Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Seine Tochter wolt er berathen,
Sie rissn und splissen wie zwei wilde Thier,
Hamburger Bier trunken sie gerne.

Störtebecher der sprach alzuhand:
Die West-See ist mir wol bekannt,
Das will ich uns wol holen;
Die reichen Kaufleut von Hamburg
Die sollen das Gelach bezahlen.
Sie liefen ostwerts längst des Lick:
Hamburg, Hamburg thu deinen Fleiß,
An uns kannst du nichts gewinnen,
Was wir auch wollen bei dir thun,
Das wolln wir bald beginnen.
Und das erhört ein schneller Both,
Der war von klugem Rath,
Kam in Hamburg gelaufen,
Er fragte nach des ältsten Bürgemeistern Haus,
Den Rath fand er zu Hausse.
"Ihr lieben Herrn all durch Gott,
"Nehmt diese Red nicht auf für Spott,
"Die ich euch wil sagen,
"Die Feinde liegen euch nahe bei,
"Sie liegen am wilden Have.
"Die Feinde liegen euch hart vor der Thür,
"Des habt ihr edlen Herrn zweier Kühr,
"Sie liegen dar' am Sande,
"Last ihr sie wieder von hinnen ziehn,
"Des habt ihr Hamburger Schande."

Seine Tochter wolt er berathen,
Sie riſſn und ſpliſſen wie zwei wilde Thier,
Hamburger Bier trunken ſie gerne.

Stoͤrtebecher der ſprach alzuhand:
Die Weſt-See iſt mir wol bekannt,
Das will ich uns wol holen;
Die reichen Kaufleut von Hamburg
Die ſollen das Gelach bezahlen.
Sie liefen oſtwerts laͤngſt des Lick:
Hamburg, Hamburg thu deinen Fleiß,
An uns kannſt du nichts gewinnen,
Was wir auch wollen bei dir thun,
Das wolln wir bald beginnen.
Und das erhoͤrt ein ſchneller Both,
Der war von klugem Rath,
Kam in Hamburg gelaufen,
Er fragte nach des aͤltſten Buͤrgemeiſtern Haus,
Den Rath fand er zu Hauſſe.
„Ihr lieben Herrn all durch Gott,
„Nehmt dieſe Red nicht auf fuͤr Spott,
„Die ich euch wil ſagen,
„Die Feinde liegen euch nahe bei,
„Sie liegen am wilden Have.
„Die Feinde liegen euch hart vor der Thuͤr,
„Des habt ihr edlen Herrn zweier Kuͤhr,
„Sie liegen dar' am Sande,
„Laſt ihr ſie wieder von hinnen ziehn,
„Des habt ihr Hamburger Schande.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <pb facs="#f0180" n="168"/>
              <l>Seine Tochter wolt er berathen,</l><lb/>
              <l>Sie ri&#x017F;&#x017F;n und &#x017F;pli&#x017F;&#x017F;en wie zwei wilde Thier,</l><lb/>
              <l>Hamburger Bier trunken &#x017F;ie gerne.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Sto&#x0364;rtebecher der &#x017F;prach alzuhand:</l><lb/>
              <l>Die We&#x017F;t-See i&#x017F;t mir wol bekannt,</l><lb/>
              <l>Das will ich uns wol holen;</l><lb/>
              <l>Die reichen Kaufleut von Hamburg</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;ollen das Gelach bezahlen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Sie liefen o&#x017F;twerts la&#x0364;ng&#x017F;t des Lick:</l><lb/>
              <l>Hamburg, Hamburg thu deinen Fleiß,</l><lb/>
              <l>An uns kann&#x017F;t du nichts gewinnen,</l><lb/>
              <l>Was wir auch wollen bei dir thun,</l><lb/>
              <l>Das wolln wir bald beginnen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Und das erho&#x0364;rt ein &#x017F;chneller Both,</l><lb/>
              <l>Der war von klugem Rath,</l><lb/>
              <l>Kam in Hamburg gelaufen,</l><lb/>
              <l>Er fragte nach des a&#x0364;lt&#x017F;ten Bu&#x0364;rgemei&#x017F;tern Haus,</l><lb/>
              <l>Den Rath fand er zu Hau&#x017F;&#x017F;e.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>&#x201E;Ihr lieben Herrn all durch Gott,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nehmt die&#x017F;e Red nicht auf fu&#x0364;r Spott,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die ich euch wil &#x017F;agen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die Feinde liegen euch nahe bei,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Sie liegen am wilden Have.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>&#x201E;Die Feinde liegen euch hart vor der Thu&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Des habt ihr edlen Herrn zweier Ku&#x0364;hr,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Sie liegen dar' am Sande,</l><lb/>
              <l>&#x201E;La&#x017F;t ihr &#x017F;ie wieder von hinnen ziehn,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Des habt ihr Hamburger Schande.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0180] Seine Tochter wolt er berathen, Sie riſſn und ſpliſſen wie zwei wilde Thier, Hamburger Bier trunken ſie gerne. Stoͤrtebecher der ſprach alzuhand: Die Weſt-See iſt mir wol bekannt, Das will ich uns wol holen; Die reichen Kaufleut von Hamburg Die ſollen das Gelach bezahlen. Sie liefen oſtwerts laͤngſt des Lick: Hamburg, Hamburg thu deinen Fleiß, An uns kannſt du nichts gewinnen, Was wir auch wollen bei dir thun, Das wolln wir bald beginnen. Und das erhoͤrt ein ſchneller Both, Der war von klugem Rath, Kam in Hamburg gelaufen, Er fragte nach des aͤltſten Buͤrgemeiſtern Haus, Den Rath fand er zu Hauſſe. „Ihr lieben Herrn all durch Gott, „Nehmt dieſe Red nicht auf fuͤr Spott, „Die ich euch wil ſagen, „Die Feinde liegen euch nahe bei, „Sie liegen am wilden Have. „Die Feinde liegen euch hart vor der Thuͤr, „Des habt ihr edlen Herrn zweier Kuͤhr, „Sie liegen dar' am Sande, „Laſt ihr ſie wieder von hinnen ziehn, „Des habt ihr Hamburger Schande.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/180
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/180>, abgerufen am 25.04.2024.