G’richt z’wegn einer Erbſchaft aufg’fordert word’n, verſchollen
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Alles an’s Licht zog’n, da wird ſich herausſtellen, was Du
Alles ang’ſtellt haſt in ſündhafter Begehrlichkeit; Grillhofer,
wann da Sachen an’s ewige Licht kommen, was uns gar net
träumt. Wann’s g’fragt wird, wer is Schuld an Deiner
armen Seel’verderbnuß? Grillhofer, Schwoger, nöt um a
Million möcht ich da an Deiner Stell unbußfertiger vor
Gottes Thron ſteh’n, nöt um a Million.
Grillhofer. Hätt ihr doch nachfrag’n ſoll’n.
Duſterer. No wohl — no wohl! Aber hizt is’s z’ſpat,
g’ſchehn is g’ſchehn. Ich wollt Dir’s ehnder net ſag’n, aber
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*) Fünfzig.
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Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/24>, abgerufen am 29.03.2024.