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Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

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Die Liebe des Schöpffers
Warumb
alle Crea-
turen gut
seyn.
Gut in seinem Wesen. Alle Creatur
sind gut/ darumb daß sie ein kleines
Füncklein vnd Tröpfflein von der gü-
tigkeit Gottes empfangen haben/ Vnd
ist doch solches mit vielen Vnuolkom-
menheiten vmbgeben.

Warumb liebestu nun Gott nicht
vielmehr/ den Vrsprung vnd Brunnen/
vnd die höchste Vollkommenheit alles
gutes/ der wesentlich gut ist/ vnd alles
Gott ist
alles gut
wesentlich
gutes in allen Dingen Vrsprung ist?
Je weniger von d Erde/ oder jrrdische
Schwere ein Ding etwas an sich hat/
je leichter es ist/ vnd je ehe es sich in die
Höhe erhebet: Also je mehr ein mensch-
Irrdisch
Gemüt
schwer
Gemüt.
lich Hertz mit irrdischen Dingen be-
schweret ist/ je weniger es sich empor
heben kan/ vnd in der Liebe Gottes sich
erfrewen/ je weniger Weltliebe je
mehr Gottes Liebe/ je mehr Liebe des
Nechsten/ diese sind nicht gescheiden.

Daraus folget/ daß wer Gott liebet/
der liebet auch den Nechsten/ vnd wer
Gott beleidiget/ der beleidiget auch den
Nechsten.


Das

Die Liebe des Schoͤpffers
Warumb
alle Crea-
turen gut
ſeyn.
Gut in ſeinem Weſen. Alle Creatur
ſind gut/ darumb daß ſie ein kleines
Fuͤncklein vnd Troͤpfflein von der guͤ-
tigkeit Gottes empfangen haben/ Vnd
iſt doch ſolches mit vielen Vnuolkom-
menheiten vmbgeben.

Warumb liebeſtu nun Gott nicht
vielmehr/ den Vrſprung vnd Brunnẽ/
vnd die hoͤchſte Vollkommenheit alles
gutes/ der weſentlich gut iſt/ vnd alles
Gott iſt
alles gut
weſentlich
gutes in allen Dingen Vrſprung iſt?
Je weniger von ď Erde/ oder jrrdiſche
Schwere ein Ding etwas an ſich hat/
je leichter es iſt/ vnd je ehe es ſich in die
Hoͤhe erhebet: Alſo je mehr ein menſch-
Irrdiſch
Gemuͤt
ſchwer
Gemuͤt.
lich Hertz mit irrdiſchen Dingen be-
ſchweret iſt/ je weniger es ſich empor
heben kan/ vnd in der Liebe Gottes ſich
erfrewen/ je weniger Weltliebe je
mehr Gottes Liebe/ je mehr Liebe des
Nechſten/ dieſe ſind nicht geſcheiden.

Daraus folget/ daß wer Gott liebet/
der liebet auch den Nechſten/ vnd wer
Gott beleidiget/ der beleidiget auch den
Nechſten.


Das
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[292/0324] Die Liebe des Schoͤpffers Gut in ſeinem Weſen. Alle Creatur ſind gut/ darumb daß ſie ein kleines Fuͤncklein vnd Troͤpfflein von der guͤ- tigkeit Gottes empfangen haben/ Vnd iſt doch ſolches mit vielen Vnuolkom- menheiten vmbgeben. Warumb alle Crea- turen gut ſeyn. Warumb liebeſtu nun Gott nicht vielmehr/ den Vrſprung vnd Brunnẽ/ vnd die hoͤchſte Vollkommenheit alles gutes/ der weſentlich gut iſt/ vnd alles gutes in allen Dingen Vrſprung iſt? Je weniger von ď Erde/ oder jrrdiſche Schwere ein Ding etwas an ſich hat/ je leichter es iſt/ vnd je ehe es ſich in die Hoͤhe erhebet: Alſo je mehr ein menſch- lich Hertz mit irrdiſchen Dingen be- ſchweret iſt/ je weniger es ſich empor heben kan/ vnd in der Liebe Gottes ſich erfrewen/ je weniger Weltliebe je mehr Gottes Liebe/ je mehr Liebe des Nechſten/ dieſe ſind nicht geſcheiden. Gott iſt alles gut weſentlich Irrdiſch Gemuͤt ſchwer Gemuͤt. Daraus folget/ daß wer Gott liebet/ der liebet auch den Nechſten/ vnd wer Gott beleidiget/ der beleidiget auch den Nechſten. Das

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/324>, abgerufen am 25.04.2024.