Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Und dieser Bischof ich merken kann,
Das ist auch wohl ein kluger Mann,
Ich wills also bewinden,
Welch Vogel sich selbst die Federn ausrupft,
Den wird der Winter zwingen.
"Gedenke edler Fürste gut,
"Gedenkt an euren eignen Muth,
"Kürzlich will ichs entdecken,
"Die edele Stadt Magdeburg
"Ist frey auf allen Ecken."
Der Burgermeister also sprach,
Als er vor die Gemeine trat:
"Berichtet, denn ich frage,
"Uns will ein Krieg hieraus entstehn.
"Was thut ihr hiezu sagen."
Die Gemeinde sprach auch wiederum,
Gebt euren treuen Rath dazu,
Dabey so wolln wir bleiben,
Wir haben des Gelds und Guts genug,
Wir wagens mit unserm Leibe.
"Wenn die Bachmühlen stille stehn,
"Die großen Wasser in Wellen gehn,
"Das ist allzeit zu loben,
"Der Sperling flieget in den Dohm,
"Der Falke schwebet oben.
"Ihr lieben Bürger lobelich
"Nun merket mich auch allzugleich.
"Was ich euch hab gesungen,
Und dieſer Biſchof ich merken kann,
Das iſt auch wohl ein kluger Mann,
Ich wills alſo bewinden,
Welch Vogel ſich ſelbſt die Federn ausrupft,
Den wird der Winter zwingen.
„Gedenke edler Fuͤrſte gut,
„Gedenkt an euren eignen Muth,
„Kuͤrzlich will ichs entdecken,
„Die edele Stadt Magdeburg
„Iſt frey auf allen Ecken.“
Der Burgermeiſter alſo ſprach,
Als er vor die Gemeine trat:
„Berichtet, denn ich frage,
„Uns will ein Krieg hieraus entſtehn.
„Was thut ihr hiezu ſagen.“
Die Gemeinde ſprach auch wiederum,
Gebt euren treuen Rath dazu,
Dabey ſo wolln wir bleiben,
Wir haben des Gelds und Guts genug,
Wir wagens mit unſerm Leibe.
„Wenn die Bachmuͤhlen ſtille ſtehn,
„Die großen Waſſer in Wellen gehn,
„Das iſt allzeit zu loben,
„Der Sperling flieget in den Dohm,
„Der Falke ſchwebet oben.
„Ihr lieben Buͤrger lobelich
„Nun merket mich auch allzugleich.
„Was ich euch hab geſungen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0120" n="108"/>
            <lg n="5">
              <l>Und die&#x017F;er Bi&#x017F;chof ich merken kann,</l><lb/>
              <l>Das i&#x017F;t auch wohl ein kluger Mann,</l><lb/>
              <l>Ich wills al&#x017F;o bewinden,</l><lb/>
              <l>Welch Vogel &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t die Federn ausrupft,</l><lb/>
              <l>Den wird der Winter zwingen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>&#x201E;Gedenke edler Fu&#x0364;r&#x017F;te gut,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Gedenkt an euren eignen Muth,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ku&#x0364;rzlich will ichs entdecken,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die edele Stadt Magdeburg</l><lb/>
              <l>&#x201E;I&#x017F;t frey auf allen Ecken.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Der Burgermei&#x017F;ter al&#x017F;o &#x017F;prach,</l><lb/>
              <l>Als er vor die Gemeine trat:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Berichtet, denn ich frage,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Uns will ein Krieg hieraus ent&#x017F;tehn.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Was thut ihr hiezu &#x017F;agen.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Die Gemeinde &#x017F;prach auch wiederum,</l><lb/>
              <l>Gebt euren treuen Rath dazu,</l><lb/>
              <l>Dabey &#x017F;o wolln wir bleiben,</l><lb/>
              <l>Wir haben des Gelds und Guts genug,</l><lb/>
              <l>Wir wagens mit un&#x017F;erm Leibe.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>&#x201E;Wenn die Bachmu&#x0364;hlen &#x017F;tille &#x017F;tehn,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die großen Wa&#x017F;&#x017F;er in Wellen gehn,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Das i&#x017F;t allzeit zu loben,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Der Sperling flieget in den Dohm,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Der Falke &#x017F;chwebet oben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>&#x201E;Ihr lieben Bu&#x0364;rger lobelich</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nun merket mich auch allzugleich.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Was ich euch hab ge&#x017F;ungen,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0120] Und dieſer Biſchof ich merken kann, Das iſt auch wohl ein kluger Mann, Ich wills alſo bewinden, Welch Vogel ſich ſelbſt die Federn ausrupft, Den wird der Winter zwingen. „Gedenke edler Fuͤrſte gut, „Gedenkt an euren eignen Muth, „Kuͤrzlich will ichs entdecken, „Die edele Stadt Magdeburg „Iſt frey auf allen Ecken.“ Der Burgermeiſter alſo ſprach, Als er vor die Gemeine trat: „Berichtet, denn ich frage, „Uns will ein Krieg hieraus entſtehn. „Was thut ihr hiezu ſagen.“ Die Gemeinde ſprach auch wiederum, Gebt euren treuen Rath dazu, Dabey ſo wolln wir bleiben, Wir haben des Gelds und Guts genug, Wir wagens mit unſerm Leibe. „Wenn die Bachmuͤhlen ſtille ſtehn, „Die großen Waſſer in Wellen gehn, „Das iſt allzeit zu loben, „Der Sperling flieget in den Dohm, „Der Falke ſchwebet oben. „Ihr lieben Buͤrger lobelich „Nun merket mich auch allzugleich. „Was ich euch hab geſungen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/120
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/120>, abgerufen am 19.04.2024.