Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Kaiser die ganze Schanz ausreit,
Der Büchsen-Meister in kurzer Zeit
Thät da gar tapfer schiessen,
Wol unter die Landgräfischen Reiter gut,
Sie schossen hinauf mit frischem Muth,
Es thät sie sehr verdriessen.
"O Ingolstadt du gemauert Hauß,
"Das hätt ich dir doch nit vertraut,
"Das du zu mir hätst geschossen."
So sprach der Landgraff zum Schertel gut,
"Die Stadt ist uns nit wolgemut,
"Wir wollen nicht darauf bauen.
Der Landgraf warf die Augen auf,
Aus mancher Büchse gieng der Rauch,
Ich hör das man thut schiessen;
Da sprach der Landgraf zum Schertel gewandt:
"Wir verschiessen Leut, Ehr und Land,
"Nit länger wölln wir harren."
Der Kaiser sprach die Deutschen an,
Verhieß ihn auch bey seiner Kron,
Von hier wollt er nit weichen,
Dieweil ihm Gott das Leben leiht,
Glück, Ehr und Sieg in Ewigkeit,
Christus von Himmelreichen.
Der Schertel sprach die Reisigen an:
"Wendt euch ihr lieben Reitersmann,
"Weicht ab von diesem Schiessen,
Der Kaiſer die ganze Schanz ausreit,
Der Buͤchſen-Meiſter in kurzer Zeit
Thaͤt da gar tapfer ſchieſſen,
Wol unter die Landgraͤfiſchen Reiter gut,
Sie ſchoſſen hinauf mit friſchem Muth,
Es thaͤt ſie ſehr verdrieſſen.
„O Ingolſtadt du gemauert Hauß,
„Das haͤtt ich dir doch nit vertraut,
„Das du zu mir haͤtſt geſchoſſen.“
So ſprach der Landgraff zum Schertel gut,
„Die Stadt iſt uns nit wolgemut,
„Wir wollen nicht darauf bauen.
Der Landgraf warf die Augen auf,
Aus mancher Buͤchſe gieng der Rauch,
Ich hoͤr das man thut ſchieſſen;
Da ſprach der Landgraf zum Schertel gewandt:
„Wir verſchieſſen Leut, Ehr und Land,
„Nit laͤnger woͤlln wir harren.“
Der Kaiſer ſprach die Deutſchen an,
Verhieß ihn auch bey ſeiner Kron,
Von hier wollt er nit weichen,
Dieweil ihm Gott das Leben leiht,
Gluͤck, Ehr und Sieg in Ewigkeit,
Chriſtus von Himmelreichen.
Der Schertel ſprach die Reiſigen an:
„Wendt euch ihr lieben Reitersmann,
„Weicht ab von dieſem Schieſſen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0129" n="117"/>
            <lg n="5">
              <l>Der Kai&#x017F;er die ganze Schanz ausreit,</l><lb/>
              <l>Der Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Mei&#x017F;ter in kurzer Zeit</l><lb/>
              <l>Tha&#x0364;t da gar tapfer &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Wol unter die Landgra&#x0364;fi&#x017F;chen Reiter gut,</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en hinauf mit fri&#x017F;chem Muth,</l><lb/>
              <l>Es tha&#x0364;t &#x017F;ie &#x017F;ehr verdrie&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>&#x201E;O Ingol&#x017F;tadt du gemauert Hauß,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Das ha&#x0364;tt ich dir doch nit vertraut,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Das du zu mir ha&#x0364;t&#x017F;t ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</l><lb/>
              <l>So &#x017F;prach der Landgraff zum Schertel gut,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die Stadt i&#x017F;t uns nit wolgemut,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wir wollen nicht darauf bauen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Der Landgraf warf die Augen auf,</l><lb/>
              <l>Aus mancher Bu&#x0364;ch&#x017F;e gieng der Rauch,</l><lb/>
              <l>Ich ho&#x0364;r das man thut &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;prach der Landgraf zum Schertel gewandt:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wir ver&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en Leut, Ehr und Land,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nit la&#x0364;nger wo&#x0364;lln wir harren.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Der Kai&#x017F;er &#x017F;prach die Deut&#x017F;chen an,</l><lb/>
              <l>Verhieß ihn auch bey &#x017F;einer Kron,</l><lb/>
              <l>Von hier wollt er nit weichen,</l><lb/>
              <l>Dieweil ihm Gott das Leben leiht,</l><lb/>
              <l>Glu&#x0364;ck, Ehr und Sieg in Ewigkeit,</l><lb/>
              <l>Chri&#x017F;tus von Himmelreichen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Der Schertel &#x017F;prach die Rei&#x017F;igen an:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wendt euch ihr lieben Reitersmann,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Weicht ab von die&#x017F;em Schie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0129] Der Kaiſer die ganze Schanz ausreit, Der Buͤchſen-Meiſter in kurzer Zeit Thaͤt da gar tapfer ſchieſſen, Wol unter die Landgraͤfiſchen Reiter gut, Sie ſchoſſen hinauf mit friſchem Muth, Es thaͤt ſie ſehr verdrieſſen. „O Ingolſtadt du gemauert Hauß, „Das haͤtt ich dir doch nit vertraut, „Das du zu mir haͤtſt geſchoſſen.“ So ſprach der Landgraff zum Schertel gut, „Die Stadt iſt uns nit wolgemut, „Wir wollen nicht darauf bauen. Der Landgraf warf die Augen auf, Aus mancher Buͤchſe gieng der Rauch, Ich hoͤr das man thut ſchieſſen; Da ſprach der Landgraf zum Schertel gewandt: „Wir verſchieſſen Leut, Ehr und Land, „Nit laͤnger woͤlln wir harren.“ Der Kaiſer ſprach die Deutſchen an, Verhieß ihn auch bey ſeiner Kron, Von hier wollt er nit weichen, Dieweil ihm Gott das Leben leiht, Gluͤck, Ehr und Sieg in Ewigkeit, Chriſtus von Himmelreichen. Der Schertel ſprach die Reiſigen an: „Wendt euch ihr lieben Reitersmann, „Weicht ab von dieſem Schieſſen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/129
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/129>, abgerufen am 28.03.2024.