Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

In mein schneeweißes Angesicht,
Ich muste schier erblinden.

Mit Büchern schlugen sie mich dumm,
Und krazten mich und krallten,
Und zogen mich beim Haar herum,
Zur Thür hinaus mich brallten.
Sie wollte klagen noch viel mehr,
Ein Thürlein thät erklingen,
Ein Critikus kam ganz grad daher,
Davon that sie sich schwingen.


Würde der Schreiber.

(Moralische Gassenhauer. S. 18.)

Papiers Natur ist Rauschen,
Und rauschen kann es viel,
Leicht kann man es belauschen,
Denn es stets rauschen will.
Es rauscht an allen Orten,
Wo sein ein Bißlein ist,
Also auch die Gelehrten
Rauschen ohn alle List.
Aus Lumpen thut man machen,
Des edlen Schreibers Zeug,
Es möcht wohl jemand lachen,
Führwahr ich dir nicht leug.
Alt Hadern rein gewaschen,
Dazu man brauchen thut,

In mein ſchneeweißes Angeſicht,
Ich muſte ſchier erblinden.

Mit Buͤchern ſchlugen ſie mich dumm,
Und krazten mich und krallten,
Und zogen mich beim Haar herum,
Zur Thuͤr hinaus mich brallten.
Sie wollte klagen noch viel mehr,
Ein Thuͤrlein thaͤt erklingen,
Ein Critikus kam ganz grad daher,
Davon that ſie ſich ſchwingen.


Wuͤrde der Schreiber.

(Moraliſche Gaſſenhauer. S. 18.)

Papiers Natur iſt Rauſchen,
Und rauſchen kann es viel,
Leicht kann man es belauſchen,
Denn es ſtets rauſchen will.
Es rauſcht an allen Orten,
Wo ſein ein Bißlein iſt,
Alſo auch die Gelehrten
Rauſchen ohn alle Liſt.
Aus Lumpen thut man machen,
Des edlen Schreibers Zeug,
Es moͤcht wohl jemand lachen,
Fuͤhrwahr ich dir nicht leug.
Alt Hadern rein gewaſchen,
Dazu man brauchen thut,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="10">
              <pb facs="#f0019" n="7"/>
              <l>In mein &#x017F;chneeweißes Ange&#x017F;icht,</l><lb/>
              <l>Ich mu&#x017F;te &#x017F;chier erblinden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Mit Bu&#x0364;chern &#x017F;chlugen &#x017F;ie mich dumm,</l><lb/>
              <l>Und krazten mich und krallten,</l><lb/>
              <l>Und zogen mich beim Haar herum,</l><lb/>
              <l>Zur Thu&#x0364;r hinaus mich brallten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Sie wollte klagen noch viel mehr,</l><lb/>
              <l>Ein Thu&#x0364;rlein tha&#x0364;t erklingen,</l><lb/>
              <l>Ein Critikus kam ganz grad daher,</l><lb/>
              <l>Davon that &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;chwingen.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Wu&#x0364;rde der Schreiber</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Morali&#x017F;che Ga&#x017F;&#x017F;enhauer. S. 18.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">P</hi>apiers Natur i&#x017F;t Rau&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Und rau&#x017F;chen kann es viel,</l><lb/>
              <l>Leicht kann man es belau&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Denn es &#x017F;tets rau&#x017F;chen will.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Es rau&#x017F;cht an allen Orten,</l><lb/>
              <l>Wo &#x017F;ein ein Bißlein i&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Al&#x017F;o auch die Gelehrten</l><lb/>
              <l>Rau&#x017F;chen ohn alle Li&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Aus Lumpen thut man machen,</l><lb/>
              <l>Des edlen Schreibers Zeug,</l><lb/>
              <l>Es mo&#x0364;cht wohl jemand lachen,</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;hrwahr ich dir nicht leug.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Alt Hadern rein gewa&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Dazu man brauchen thut,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0019] In mein ſchneeweißes Angeſicht, Ich muſte ſchier erblinden. Mit Buͤchern ſchlugen ſie mich dumm, Und krazten mich und krallten, Und zogen mich beim Haar herum, Zur Thuͤr hinaus mich brallten. Sie wollte klagen noch viel mehr, Ein Thuͤrlein thaͤt erklingen, Ein Critikus kam ganz grad daher, Davon that ſie ſich ſchwingen. Wuͤrde der Schreiber. (Moraliſche Gaſſenhauer. S. 18.) Papiers Natur iſt Rauſchen, Und rauſchen kann es viel, Leicht kann man es belauſchen, Denn es ſtets rauſchen will. Es rauſcht an allen Orten, Wo ſein ein Bißlein iſt, Alſo auch die Gelehrten Rauſchen ohn alle Liſt. Aus Lumpen thut man machen, Des edlen Schreibers Zeug, Es moͤcht wohl jemand lachen, Fuͤhrwahr ich dir nicht leug. Alt Hadern rein gewaſchen, Dazu man brauchen thut,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/19
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/19>, abgerufen am 15.10.2024.