Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 4. Magdeburg, 1610.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

was er in jhm selhst hat.

terworffen/ dem Menschen dienen solten
wenn nichts vnsterbliches vnd ewiges
im Menschen wehre? Derhalben so
muß im Menschen etwas vnsterbliches
sein/ dieses aber ist nicht der Leib/ weil
derselbe stirbet/ darumb muß etwas an-
ders im Menschen sein/ das vnsterblich
ist/ welchs die Seele genant wird/ dar-Dem ge-
dienet
wird ist
grösser
als der da
dienet.
umb weil der der da dienet nicht grösser
sein kan vnd muß/ denn dem er dienet/
derhalben so muß im Menschen etwas
sein das grösser herrlicher/ vnuergeng-
licher/ vnsterblicher ist/ denn alle Him-
lische Cörper/ sonst wehre es gar eine
wiederwertige ordnung/ ja es wehre
keine ordnung vnd gantz vmbgekert/ vnd
were wieder die gantze Natur wenn die
Himlischen Cörper/ die nach jhrer art
vntödlichen sein/ einem tödlichen Men-
schen dienen müsten/ in dem keine vn-
sterbliche Seele wehre/ dieweil dieSeele sol
sich nicht
hengen
an irdische
dinge.
Seel nun vnsterblich ist. So sol sie
auch keine gemeinschafft haben mit
den tödlichen dingen/ so vnter dem

Himmel

was er in jhm ſelhſt hat.

terworffen/ dem Menſchen dienẽ ſolten
wenn nichts vnſterbliches vnd ewiges
im Menſchen wehre? Derhalben ſo
muß im Menſchen etwas vnſterbliches
ſein/ dieſes aber iſt nicht der Leib/ weil
derſelbe ſtirbet/ darumb muß etwas an-
ders im Menſchen ſein/ das vnſterblich
iſt/ welchs die Seele genant wird/ dar-Dem ge-
dienet
wird iſt
groͤſſer
als der da
dienet.
umb weil der der da dienet nicht groͤſſer
ſein kan vnd muß/ denn dem er dienet/
derhalben ſo muß im Menſchen etwas
ſein das groͤſſer herrlicher/ vnuergeng-
licher/ vnſterblicher iſt/ denn alle Him-
liſche Coͤrper/ ſonſt wehre es gar eine
wiederwertige ordnung/ ja es wehre
keine ordnung vñ gantz vmbgekert/ vñ
were wieder die gantze Natur wenn die
Himliſchen Coͤrper/ die nach jhrer art
vntoͤdlichẽ ſein/ einem toͤdlichen Men-
ſchen dienen muͤſten/ in dem keine vn-
ſterbliche Seele wehre/ dieweil dieSeele ſol
ſich nicht
hengen
an irdiſche
dinge.
Seel nun vnſterblich iſt. So ſol ſie
auch keine gemeinſchafft haben mit
den toͤdlichen dingen/ ſo vnter dem

Himmel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0257" n="235"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">was er in jhm &#x017F;elh&#x017F;t hat.</hi></fw><lb/>
terworffen/ dem Men&#x017F;chen diene&#x0303; &#x017F;olten<lb/>
wenn nichts vn&#x017F;terbliches vnd ewiges<lb/>
im Men&#x017F;chen wehre? Derhalben &#x017F;o<lb/>
muß im Men&#x017F;chen etwas vn&#x017F;terbliches<lb/>
&#x017F;ein/ die&#x017F;es aber i&#x017F;t nicht der Leib/ weil<lb/>
der&#x017F;elbe &#x017F;tirbet/ darumb muß etwas an-<lb/>
ders im Men&#x017F;chen &#x017F;ein/ das vn&#x017F;terblich<lb/>
i&#x017F;t/ welchs die Seele genant wird/ dar-<note place="right">Dem ge-<lb/>
dienet<lb/>
wird i&#x017F;t<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
als der da<lb/>
dienet.</note><lb/>
umb weil der der da dienet nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;ein kan vnd muß/ denn dem er dienet/<lb/>
derhalben &#x017F;o muß im Men&#x017F;chen etwas<lb/>
&#x017F;ein das gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er herrlicher/ vnuergeng-<lb/>
licher/ vn&#x017F;terblicher i&#x017F;t/ denn alle Him-<lb/>
li&#x017F;che Co&#x0364;rper/ &#x017F;on&#x017F;t wehre es gar eine<lb/>
wiederwertige ordnung/ ja es wehre<lb/>
keine ordnung vn&#x0303; gantz vmbgekert/ vn&#x0303;<lb/>
were wieder die gantze Natur wenn die<lb/>
Himli&#x017F;chen Co&#x0364;rper/ die nach jhrer art<lb/>
vnto&#x0364;dliche&#x0303; &#x017F;ein/ einem to&#x0364;dlichen Men-<lb/>
&#x017F;chen dienen mu&#x0364;&#x017F;ten/ in dem keine vn-<lb/>
&#x017F;terbliche Seele wehre/ dieweil die<note place="right">Seele &#x017F;ol<lb/>
&#x017F;ich nicht<lb/>
hengen<lb/>
an irdi&#x017F;che<lb/>
dinge.</note><lb/>
Seel nun vn&#x017F;terblich i&#x017F;t. So &#x017F;ol &#x017F;ie<lb/>
auch keine gemein&#x017F;chafft haben mit<lb/>
den to&#x0364;dlichen dingen/ &#x017F;o vnter dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Himmel</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[235/0257] was er in jhm ſelhſt hat. terworffen/ dem Menſchen dienẽ ſolten wenn nichts vnſterbliches vnd ewiges im Menſchen wehre? Derhalben ſo muß im Menſchen etwas vnſterbliches ſein/ dieſes aber iſt nicht der Leib/ weil derſelbe ſtirbet/ darumb muß etwas an- ders im Menſchen ſein/ das vnſterblich iſt/ welchs die Seele genant wird/ dar- umb weil der der da dienet nicht groͤſſer ſein kan vnd muß/ denn dem er dienet/ derhalben ſo muß im Menſchen etwas ſein das groͤſſer herrlicher/ vnuergeng- licher/ vnſterblicher iſt/ denn alle Him- liſche Coͤrper/ ſonſt wehre es gar eine wiederwertige ordnung/ ja es wehre keine ordnung vñ gantz vmbgekert/ vñ were wieder die gantze Natur wenn die Himliſchen Coͤrper/ die nach jhrer art vntoͤdlichẽ ſein/ einem toͤdlichen Men- ſchen dienen muͤſten/ in dem keine vn- ſterbliche Seele wehre/ dieweil die Seel nun vnſterblich iſt. So ſol ſie auch keine gemeinſchafft haben mit den toͤdlichen dingen/ ſo vnter dem Himmel Dem ge- dienet wird iſt groͤſſer als der da dienet. Seele ſol ſich nicht hengen an irdiſche dinge.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum04_1610
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum04_1610/257
Zitationshilfe:	Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 4. Magdeburg, 1610, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum04_1610/257>, abgerufen am 25.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.