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Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

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Von der Liebe
Leibeigen des Zorns/ des Neids/ des
Geitzes/ Wuchers vnd Mammons/
Hoffart/ Lügen vnd Verleumbdunge.
Die Liebe machet jn alles dessen frey/
vnd lest sich also nicht vberwinden von
den schendlichen Lastern/ der ist ein rech-
2. Cor. 3.ter freyer in Christo durch den Geist der
Freyheit. Denn wo der Geist ist/ da ist
Freyheit. Ein solcher Mensch/ d in der
Liebe Christi wandelt/ der ist kein leibei-
Geist Got
tes ernew-
ret/ reini-
get/ ma-
chet das
Hertz frey
gener Sündenknecht vnd leibeigener d
fleischlichen Affecten vnd begierden mehr/
denn der Geist der Liebe Gottes hat jn
gefreyet vnd gereiniget von fleischlichen
Lüsten. Nun sehen wir/ wie die Liebe
Gottes sich vber alle Menschen erstreckt
Spiegel
der allge-
meinen
Liebe.
welches er nit allein in seinem Wort/
sondern auch in der gantzen Natur be-
zeuget. Denn er hat den Menschen den
Himmel in gemein gegeben/ der bedecket
sie alle/ der ist mein vnd meines Nechsien/
Also die Sonne ist mein vnd meines
Brudern/ es muß der höchste so wol als
der Nidrigste von d allgemeinen Son-
nen/ Lufft/ Erde vnd Wasser leben. Wie

es nun

Von der Liebe
Leibeigen des Zorns/ des Neids/ des
Geitzes/ Wuchers vnd Mammons/
Hoffart/ Luͤgen vnd Verleumbdunge.
Die Liebe machet jn alles deſſen frey/
vnd leſt ſich alſo nicht vberwinden von
den ſchendlichẽ Laſtern/ der iſt ein rech-
2. Cor. 3.ter freyer in Chriſto durch den Geiſt der
Freyheit. Denn wo der Geiſt iſt/ da iſt
Freyheit. Ein ſolcher Menſch/ ď in der
Liebe Chriſti wandelt/ der iſt kein leibei-
Geiſt Got
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Hertz frey
gener Suͤndenknecht vnd leibeigener ď
fleiſchlichẽ Affecten vñ begierdẽ mehr/
denn der Geiſt der Liebe Gottes hat jn
gefreyet vnd gereiniget von fleiſchlichẽ
Luͤſten. Nun ſehen wir/ wie die Liebe
Gottes ſich vber alle Menſchẽ erſtreckt
Spiegel
der allge-
meinen
Liebe.
welches er nit allein in ſeinem Wort/
ſondern auch in der gantzen Natur be-
zeuget. Denn er hat den Menſchen den
Himmel in gemein gegebẽ/ der bedecket
ſie alle/ der iſt mein vñ meines Nechſiẽ/
Alſo die Sonne iſt mein vnd meines
Brudern/ es muß der hoͤchſte ſo wol als
der Nidrigſte von ď allgemeinen Son-
nen/ Lufft/ Erde vñ Waſſer leben. Wie

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[258/0290] Von der Liebe Leibeigen des Zorns/ des Neids/ des Geitzes/ Wuchers vnd Mammons/ Hoffart/ Luͤgen vnd Verleumbdunge. Die Liebe machet jn alles deſſen frey/ vnd leſt ſich alſo nicht vberwinden von den ſchendlichẽ Laſtern/ der iſt ein rech- ter freyer in Chriſto durch den Geiſt der Freyheit. Denn wo der Geiſt iſt/ da iſt Freyheit. Ein ſolcher Menſch/ ď in der Liebe Chriſti wandelt/ der iſt kein leibei- gener Suͤndenknecht vnd leibeigener ď fleiſchlichẽ Affecten vñ begierdẽ mehr/ denn der Geiſt der Liebe Gottes hat jn gefreyet vnd gereiniget von fleiſchlichẽ Luͤſten. Nun ſehen wir/ wie die Liebe Gottes ſich vber alle Menſchẽ erſtreckt welches er nit allein in ſeinem Wort/ ſondern auch in der gantzen Natur be- zeuget. Denn er hat den Menſchen den Himmel in gemein gegebẽ/ der bedecket ſie alle/ der iſt mein vñ meines Nechſiẽ/ Alſo die Sonne iſt mein vnd meines Brudern/ es muß der hoͤchſte ſo wol als der Nidrigſte von ď allgemeinen Son- nen/ Lufft/ Erde vñ Waſſer leben. Wie es nun 2. Cor. 3. Geiſt Got tes ernew- ret/ reini- get/ ma- chet das Hertz frey Spiegel der allge- meinen Liebe.

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/290>, abgerufen am 24.04.2024.