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Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

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Die Liebe des Schöpffers
wie den Joseph für des Potiphars
Weibe.

Daß ein Mensch diese Welt so lieb
hat/ kömpt nur daher/ daß er nie ge-
schmecket hat die Liebe Gottes/ Daß
ein Mensch seinen Nechsten hasset/ nei-
det/ betreugt/ verfortheilet/ kömpt nur
daher/ daß er die liebe Gottes nicht
hat. Woher kömpt so viel Sorgen vnd
Lieblig-
keit vnnd
Freund-
ligkeit der
Liebe Got
tes.
Gremen? Nur daher/ daß man Gott
nicht hertzlich lieb hat. Denn die liebe
Gottes ist so lieblich vnd süsse/ daß sie
einen Menschen in allen Trübsalen/
auch mitten im Tode freudig vnd ge-
trost machet.


Eigen-
schafft der
Liebe.

Der liebe Art ist/ daß sie das allein
groß achtet/ daß sie lieb hat/ vnd vergist
alles/ auff daß sie nur das geliebte mö-
ge erlangen. Warumb vergist denn ein
Mensch nicht alles/ was in der Welt
ist/ Ehr/ Wollust vnd Reichthumb/
auff daß er Gott allein haben möge/
weil er spricht/ er liebe Gott? Das ha-
ben vorzeiten gethan die Heiligen Got-
tes/ welche der liebe Gottes vnd dersel-

ben

Die Liebe des Schoͤpffers
wie den Joſeph fuͤr des Potiphars
Weibe.

Daß ein Menſch dieſe Welt ſo lieb
hat/ koͤmpt nur daher/ daß er nie ge-
ſchmecket hat die Liebe Gottes/ Daß
ein Menſch ſeinen Nechſten haſſet/ nei-
det/ betreugt/ verfortheilet/ koͤmpt nur
daher/ daß er die liebe Gottes nicht
hat. Woher koͤmpt ſo viel Sorgen vnd
Lieblig-
keit vnnd
Freund-
ligkeit der
Liebe Got
tes.
Gremen? Nur daher/ daß man Gott
nicht hertzlich lieb hat. Denn die liebe
Gottes iſt ſo lieblich vnd ſuͤſſe/ daß ſie
einen Menſchen in allen Truͤbſalen/
auch mitten im Tode freudig vnd ge-
troſt machet.


Eigen-
ſchafft der
Liebe.

Der liebe Art iſt/ daß ſie das allein
groß achtet/ daß ſie lieb hat/ vnd vergiſt
alles/ auff daß ſie nur das geliebte moͤ-
ge erlangen. Warumb vergiſt denn ein
Menſch nicht alles/ was in der Welt
iſt/ Ehr/ Wolluſt vnd Reichthumb/
auff daß er Gott allein haben moͤge/
weil er ſpricht/ er liebe Gott? Das ha-
ben vorzeitẽ gethan die Heiligen Got-
tes/ welche der liebe Gottes vnd derſel-

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[290/0322] Die Liebe des Schoͤpffers wie den Joſeph fuͤr des Potiphars Weibe. Daß ein Menſch dieſe Welt ſo lieb hat/ koͤmpt nur daher/ daß er nie ge- ſchmecket hat die Liebe Gottes/ Daß ein Menſch ſeinen Nechſten haſſet/ nei- det/ betreugt/ verfortheilet/ koͤmpt nur daher/ daß er die liebe Gottes nicht hat. Woher koͤmpt ſo viel Sorgen vnd Gremen? Nur daher/ daß man Gott nicht hertzlich lieb hat. Denn die liebe Gottes iſt ſo lieblich vnd ſuͤſſe/ daß ſie einen Menſchen in allen Truͤbſalen/ auch mitten im Tode freudig vnd ge- troſt machet. Lieblig- keit vnnd Freund- ligkeit der Liebe Got tes. Der liebe Art iſt/ daß ſie das allein groß achtet/ daß ſie lieb hat/ vnd vergiſt alles/ auff daß ſie nur das geliebte moͤ- ge erlangen. Warumb vergiſt denn ein Menſch nicht alles/ was in der Welt iſt/ Ehr/ Wolluſt vnd Reichthumb/ auff daß er Gott allein haben moͤge/ weil er ſpricht/ er liebe Gott? Das ha- ben vorzeitẽ gethan die Heiligen Got- tes/ welche der liebe Gottes vnd derſel- ben

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/322>, abgerufen am 05.05.2024.